Weser-Kurier 01.02.2008

"Das ist eine Katastrophe für den Fußball"


Nach dem Pokal-Aus von Werder II schimpft Trainer Wolter über die Regel mit dem passiven Abseits

Von Stefan Freye

BREMEN. Gut geschlafen hat Thomas Wolter ja nach dem Pokal-Achtelfinalspiel von Werder II gegen den VfB Stuttgart. Nur die gewünschte Folge der Nachruhe wollte sich einfach nicht einstellen. "Du stehst auf und hast trotzdem verloren", sagte der Trainer gestern Morgen. Es machte sich noch keine richtige Freude über die starke Leistung beim 2:3 (0:3) gegen den deutschen Meister breit.

Weder beim Trainer noch bei den Spielern. Die waren nach dem Spiel vielleicht zufrieden, dass sie über weite Strecken die bessere Mannschaften stellten. Doch am Ende überwog auch bei den Hauptdarstellern des finalen Pokalauftritts der Frust über die verpasste Chance. "Allerdings ist er nach diesem Spielverlauf etwas geringer", fand Max Kruse. Dass man die Niederlage kaum als leistungsgerecht bezeichnen kann, wirft jedoch auch eine Frage auf: Warum hat Werder II eigentlich verloren, wenn man doch deutlich mehr vom Spiel hatte? "Mario Gomez, er hat den Unterschied gemacht", findet Thomas Wolter.

Er hätte den Stürmer gern vor einigen Jahren aus Ulm in die Bremer B-Jugend gelotst und hatte damals sogar einen Freund zur Familie des Talentes geschickt, um für Werder zu werben. Vergeblich, Gomez ging nach Stuttgart und lieferte am Mittwochabend eine "Lehrstunde in Sachen Handlungsschnelligkeit", wie Wolter nach dem Spiel meinte. Aus heiterem Himmel, gerade als Stuttgart es dringend benötigte, war der Nationalstürmer nämlich da und sorgte mit drei Toren zwischen der 29. und 43. Minute für die Vorentscheidung. Auch gestern war allerdings noch nicht endgültig zu ermitteln, ob der dritte Treffer nicht zu Unrecht Anerkennung fand.

Schließlich hatte sich Bastürk aus deutlicher Abseitsposition auf den Weg zum Bremer Tor gemacht, brach nach einigen Metern jedoch ab ohne den Ball zu berühren und ließ dem nachrückenden Gomez den Vortritt. Der Torschütze hatte beim Steilpass von Hitzlsperger nicht Abseits gestanden, und doch waren sich später nahezu alle einig: Bastürk befand sich schon deshalb nicht im passiven Abseits, weil er dem Ball zunächst einige Meter nachgejagt war.

"Da kann man den Schiedsrichtern überhaupt keinen Vorwurf machen, das ist einfach eine Scheiß-Regel und eine Katastrophe für den Fußball", fand Wolter denn auch deutliche Worte für das passive Abseits.Was sonst zu ständigen Diskussionen führt, weil es offenbar keine einheitliche Auslegung zulässt, brach den Bremern am Mittwoch das Genick. "Das dritte Tor war entscheidend", meinte Thomas Wolter, ohne seine Spieler jedoch aus der Pflicht zu entlassen: "Mario Gomez läuft zum Ball und wir bleiben geschlossen stehen." Es lief eben doch nicht alles wie gewünscht am Mittwoch, sonst hätten die Bremer ja auch gewonnen. Für die kommenden Aufgaben, den Alltag in der Regionalliga, nehmen die Spieler aber eine Menge positiver Dinge mit. "Hut ab, wie die Mannschaft zurückgekommen ist", wies etwa Martin Harnik auf das Comeback in der zweiten Hälfte hin.

Vor der Pause war jedem Bremer noch von weitem der Schock anzusehen: Eine halbe Stunde lang hatten sie den deutschen Meister im Griff gehabt, und dann stand es plötzlich 0:3. Doch wie selbstverständlich fand Werder II nach der Halbzeit wieder zu seinem Spiel, erspielte sich ein Übergewicht und auch die ein oder andere Torchance. Dabei reagierten die Youngster nach Überwindung der Schockstarre ausgesprochen selbstbewusst auf den Rückstand. "Wir wollten einfach weiter unseren Fußball spielen", beschrieb Max Kruse die ebenso einfache wie effektive Taktik.

Dass sie am Ende nicht ganz aufging, war eher unglücklich als wirklich verdient. Martin Harnik hatte deshalb noch einen Tipp für seine Mitspieler: "Eigentlich brauchen wir nicht traurig zu sein."


Zuletzt bearbeitet von Lippo; 01/02/2008 16:19.