14.01.2008, 16:35 Uhr News

Tim Borowski will bis Saisonende Vollgas geben

Nach dem Abendessen am Sonntag kam Tim Borowski zum Tisch der Trainer und bat Thomas Schaaf und Geschäftsführer Klaus Allofs, um ein Gespräch. Nur Minuten später teilte der 27-Jährige Werders sportlicher Leitung mit, dass er ab dem kommenden Sommer für den FC Bayern München spielen wird. Die Nachricht überraschte Allofs und Schaaf nicht wirklich, hatte die Gerüchteküche in den letzten Tagen doch schon reichlich gebrodelt.

Am Montagmittag äußerte sich Tim Borowski dann erstmals auch öffentlich zu seiner Unterschrift beim Rekordmeister. "Im Winterurlaub habe ich mir Gedanken zur Situation gemacht und alles mit meiner Familie besprochen. Anfang des neuen Jahres kam dann die Anfrage der Bayern, die sehr intensiv gearbeitet haben. Für mich ist es eine neue Herausforderung. Ich werde 28 Jahre alt. Wenn ich etwas Neues anfange, dann am besten jetzt", erklärte der Mittelfeldspieler sachlich und warb um Verständnis für seine direkte Art, den Wechsel zu verkünden. "Ich wollte nicht scheinheilig oder unehrlich sein und sagen, dass ich noch irgendwelche Verhandlungen führe, wenn für mich doch schon klar war, wie ich mich entscheide. Ich bin ehrlich auf Klaus Allofs und Thomas Schaaf zugegangen. So sind jetzt alle in einer guten Situation. Die Werder-Verantwortlichen haben mit ihrem Angebot versucht, was in ihrer Macht steht. Aber die Tatsache, dass ich über das Angebot nicht verhandelt habe, zeigt, dass es mir nicht ums Geld geht, sondern um eine neue sportliche Herausforderung." Borowski unterstrich auch, dass seine Entscheidung nichts mit dem künftigen Trainer des FCB zu tun hatte. "Die Entscheidung für Bayern war bereits gefallen, bevor ich wusste, dass der neue Trainer Jürgen Klinsmann heißt. Es gab ja schon vor zwei, drei Jahren erstes Interesse der Bayern. Das konnte man ja auch nachlesen."

Der Art und Weise der Bekanntgabe kann Werders sportliche Leitung in der Tat etwas Positives abringen. Klaus Allofs sagte am Montag. "Positiv ist, dass es jetzt kein Herumgeeiere gibt. Obwohl wir schon damit gerechnet hatten, dass wir in Verhandlungen eintreten, nachdem wir ein akzeptables Angebot gemacht hatten, das sich am sportlichen Ranking orientierte, welches wir für unsere Spieler im Kopf haben. Wir hätten gerne mit ihm weitergearbeitet." Allofs fügte an: "Natürlich sind das Momente, die ein bisschen schmerzlich sind. Anderseits ist doch klar, dass wir einen langen Weg gemeinsam gegangen sind. Jetzt will Tim uns verlassen. Das muss man akzeptieren."

Werders Geschäftsführer macht aber gleichzeitig deutlich, dass die gemeinsame Zusammenarbeit definitiv erst im Sommer endet. "Wir haben für die Rückrunde fest mit Tim geplant. Es gibt keinen Grund, das umzuwerfen." Angesprochen auf mögliche negative Reaktionen der Fans hat Allofs keine Bedenken. "Sicher wird er von der Öffentlichkeit genau beäugt werden, aber ich glaube, dass viele Fans auch registriert haben, was Tim in den vergangenen Jahren für Werder geleistet hat. Auf der anderen Seite kann diese genaue Beobachtung durch die Fans auch dazu führen, dass Tim mit starken Leistungen dazu beiträgt, dass wir einen Titel holen."

Tim Borowski sieht es genau so. "Ich will jetzt mit Werder alle Ziele erreichen, die wir uns gesteckt haben. Erst danach gibt es für mich neue Ziele. Ich stehe hier als Führungsspieler in der Verantwortung, Vollgas zu geben und meine Leistung abzurufen. Das habe ich immer getan und so wird es auch bis zum Saisonende bleiben. Ein vorzeitiger Wechsel ist für keine Partei ein Thema. Mir hat Werder sehr viel gegeben, aber auch ich habe dem Verein sehr viel gegeben. Es war für mich kein leichter Weg, weil ich schon zwölf Jahre hier bei Werder bin und ich mich sehr wohl gefühlt habe. Ich hoffe, dass viele Fans honorieren, dass ich jetzt keine Lügengeschichten erzählt habe und sofort offen mit der Situation umgegangen bin."

Cheftrainer Thomas Schaaf hatte leider keine Möglichkeit, die Entscheidung von Tim Borowski noch maßgeblich zu beeinflussen: "Tim hat erst mit uns gesprochen, als er seine Entscheidung schon getroffen hatte. Natürlich wird Tim fehlen, denn er stellt eine Qualität in unserem Team dar. Wir sind einen langen und erfolgreichen Weg zusammen gegangen. Jetzt hat er sich leider anders entschieden."

Beim Blick in die Zukunft blieben Allofs und Schaaf aber gewohnt gelassen. Zu oft haben sie in der Vergangenheit ähnliche Situationen erfolgreich gemeistert. Schaaf zur neuen Saison: "Tim hat uns auch zuletzt schon aufgrund von Verletzungen oft gefehlt. Nun fehlt er uns in der nächsten Saison ganz. Dann können sich andere zeigen." Allofs dazu: "Am 30.06. wird leider die Akte Tim Borowski geschlossen, aber das schafft auch neue Möglichkeiten bei uns."

Die Entscheidung von Tim Borowski wird auch ausführlich bei WERDER.TV behandelt, u.a. mit einem Exklusiv-Interview mit Geschäftsführer Klaus Allofs über die Personalie Tim Borowski. Die aktuellen Beiträge werden diese Nacht erwartet.