Der eine Markus lacht, weil der andere nichts "merkt"
Abseitstor freut die Bremer, frustriert die Dortmunder und beschämt Schiri Merk
Von Carsten Sander
BREMEN Auch ein Höchstmaß an Beherrschung und Rücksichtnahme auf den gebeutelten Gegner konnte es nicht verhindern: Markus Rosenberg grinste, lachte, feixte. Und zwar über ein Tor,. das die Vertreter von Borussia Dortmund nach der 0:2 (0:1)-Niederlage bei Werder Bremen vor Wut fast zum Platzen brachte, das dem schwedischen Stürmer aber richtig Spaß gemacht hatte - obwohl es irregulär war.
Es läuft die letzte Minute der ersten Halbzeit. Rosenberg lauert am Fünfmeterraum, der Pass kommt von Aaron Hunt. Und "Rosi" merkt: "Ich stehe im Abseits. Deshalb will ich an den Ball eigentlich gar nicht ran, denke, der geht auch so rein." Geht er aber nicht. Weil Gegenspieler Rukavina heranrauscht, wird Rosenberg doch noch aktiv, dreht sich um sich selbst und zieht das Spielgerät mit der Fußsohle über die Linie. "Ein seltsames, ein verrücktes Tor", meint Rosenberg.
Vor allem aber war es eines, das nie und nimmer hätte zählen dürfen. Borussia-Coach Thomas Doll wütend: "Ich bin sauer. Das Abseits sieht jeder. So eine Entscheidung tut weh." Allerdings nicht nur ihm und dem Rest der Schwarz-Gelben, sondern auch Schiedsrichter Dr. Markus Merk, der die klare Abseitsposition übersehen hatte. Der 45-Jährige reagierte mit einem bemerkenswerten Eingeständnis: "Unmittelbar nach der Szene wussten wir, dass wir einen Fehler gemacht haben. Wir haben es auf der Videowand gesehen. Das ist ein bitterer Moment und durch nichts zu beschönigen."
Merk, der zuvor ein Tor von Dortmunds Tinga wegen eines angeblich vorausgegangenen Fouls von Mladen Petric an Patrick Owomoyela nicht anerkannt hatte (30.), ging sogar noch weiter. Er fordert (als einer von ganz wenigen Schiedsrichtern) die Einführung des Video-Beweises. "Mit unseren medialen Möglichkeiten heutzutage kann man in einer Minute solche Dinge klären", sagte er in der "Bild am Sonntag".
Aber solange nur das menschliche Auge maßgeblich ist, muss mit Ungerechtigkeiten umgegangen werden. Thomas Doll hatte damit erkennbare Mühe. Er verwies wutschnaubend auf das eigene, aberkannte Tor und den anerkannten Bremer Treffer: "Wären wir mit 1:0 in Führung gegangen, wäre das Spiel sicher anders gelaufen."
Wohl richtig, denn der BVB war in der ersten Halbzeit mindestens ein gleichwertiger Gegner. Was jedoch nicht mehr für den zweiten Spielabschnitt galt. Den beherrschte Werder, und Markus Rosenberg führte mit seinem zweiten Treffer (63.) die Entscheidung herbei. Diesmal war es eine blitzsaubere Angelegenheit, die keine Diskussionen nach sich zog. Nur die, ob der Schwede - mit acht Toren mittlerweile der erfolgreichste Bremer Stürmer - nun auch vom Status her die Nummer eins in der Offensive ist. Während Sportdirektor Klaus Allofs ein Pro-Argument fand ("Markus ist eine feste Größe"), wehrte Rosenberg ab: "Wir haben vier gleichwertige Stürmer - und ich bin nur einer davon."
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