Presseschau Weser-Kurier 12.02.2008

Im Schatten der großen Drei


Sporting Braga entwickelt sich, kommt aber am FC Porto und den Lissaboner Klubs nicht vorbei

Von Sebastian Stiekel

BRAGA. Wer in Portugals Fußballbibel etwas über Sporting Braga sucht, muss lange blättern. "A Bola", die größte von drei täglich erscheinenden Sportzeitungen im Land, widmet sich erst mit viel Hingabe und noch mehr Platz dem FC Porto, Benfica und Sporting Lissabon, ehe ungefähr ab Seite 18 links unten auch mal über andere Vereine berichtet wird. In der "bwin-Liga" sind die Hierarchien so fest zementiert wie in einem früheren Ostblock-Staat: Drei große Klubs stehen über allem, und der Rest muss sehen, was für ihn übrig bleibt. Das gilt neben der Aufmerksamkeit von "A Bola" noch für eine Reihe anderer Dinge: Die großen Drei haben die meisten Fans, das meiste Geld, sind im Fernsehen zu den besten Sendezeiten und in der Tabelle meist auf den ersten drei Plätzen zu sehen.

Sporting Braga kennt es nicht anders, als in diesem Schatten zu stehen. Seit 2004 hat sich der Verein aus dem Nordosten Portugals aber zur legitimen Nummer vier des Landes entwickelt. Er spielt seitdem kontinuierlich im UEFA-Cup mit. Vor einem Jahr stieß man dort bis ins Achtelfinale vor und scheiterte knapp an den Tottenham Hotspurs (2:3, 2:3).

Den drei Großklubs immer näher zu kommen, ist eine Leistung und Gefahr zugleich. 2001 wurde Boavista Porto überraschend Meister, das Imperium schlug daraufhin zurück. Die Schlüsselspieler Petit (Benfica), Ricardo (Sporting), Boswinga und Pedro Emanuel (beide FC Porto) wurden der Reihe nach weggekauft, 2003 war Boavista nur noch Zehnter.

In Braga hat man einen Weg gefunden, auch unter diesen harten Bedingungen zu prosperieren. Seit 2004 spülen die UEFA-Cup-Einnahmen und der betuchte Präsident Antonio Salvador Rodrigues immer mehr Geld aufs Konto. Das sind zwar keine exorbitanten, aber doch beständige Einnahmen. Sie reichen aus, um Leistungsträger auch mal in der Mannschaft zu halten und dazu sogar noch einige Verstärkungen wie den Torjäger Roland Linz aus Österreich oder den Ex-Nationalspieler Joao Pinto (36) zu holen.

Der ehemalige Benfica-Star ist ein gutes Beispiel für die Personalpolitik in Braga: Der Klub kauft gern Spieler von den Ersatzbänken der großen Drei. Die sind ehrgeizig, gut ausgebildet und günstig - zwölf Profis des aktuellen Kaders spielten früher in Porto oder Lissabon. Verteidiger Miguelito kam erst im Januar von Benfica. Spielmacher Jorginho wurde 2007 Meister mit dem FC Porto. Die Wege, über die die meisten Transfers in Portugal führen, werden so weiter beschritten, nur die Richtung hat man in Braga verändert.

Das Team, das dabei entstand, liegt nach schwachem Saisonstart nur noch einen Punkt hinter den UEFA-Cup-Plätzen. Im laufenden Wettbewerb trotzte man sogar Bayern München ein 1:1 ab. "Gegen Bremen sind wir nur Außenseiter", sagt Präsident Rodrigues. Trainer Machado glaubt, im Falle des Weiterkommens sogar "Geschichte zu schreiben". Das mag übertrieben klingen, aber eines dürfte Sporting Braga mit einem Sieg in Bremen sicher sein: in der Donnerstags-Ausgabe der "A Bola" mal weiter vorne zu stehen als auf Seite 18 links unten.