Werder macht in Braga wenig richtig - und gewinnt gegen biedere Portugiesen 1:0 / Nun gegen die Glasgow Rangers
Von Thorsten Waterkamp und Oliver Matiszick
BRAGA. Auf den Rängen verloren sich vielleicht 8000 Zuschauer - das Vertrauen der Menschen auf ein Wunder von Braga schien gestern Abend nicht sehr ausgeprägt zu sein. Die, die zu später Stunde zu Hause geblieben sind in der nordportugiesischen Stadt, haben Recht daran getan. Nichts war’s mit einem Wunder im Felsenstadion, das 3:0 aus dem Hinspiel in Kombination mit dem 1:0 (0:0) des Nachtspiels von Braga reichte Werder für den Einzug ins UEFA-Cup-Achtelfinale. Ivan Klasnic erzielte den einzigen Treffer in einer bestenfalls mäßigen Partie.Im UEFA-Cup geht’s am 6. März weiter, mit dem Gastspiel bei den Glasgow Rangers. So waren am Ende immerhin zwei Wünsche erfüllt. Werder ist weiter. Und Werder hat mit den Schotten den Achtelfinal-Gegner bekommen, der auch der Bremer Beliebtheitsskala an Position eins rangierte.
Die Alternative Panathinaikos Athen hätte sehr viel weniger geschmeckt - griechische Kost war schon einmal in dieser europäischen Saison zu schwere Kost, als Werder in Olympiakos Piräus seinen Champions-League-Meister fand.Der Achtelfinal-Gegner stand schon zweieinhalb Stunden fest, als der belgische Schiedsrichter Serge Gumienny die Partie im Felsenstadion erst anpfiff. Ob’s die Annahme war, dass jetzt erst recht alles nach Plan verlaufen würde? Oder, wie Werder-Boss Jürgen L. Born später vermutete, die späte Antoßzeit? Werder jedenfalls kam "irgendwie verschlafen" (Born) aus der Kabine und die gesamte erste Halbzeit nicht auf Touren.
Es war jedenfalls - im Gefühl des sicheren 3:0-Hinspielpolsters - genau die Art von Spiel, vor der Klaus Allofs gewarnt hatte. Werder lief hinterher, statt den Gegner unter Druck zu setzen. "Es ist halt schwer, wenn man das Hinspiel 3:0 gewonnen hat", sagte Thomas Schaaf nach dem Abpfiff. "Das Spiel am Sonnabend gegen Frankfurt", mutmaßte der Trainer, "war auch im Hinterkopf."Die Konsequenz aus der nachlässigen Spielweise ließ nicht lange auf sich warten: Die biederen Portugiesen kamen früh ins Spiel, während Werder passiv blieb.
Der Brasilianer Wender an den Außenpfosten (14.) und per Kopf knapp neben das Gehäuse (19.) zum Beispiel, ein Beinahe-Eigentor von Per Mertesacker (34.) oder Roberto Brum mit einem Distanzschuss (36.): "Wir könnten schon mit 0:2 hinten liegen", schimpfte Jürgen L. Born in der Pause. "Leichtsinning ist das. "Zumal es eher zaghaft nach vorne ging: Mesut Özil, den Thomas Schaaf anstelle des verletzten Diego auf die Spielmacherposition beordert hatte, fehlte offensichtlich das Selbstbewusstsein.
Immerhin blitzte bei zwei schönen Steilpässen sein Können auf, als der Ex-Schalker Hugo Almeida in Szene setzte. Almeida wiederum sorgte für zwei der drei herausragenden Bremer Szenen: Ein Knaller aus 27 Metern klatschte an die Unterkante der Latte (34.), einen zweiten Versuch aus der Distanz parierte Bragas dritter Torwart Pawel Kieszek, dem Sporting-Trainer Manuel Machado UEFA-Cup-Luft gegönnt hatte. Die dritte gute Bremer Offensivszene beendete die kaum noch hörbaren Zweifel am Bremer Weiterkommen - der eingewechselte Ivan Klasnic schloss einen Konter nach einem Pass von Daniel Jensen, der nach Özils Auswechslung hinter die Spitzen gerückt war, mit dem 1:0 ab (78.).
So war es schließlich doch der insgeheim vorhergesehene Spaziergang von Braga mit all seinen Begleiterscheinungen. Allerdings blieb der Achte des portugiesischen Campeonato Nacional das, was der Tabellenstand der heimischen Liga besagt: bestenfalls portugiesisches Mittelmaß. Und deshalb wiederholte sich in Braga das Zitterspiel nicht, das Werder vor Jahresfrist nach einem 3:0-Hinspielsieg mit dem 1:3 in Amsterdam hatte erleiden müssen. Positiv betrachtet: Für das Weiterkommen reichte extrem wenig Aufwand - und das ist im Nachhinein, als alles gutgegangen war, eine gute Nachricht vor dem morgigen Bundesliga-Spiel bei Eintracht Frankfurt.
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