Alberto-Transfer erst zur Hälfte bezahlt / Corinthians klagt beim Weltverband
Von Thorsten Waterkamp und Daniel Martinez
BELEK. Mitte Dezember hat Werder Besuch bekommen. Zwei Herren waren aus Brasilien angereist, sie speisten am Abend mit Werder-Chef Jürgen Born, sie sprachen vor, weil sie Geld wollten. Die Herren heißen Andrés Sanchez und Luiz Felipe Santoro und vertreten Corinthians São Paulo. Das Geld, das sie wollten, aber nicht bekamen, ist ein Gutteil der Ablöse für Carlos Alberto, den Werder bisher nicht gezahlt hat. Noch in dieser Woche will Corinthians deshalb bei der FIFA gegen Werder klagen.
Es geht um die noch offenen vier der insgesamt 7,8 Millionen Euro aus dem Alberto-Transfer, zahlbar in zwei Tranchen. Die erste Rate wäre im Dezember fällig gewesen, die zweite Rate steht in Kürze an. Gäbe es nicht die zwielichtige Investmentfirma MSI, der die Transferrechte an dem Spieler gehören, wäre das Geschäft wohl schon längst abgewickelt. Weil aber MSI mitspielt in diesem Konzert der Misstöne, verweigert Werder die Zahlung.Wegen MSI "muss man gewisse Vorkehrungen treffen", begründet Sportdirektor Klaus Allofs die Vorsicht, mit der Werder an die endgültige Abwicklung des Transfers geht. Denn sowohl Corinthians mit seinem im Oktober gewählten neuen Präsidenten Sanchez wie auch MSI mit seinem Geschäftsführer Kia Joorabchian beanspruchen die umgerechnet 10,6 Millionen brasilianischen Reales.
Mittlerweile ist gar ein dritter Mitspieler auf die Bühne getreten: die "Rio Football Services Limited". Allofs ordnete die Vermarktungsagentur in das "Innenverhältnis MSI" ein und räumte ihr gestern auf Nachfrage keine größere Bedeutung bei. Hinter der Gesellschaft steckt der Israeli Pini Zahavi, der einst die Ehe des FC Chelsea mit Roman Abramowitsch vorbereitete, selbst den Spielerhandel und ein Geschäftspartner von Joorabchian ist.
Werder hat reagiert auf die "Unklarheiten im Innenverhältnis zwischen Corinthians und MSI", wie Allofs die Beziehung zwischen dem Klub und dem Investmentfonds umschreibt. Der Bremer Vorschlag: ein Treuhandkonto. Nachdem Corinthians davon nichts wissen wollte, ließ Werder in Brasilien gerichtlich feststellen, dass sich der Traditionsklub damit abzufinden habe. Am 4. Januar gab Richter Kalid Hussein Hassan in São Paulo dem Bremer Begehren statt.Doch Corinthians ficht das nicht an, die fällige Rate soll sofort und ohne Umwege überwiesen werden. Der Klub ist nach brasilianischen Medienberichten mit umgerechnet rund 40 Millionen Euro verschuldet, er braucht die insgesamt 7,8 Millionen Euro aus dem Alberto-Verkauf, um eigene offene Transferrechnungen zu begleichen. Das Geld soll vor allem an Olympique Lyon fließen - die Franzosen warten seit 2004 auf rund 8,2 Millionen Euro für das brasilianische Sturmtalent Nilmar.
Corinthians-Anwalt Santoro hält Werder nun entgegen, dass der brasilianische Klub keinerlei Zweifel am Gläubiger habe - Werder hingegen würde Zweifel überhaupt erst in die Welt setzen. Noch deutlicher gibt sich Präsident Sanchez: "Wenn es keine schnelle Lösung gibt, werden wir den Fall an die FIFA weitergeben." Das soll noch in dieser Woche geschehen.
Für Werder könnte eine solche Klage zum Problem werden. Denn das Verbandsrecht besagt, dass die Transferrechte bei dem abgebenden Klub liegen, mithin Corinthians also Anspruch hätte auf die Ablösesumme und Werder müsste, unter Strafandrohung durch die FIFA, überweisen. Nach Informationen des WESER-KURIER hat aber auch MSI Klage eingereicht gegen Werder - allerdings vor einem Zivilgericht in Deutschland. "Es ist", seufzt Allofs, "eine sehr komplizierte Materie, mit der sich unsere Anwälte beschäftigen."
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