Presseschau Kreiszeitung 20.02.2008

Ohne Diego nach Braga


Schambeinentzündung: Der Spielmacher braucht eine Pause / "Es ist keine einfache Situation"

Von Carsten Sander

BREMEN Schätzfrage: Wieviele Pflichtspiele hat Diego seit seinem Wechsel nach Bremen im August 2006 für Werder bestritten? 50? 60? 70? Nein, es waren 81. Plus zwölf Länderspiele für Brasilien, die in diesen Zeitraum fielen. Macht unterm Strich 93 Partien in 18 Monaten - ein Mammutprogramm, dem der 22-Jährige nun Tribut zollen muss. Diego leidet an einer Schambeinentzündung und muss mit seinem Körper fortan sehr vorsichtig sein. Erste Maßnahme: Er fliegt heute nicht mit nach Portugal, wo Werder Bremen morgen (22.30 Uhr/live im DSF) das UEFA-Pokal-Rückspiel gegen den SC Braga bestreitet.

Zählt man bei Diego noch die Test- und Vorbereitungsspiele dazu, dann erhöht sich sein Pensum locker auf über 100 Partien in nur eineinhalb Jahren. Fast logisch, dass der Körper dann irgendwann zurückschlägt. Bei dem Bremer Regisseur ging es im Oktober des vergangenen Jahres los. Damals zwickte die Leiste das erste Mal, mittlerweile ist eine Schambeinentzündung daraus geworden. Eine Verletzung, die ihre Ursache fast immer in einer Überbelastung hat.

"Es ist keine einfache Situation", seufzt Diego, "die Schmerzen sind je nach Belastung mal stärker, mal schwächer, aber nie richtig weg." In der Winterpause hatte er in Brasilien eine Spezialtherapie absolviert, die ihm helfen sollte, das Problem in den Griff zu bekommen. Doch die Maßnahmen brachten nicht den gewünschten Erfolg. "Die Zeit in Brasilien war einfach zu kurz", glaubt Diego, der in den vergangenen beiden Tagen nicht mit der Mannschaft, sondern individuell trainiert hatte.

Das Spiel in Braga lässt er nun nach Absprache mit Trainer Thomas Schaaf aus. Am Samstag will er aber im Auswärtsspiel bei Eintracht Frankfurt wieder dabei sein. "Zwei Spiele mit nur einem Tag Pause dazwischen und dazu die Reisen - das wäre eine zu große Belastung gewesen", begründet Diego die Pause.

Er weiß, dass eine Schambeinentzündung eine gefährliche Verletzung ist. So mancher Fußball-Profi hat wegen ihr schon die Karriere früher als geplant beenden müssen. Prominentes Werder-Beispiel: Ümit Davala, der Ende 2005 im Alter von 32 Jahren frustriert die Schuhe in die Ecke legte.

Diego wird in acht Tagen 23 Jahre alt - und er macht sich noch keine großen Sorgen. Die Schambeinentzündung sei erst im Anfangsstadium und deshalb kontrollierbar, glaubt er: "Wir werden alle vernünftigen Maßnahmen ergreifen und schon die richtigen Wege finden." Aber er weiß auch: "Es ist eine langwierige Angelegenheit."

Trainer Thomas Schaaf hatte bereits am Wochenende ausgeführt, wie mit der Verletzung umgegangen werden soll: Pausen für den Spieler, wenn sie nötig sind. Aber auch immer wieder ganz normale Anforderungen. "Wir können leider nicht einfach ,Schnipp‘ machen, und alles ist erledigt. Es ist eine Frage der Be- und Entlastung. Da müssen wir ein glückliches Händchen haben und die richtige Balance finden."

Der Verzicht auf das Match in Braga kommt also in die Waagschale "Entlastung". Nach dem Bremer 3:0-Sieg im Hinspiel scheint Diegos Ausfall sogar verkraftbar, denn den Vorsprung sollte die Mannschaft auch ohne ihn über die Bühne bringen. Doch das sei nicht der Grund, weshalb Diego zu Hause bleibt. "Wir haben schließlich erst eine Halbzeit gespielt, nichts ist entschieden", mahnt Schaaf.