Teenager Ovtcharov lässt weiter aufhorchen

Von Dirk Burkhardt

Nach sechs Siegen in den Gruppenspielen zuvor hat es Dimitrij Ovtcharov nun doch erwischt. Ausgerechnet im Topspiel der Gruppe C bei der Tischtennis-Mannschafts-WM in China verlor er beide Matches.

Deutschland unterlag Japan mit 1:3. Im ersten Spiel beim 3:11, 6:11, 5:11 gegen Kann Yo konnte man sogar von einem Debakel für Ovtcharov sprechen. "Alles nicht so tragisch", meint aber Dirk Wagner, Ovtcharovs Vereinstrainer bei Borussia Düsseldorf, im Gespräch mit sport.ARD.de: "Ein junger Spieler kann über mehrere Tage noch nicht so stabil sein und auch mal einen schlechten Tag haben."

Dabei kann man davon ausgehen, dass der 19-jährige Ovtcharov nichts mehr hasst als schlechte Tage. "Dimitrij ist unheimlich gierig auf Erfolg", sagt Wagner, "er will das Maximum aus sich herausholen." Auf dem Weg dahin ist der gebürtige Ukrainer, der 1992 mit seinen Eltern nach Deutschland auswanderte, schon sehr weit.

Raketenstart 2007


Bei seinem ersten internationalen Auftritt im Herren-Bereich wurde Ovtcharov 2007 gleich mit Deutschland Mannschafts-Europameister und holte im Einzel Bronze. In der Weltrangliste arbeitete er sich bis unter die Top 20 vor und am Jahresende wurde er zu Deutschlands "Juniorsportler des Jahres 2007" gekürt. Seine große Stärke ist der Kopf. "Er kann sich tierisch konzentrieren. Gegen ihn holt man kaum einmal einen einfachen Punkt", sagt Wagner.

Genau daran hat Vater Mikhail, ein ehemaliger UdSSR-Meister und Nationalspieler im Tischtennis, mit ihm beim norddeutschen Provinzverein TSV Schwalbe Tündern gearbeitet, bis Dimitrij im Sommer 2007 zum deutschen Vorzeigeklub nach Düsseldorf wechselte. Dort spielt er Seite an Seite mit den Nationalmannschaftskollegen Timo Boll und Christian Süß.

Variabel und voller Energie




So talentiert wie Boll ist er vielleicht nicht, aber fleißig und zielstrebig. "Vom Grundtyp her ist er eine Arbeitsbiene", so Vereinstrainer Wagner, "aber ich freue mich, dass er sich im Training auch immer wieder Zeit für Späße nimmt." Außerhalb der Sporthalle gilt Ovtcharov als zerstreut und rastlos - aber immer voller Energie. Die hat er auch am Tisch.

Dabei spielt er für einen Youngster schon sehr variabel, kann Vor- wie Rückhand gleich gut schlagen. Als besonderes Merkmal gilt seine Aufschlagsposition. Ovtcharov bevorzugt die Rückhandseite, kauert sich tief und nah an die Tischkante. "Das machen heute nur noch sehr wenige Spitzenspieler, weil die meisten die Vorhandposition bevorzugen", erklärt Wagner.
Beginn eines Reifeprozesses

Bei der WM führte Ovtcharov in Abwesenheit des verletzten Timo Boll die deutsche Mannschaft mit je zwei Siegen gegen Russland, Serbien und Frankreich fast allein ins Achtelfinale. Damit ist die Mannschaft auch ohne ihren eigentlichen Vorzeigespieler auf Medaillenkurs.

Im letzten Vorrundspiel am Donnerstag (28.02.08) gegen die Slowakei und dann in der K.o.-Runde kann Ovtcharov weiter dafür sorgen, dass kaum einer von Boll spricht. Der Vereinstrainer ist sich sicher: "Dimitrij ist erst am Anfang seines Reifeprozesses. In ein paar Jahren wird er aber das Niveau in der Weltspitze mitbestimmen."