Vier Tage vor dem DTTL-Schlagerspiel in Stuttgart: Elf Fragen an Rainer Ihle

1) Herr Ihle, wann wurde die Idee geboren, aus dem Heimspiel gegen "Borussia Deutschland" etwas ganz besonderes zu machen?

R. Ihle: "Die Idee kam letztes Jahr nach unserem tollen Spiel gegen Düsseldorf in der Ulmer Kuhberghalle auf. Das war ein Super-Event mit 3.500 Leuten. Danach war klar, dass wir es im nächsten Schritt noch größer aufziehen wollten und sind dann recht bald auf die Porsche-Arena gekommen mit der Idee, es mit dem Kick-Off zur EM zu verbinden. Der Tischtennisverband Württemberg-Hohenzollern stand von Anfang an voll hinter unserem Vorhaben und war davon begeistert."

2) Sie sind bekannt dafür, klare Ansagen zu bevorzugen. So haben Sie den Gewinn der Champions League ebenso zum Ziel Ihres Klubs erklärt wie den Anspruch, Düsseldorf schlagen zu können. Was machen Sie, wenn beides nicht gelingt?

R. Ihle: "Ich bin eben bereit, Ziele zu formulieren, auch hohe Ziele. Diese Ziele sind unsere besondere Motiovation, ohne sie bräuchten wir gar nicht erst anzutreten. Wir stehen völlig unverändert zu unseren Zielen und wissen, dass erst am Ende abgerechnet wird. Wir haben ein gutes Team, wir haben gute Spieler, nur müssen diese auch alles geben, was ihnen möglich ist, sonst kann es nicht gelingen. Auch Bayern München kann nur Fußballmeister werden, wenn die Spieler topfit sind und ihr Leistungsvermögen über die gesamte Saison voll abrufen. Wenn unsere Spieler dies tun, können sie Düsseldorf schlagen. Sollte es nicht gelingen, geht das Leben auch weiter. Entscheidend ist, dass die Mannschaft alles für ihr Ziel tut und nicht - wie letzten Freitag in Charleroi - ohne Biss in ein wichtiges Match geht. Danach gab es klare Worte, die die Spieler wohl verstanden haben. Jeder muss bereit sein, 150 Prozent zu geben, und zwar täglich und bereits im Training - ansonsten müssten wir uns mittelfristig überlegen, ob es die richtigen Leute für unsere Ziele sind."

3) Ist Ihr Team nicht sogar zum Siegen verdammt, um sich nach dem schwarzen letzten Wochenende nicht mit 6:6 Punkten im Mittelfeld der Tabelle "festzufressen"? Lastet folglich auf Ochsenhausen nicht mehr Druck als auf Gegner Düsseldorf? Und ist Düsseldorf mit Timo Boll überhaupt zu schlagen?

R. Ihle: "Momentan dümpeln ja außer Frickenhausen und Düsseldorf alle im Mittelfeld herum, aber die Saison ist lang, da kann noch vieles passieren. Wir haben zwei Partien unnötig verloren, nun müssen wir eben zwei von den starken nächsten Gegnern Düsseldorf, Frickenhausen und Grenzau schlagen. Wir schauen nach vorne und konzentrieren alle Kraft zunächst auf das Spiel am Samstag. Düsseldorf ist auch mit Timo Boll, auch wenn er der beste Spieler Europas ist, zu schlagen. Crisan und Chuang in Topform können das durchaus schaffen, außerdem wird vielleicht sogar Timo einmal müde."

4) Wagen Sie einen Tipp, wie geht das Spiel Ochsenhausen - Düsseldorf aus?

R. Ihle: "3-1 für Ochsenhausen."

5) Sie haben bereits beim Start des Vorverkaufs das Ziel ausgegeben, dass die Porsche-Arena voll werden und der alte Bundesliga-Zuschauerrekord geknackt werden soll. Wie ist der Vorverkauf gelaufen, sind Sie auf Rekordkurs?

R. Ihle: "Im Vorverkauf über Easy Ticket waren bis gestern 1.400 Karten abgesetzt. Dies ist ein sehr guter Wert, da im Tischtennis erfahrungsgemäß der Vorverkauf keine überragende Rolle spielt. Wir gehen davon aus, dass an den Kassen großer Ansturm herrschen wird. Wir haben schon viel unternommen und reichlich Werbung gemacht, unter anderem 6.000 Flyer verteilt und viele Plakate im Stuttgarter Raum geklebt. Wir arbeiten jeden Tag wie verrückt, um die Arena vollzubekommen. In den nächsten Tagen steht nochmals eine große Medienoffensive in Baden-Württemberg an."

6) Am 25.11.2007 gab es bereits einen Zuschauerrekord in der Porsche-Arena - damals kamen 4.500 Menschen um das Spiel Frickenhausen - Düsseldorf zu sehen. Warum rechnen Sie damit, dass diesmal noch mehr Zuschauer kommen werden? Nennen Sie drei gute Gründe für Tischtennisfans aus Stuttgart und Umgebung, warum diese das Event am kommenden Samstag keinesfalls verpassen dürfen.

R. Ihle: "Ich nenne Ihnen vier Gründe: 1. Die Werbemaßnahmen und die Promotion sind diesmal wesentlich intensiver als beim Rekordspiel 2007. 2. Deutschland hat Silber bei Olympia und dreifaches Gold bei der EM geholt. Dies ist nun die erste Gelegenheit nach den großen Erfolgen, unsere Medaillenhelden in Süddeutschland live zu erleben. 3. Es wird sehr viel Prominenz in der Halle sein, unter anderem Ministerpräsident Oettinger und Freiburgs Ex-Trainer Volker Finke - eventuell auch ein aktueller Fußballnationalspieler des VfB Stuttgart. 4. Wir sind die einzige Mannschaft, die Düsseldorf in den letzten Jahren richtig ärgern konnte. So haben wir 2007/08 in Ulm 5:5 gespielt und bei der Borussia sogar 6:4 gewonnen."

7) Was erwartet die Besucher außer der deutschen Tischtennis-Nationalmannschaft mit Timo Boll und einem Spitzenspiel der DTTL? Wie sieht das Rahmenprogramm aus?

R. Ihle: "Wir haben ein tolles Rahmenprogramm zu bieten. Eine sehr gute Cheerleader-Gruppe wird auftreten, der Sänger Ad-Rian aus der Schweiz wird die neue DTTL-Hymne live singen, zudem werden wir ab 17:40 Uhr ein hochinteressantes Prominentendoppel erleben: Der Ministerpräsident, einst selbst ein guter Tischtennisspieler, wird zusammen mit Robert Bausch von der Firma Liebherr gegen Stuttgarts Sportbürgermeisterin Dr. Susanne Eisenmann und die vormalige Freiburger Trainerlegende Volker Finke antreten, der übrigens auch schon Tischtennistrainer war. Schiedsrichter wird kein geringerer als DTTB-Präsident Thomas Weikert sein. Auch an die tischtennisbegeisterten Kids und Jugendlichen wurde gedacht. Der TTVWH veranstaltet in der Arena ab 12 Uhr ein großes Jugendturnier mit 32 Teams an 16 Tischen. Halbfinale und Finale werden von 16 bis 17 Uhr ausgetragen. Generell halten wir es für wichtig, dass auch der Nachwuchs einmal in der Arena vor vielen Zuschauern spielen kann und später die Stars gewissermaßen zum Anfassen vor sich sieht. Es ist einfach gut und sinnvoll, die Jugend einzubinden und zu begeistern. Zusätzlich findet ein Trainingscamp des Verbandes für 100 Kinder in der Sporthalle SpOrt Stuttgart statt. Um 17 Uhr beginnt in der Arena die große Pressekonferenz des DTTB zum EM-Kick-Off. Von DTTB und ETTU wird nahezu alles vertreten sein, was Rang und Namen hat. Kurz vor Spielbeginn wird Hallensprecher Michael Mader vor laufenden TV-Kameras - das Spiel wird ja auch per Livestream im Internet übertragen und am Sonntag in einer ausführlichen Zusammenfassung im DSF gebracht - Ministerpräsident Oettinger kurz interviewen. Ein professioneller DJ wird die Stimmung in der Halle anheizen. Sämtliche Logen sind bereits vergeben an Vertreter der Wirtschaft, an Firmen sowie an DTTB- und ETTU-Gäste. Zum Bankett im Hilton werden im Anschluss an das Spiel 130 geladene Gäste erwartet."

8) Wie ist die Vermarktung geregelt, wird das alles durch ihren Verein gemanagt oder ist eine Agentur eingeschaltet?

R. Ihle: "Das erledigen alles unser TTF-Generalmanager Kristijan Pejinovic und meine Wenigkeit."

9) Sie sind bekannt für innovative Wege, den Tischtennissport und die Liga zu vermarkten und zeitgemäß zu präsentieren. Welches sind Ihre nächsten Projekte nach dem 25.10.?

R. Ihle: "Am 20.12. steigt in der Bamberger Jako-Arena das Rückspiel gegen Charleroi in der Champions League, also die Revanche für die Schlappe vom letzten Freitag, auf die wir alle brennen. Weitere Top-Events sind angedacht, zunächst wollen wir aber beobachten, wie gut die beiden Veranstaltungen in Stuttgart und Bamberg ankommen."

10) Wie sehen Sie die Zukunft der Deutschen Tischtennis Liga? Was muss getan werden, um unserem dynamischen, athletischen und sauberen Sport endlich die Resonanz zu verschaffen, die er verdient?

R. Ihle: "Es müssen viel mehr solcher Veranstaltungen durchgeführt werden, wie wir und Düsseldorf es machen. Die gesamte Liga muss bereit sein, mitzuziehen und sich einzubringen. Wenn es nicht mehr zwei oder drei Events sind, sondern 20 oder gar 30, sind wir dem großen Ziel schon recht nahe. Wir haben eine Riesenchance, die wir ganz entscheidend auch der tollen Arbeit von Benno Neumüller und seiner Firma contenthouse verdanken. Diese müssen wir unbedingt beim Schopf packen. Wir müssen hart dafür arbeiten und bereit sein, neue Wege zu gehen. Stillstand ist Rückschritt. Die deutschen Vereine jedenfalls müssen sich an die eigene Nase fassen und perspektivisch etwas bewirken, nicht nur den kurzfristigen eigenen Erfolg sehen. Leider ziehen längst noch nicht alle mit. Es darf keine Denkverbote geben, wir könnten z.B. auch Lizenzen an Städte vergeben, dann gäbe es keine Probleme mehr, die Sollstärke der Liga zu erreichen. Auch Russland führt uns gerade interessante Ansätze vor. Ein großer Schritt in die richtige Richtung ist das dieses Jahr erstmals in einer modernen Event-Arena stattfindende Pokal-Final-Four, das mit einem Pop-Konzert kombiniert ist."

11) Mittlerweile gibt es Live-Übertragungen aus der DTTL im Internet und einen festen Sendeplatz im DSF. Sogar ein chinesischer Sender bringt die deutschen Topspiele. Ist das der erfolgversprechende Weg, werden dadurch mehr Zuschauer und neue Sponsoren gewonnen?

R. Ihle: "Da bin ich ganz sicher, dass dies der richtige Weg ist. In den Hallen allerdings müssen die Vereine nach wie vor um jeden Zuschauer kämpfen. Dazu muss sich unser Sport immer attraktiver und moderner präsentieren. Die TV-Präsenz der Liga mit guten Einschaltquoten ist äußerst erfreulich. Ich hoffe, dass auch in China respektable Quoten erzielt werden können. Wenn dieser Weg ganz konsequent weiter beschritten wird, werden auch neue Firmen einsteigen. Auch der eine oder andere bereits vorhandene Partner könnte in diesem Fall sein Sponsoring ausweiten."