Positive WM-Bilanz, Zeit bis Olympia nutzen

Guangzhou. Dirk Schimmelpfennig, Sportdirektor des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB), hat eine erwartet positive Bilanz der 49. Mannschafts-Weltmeisterschaften in Guangzhou gezogen. In Südchina erreichten die deutschen Herren trotz massiven Verletzungspechs vor und während der Wettkämpfe Platz sieben. Die Damen verbesserten sich um zwei Positionen gegenüber der Heim-WM in Bremen vor zwei Jahren auf Rang neun.
"Die Leistungen beider Mannschaften waren hier sehr ansprechend", erklärte Schimmelpfennig und begann mit der Einordnung der Leistung der weiblichen Abteilung. "Unsere Damen hatten eine realistische Chance auf das Erreichen der Runde der letzten Acht, haben im Achtelfinale aber leider knapp gegen Rumänien verloren. Vor allem in der Gruppenphase, unter anderem mit Siegen über Österreich und Weißrussland, hat die Mannschaft gezeigt, dass der eingeschlagene Weg mit der personellen Zäsur und dem Neuaufbau richtig ist. Wesentliche Teile der WM-Mannschaft sind auch bei den Olympischen Spielen in Peking dabei. Parallel haben wir mit dem Neuaufbau weiterer junger Spielerinnen Richtung Olympia in London 2012 begonnen." Für die Stimmung in der Mannschaft bei der Vorbereitung in Deutschland und Tokio sowie während der WM fand der gebürtige Kölner lobende Worte: „Mit diesem Teamgeist als Basis haben wir Chance über die Mannschafts-WM 2010 in Moskau hinaus.“

Im Herrenbereich trotzte die Mannschaft zahlreichen Hiobsbotschaften. Europameister Timo Boll (Düsseldorf) war wegen einer Patellasehnenentzündung gar nicht erst angereist, war aber per Internettelefon, Live-Ticker und Fernsehbildern „der verlängerte Arm der Mannschaft in Deutschland“ (Bundestrainer Richard Prause). Im Vorrundenspiel gegen Frankreich zog sich Christian Süß (Düsseldorf) eine starke Prellung an der rechten Schlaghand zu und fiel nach dem anschließenden Einsatz gegen Japan aus. In der letzten Gruppenpartie gegen die Slowakei rutschte Bastian Steger (Frickenhausen) aus. Verdacht auf Muskelfaserriss im Oberschenkel lautete die Diagnose, die den 26-jährigen Mannschafts-Europameister wie Süß danach auf die Bank zwang. „Die WM hat mich an einen Arztbesuch erinnert. Ständig hieß es: ‚Der nächste, bitte’“, kommentierte Dirk Schimmelpfennig mit einer gehörigen Portion Galgenhumor. „Trotzdem konnten wir immer jemanden nachsetzen, der sich in seine neue Rolle im Team perfekt eingefügt hat: Zunächst Dimitrij Ovtcharov als neuer Spitzenspieler nach dem Ausfall Timo Bolls mit nur 19 Jahren und bei seiner ersten Mannschafts-WM, danach Jörg Roßkopf und Patrick Baum, die ihre Kaltstarts von der Bank großartig gemeistert haben.“ Vor dem Hintergrund, dass die deutschen Herren auf ihre Nummern eins, drei und vier hatten verzichten müssen, sei das Erreichen des Viertelfinals ein „riesiges Ergebnis“. „Man darf aber umgekehrt nicht davon ausgehen, dass wir mit einer anderen Aufstellung ohne Weiteres eine Medaille gewonnen hätten“, gab er zu bedenken.

„Richtung Olympia-Viertelfinale den Kampf aufnehmen“

Die Leistungen ordnete Schimmelpfennig auch international ein: „Unter den ersten Vier ist weder bei Damen noch bei Herren ein europäisches Team. Unsere Viertelfinalniederlage gegen Südkorea mit den Herren war noch eines der knappsten Ergebnisse“, sagte er und blickte voraus: „Wir müssen die nächsten sechs Monate bis zu den Olympischen Spielen nutzen, um noch stabiler zu werden. Wenn Timo Boll dann Richtung Peking wieder fit ist, gezielt aufgebaut und in Topform, dann werden wir bei den Olympischen Spielen gleich zwei Mannschaften haben, die in Richtung Olympia-Viertelfinale den Kampf aufnehmen werden. Die Herren sogar in Richtung einer Medaille.“

Nach dem Finale der Herren verlässt die deutsche Delegation Guangzhou. Um 0.30 Uhr Ortszeit verlässt das Flugzeug China Richtung Frankfurt am Main.