Nichts für schwache Nerven: Ochsenhausen gewinnt Tischtennis-Krimi von Biberach 6:4

Die Ochsenhausener setzten den Titelverteidiger vom ersten Ballwechsel an mächtig unter Druck. Genau jenes 2:0 nach den Doppeln wurde wahr, für dessen Fall Manager Rainer Ihle angekündigt hatte, dass sich der Gegner "warm anziehen müsse". Am Ende behielt er Recht, wenngleich Steger & Co. zurückschlugen, zu guter Letzt aber gerade dem im zweiten Durchgang überragenden, vermeintlich schwächeren hinteren Paarkreuz des Gastgebers zum Sieg gratulieren mussten.

Hatten Leung/Monteiro gegen Frickenhausens Top-Formation Steger/Tokic erstaunlich wenig Mühe, gestaltete sich das Match zwischen Gerell/Bobocica und Ma/Baum ganz eng mit dem besseren Ende für die Hausherren im Entscheidungsdurchgang - ein Sinnbild für den weiteren Verlauf dieses ungemein dramatischen Derbys. Als Leung dem nicht in Bestform agierenden Tokic keine Chance gelassen hatte, durften die Oberschwaben erstmals vom Sieg träumen. Doch der Champion aus dem Neuffener Tal schlug zurück und schien die Partie drehen zu können: Zunächst konnte der erneut überzeugende Pär Gerell eine 2:0-Satzführung gegen "Oldie" Ma Wenge nicht zum Sieg nutzen. 12:14 hieß es am Ende des fünften Durchgangs zu Ungunsten des enttäuschten Schweden. Anschließend bekam es Joao Monteiro mit einem bissigen, spielfreudigen Patrick Baum zu tun und hatte keine echte Chance. Frickenhausen glich aus mit dem erwarteten 3:1 Bastian Stegers gegen Mihai Bobocica. Nach der Pause schienen die leicht favorisierten Gäste exakt dort weiter zu machen, wo sie vorher aufgehört hatten: Ma Wenge hielt sich an einem chancenlosen Leung Chu Yan zum 4:3 schadlos. Eigentlich sprach nun alles für Frickenhausen, zumal man deren hinteres Paarkreuz für die eigentliche Trumpfkarte hielt. Doch es kam anders, nachdem Gerell unerwartet kurzen Prozess mit Tokic gemacht hatte. Monteiro brachte seine Farben erneut in Führung und bezwang Nationalspieler Steger 3:1 - ein Resultat, das die wenigsten auf der Rechnung hatten. Mihai Bobocica (Foto) wollte nicht nachstehen und mobilisierte im Abschlussmatch gegen Patrick Baum die letzten Reserven. 11:8, 11:13, 12:10, 6:11, 11:8 - am Ende jubelten der Italiener und ganz Ochsenhausen. Was die Zuschauer an diesem Samstagnachmittag dreieinhalb Stunden geboten bekamen, war eine Werbung für Tischtennis als Mannschaftssport - von der Dramaturgie her mitreißend und auch gnadenlos, zumindest aus der Sicht des Unterlegenen. Die Tischtennisfans, die sich für den Familiengroßeinkauf, das erste intensive Sonnenbaden im heimischen Garten oder gar die Fußballbundesliga entschieden hatten, wurden "brutalstmöglich" vom Leben bestraft, verpassten sie doch eines der aufregendsten DTTL-Spiele dieser Saison.

Ochsenhausens Cheftrainer Anders Johannson war nicht unzufrieden, erwartet von seinem Team jedoch eine weitere Leistungssteigerung im Rückspiel: "Unter Berücksichtigung des Umstandes, dass nur vier Spieler zur Verfügung standen, bin ich mit den gezeigten Leistungen zufrieden. Frickenhausen ist aber nach wie vor der große Favorit. Wir müssen uns am kommenden Samstag dort nochmals spielerisch steigern, wollen wir das Finale erreichen."

Rolf Wohlhaupter-Hermann sieht sein Team keineswegs in einer schlechten Position für das Rückspiel: "Das Ergebnis ist nach dem 4:4-Zwischenstand natürlich etwas enttäuschend, es ist aber noch nichts verloren - daheim wird es für uns einfacher." Überzeugt zeigte sich Frickenhausens Präsident von der Leistung Ma Wenges, der sich "vorbildlich präsentiert" habe, überrascht dagegen von den Schlappen seiner Leistungsträger am Ende: "In den beiden Bundesligaspielen haben wir im hinteren Paarkreuz gegen Ochsenhausen fast alles gewonnen, die zwei Niederlagen waren so natürlich unerwartet. Steger und Baum hatten jedoch auch Pech." Für den kommenden Samstag nimmt Wohlhaupter-Hermann besonders den scheidenden Slowenen Tokic in die Pflicht: "Im Rückspiel hoffen wir jetzt auch auf eine Leistungssteigerung von Bojan."