Aufatmen in Nantes: Süß schlägt Chtchetinine

Nantes. Das Rennen um die beiden vorderen Plätze in der Vorrundengruppe D der Herren ist wieder offen. In seinem zweiten Einzel bei der europäischen Olympia-Qualifikation im französischen Nantes rang Christian Süß den Weißrussen Evgueni Chtchetinine in sechs Sätzen nieder. Gegen den Abwehrexperten war der Düsseldorfer stark unter Zugzwang, nachdem er am Morgen Tiago Apolonia (Portugal) unterlegen war.

Süß begann überlegt gegen Chtchetinine, der in der Deutschen Tischtennis Liga für Würzburg spielt, variierte das Tempo mit einer Mischung aus Topspins und Schupfbällen. Nach den ersten zwei Durchgängen, die an Süß gingen, wurde die Abwehr Chtchetinines dichter, der mit Defensivbällen, aber auch mit überraschenden Angriffsschlägen punkten konnte. Im dritten Satz führte er mit 5:0 und 8:5, ein kämpferisch gut eingestellter Süß wendete diesen Durchgang jedoch noch zu seinen Gunsten. Die Sätze vier und fünf gingen dann an die Nummer 104 der Weltrangliste. Der sechste Satz entwickelte sich zur Nervenschlacht: Ein 9:7 konnte Christian Süß nicht ausbauen, musste bei 9:10 sogar einen Satzball des Mannschafts-Europameisters von 2003 abwehren. Seinen ersten Matchball vergab er beim Stand von 11:10. Seine zweite Chance bei 12:11 nutzte der 22-Jährige. Erleichtert meinte Süß nach dem Match: "Das war eine enge Kiste. Ich hätte zwar auch höher gewinnen können, aber er ist immer sicherer in seiner Abwehr geworden, und dann fängt man automatisch an, auch schon einmal leichtere Fehler zu machen, Ich bin froh, dass ich den sechsten Satz noch gedreht habe und damit das Match 4:2 ausgegangen ist. Das war überlebenswichtig für dieses Turnier."

Auch Herren-Bundestrainer Richard Prause atmete nach der wichtigen Partie erst einmal tief durch: "Christian hat sein erstes ’Finale’ in diesem Turnier gut gemeistert. Gegen Chtchetinine ist es immer schwer, auch wenn er zuletzt in der Bundesliga gewonnen hat. Christian hatte seine Chancen zu einem höheren Sieg, aber das 4:2 ist ein verdientes Ergebnis. Ich denke, ’Krille’ ist mit diesem Sieg endgültig im Turnier angekommen." Tiago Apolonia setzte derweil seine gute Form vom Morgen gegen den Esten Aleksandr Smirnov am Nebentisch fort. Er gewann in fünf Sätzen. Die Entscheidung in der Gruppe fällt morgen um 14 Uhr. Dann heißt es Süß gegen Smirnov und vor allem: Chtchetinine gegen Apolonia. Nur der Gruppenerste und der -zweite qualifizieren sich für die erste K.-o.-Runde und bleiben damit im Rennen um die elf Olympia-Tickets. Bei den Damen kann Zhenqi Barthel (Holsterhausen) mit einem zweiten Sieg im zweiten Spiel für die Vorentscheidung sorgen. Um 18.30 Uhr steht auch sie weißrussischer Abwehr gegenüber: Tatyana Kostromina.