Deutschlands Asse in Hamburg im Start

Hamburg. Vom 28. bis 30. März spielen Deutschlands Asse in der Sporthalle Hamburg um den Titel des deutschen Meisters. Mit dabei sind auch die Olympia-Starter in Peking um den insgesamt fünffachen Europameister Timo Boll (Düsseldorf). Für Boll wird Hamburg voraussichtlich nicht nur das nationalen Comeback nach einer wochenlangen Verletzungspause (Entzündung der Patellasehne im rechten Knie), sondern unter anderem der Vergleich mit seinem 19-jährigen Kronprinzen und Mannschaftskollegen Dimitrij Ovtcharov. Ebenfalls am Start ist der 38-jährige Rekordnationalspieler Jörg Roßkopf (Jülich), der bei den Weltmeisterschaften in Guangzhou Ende Februar noch einmal groß auftrumpfte und die Herren-Vertretung des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB) ins Viertelfinale führte. Und Mannschafts-Europameister Bastian Steger stand vor drei Jahren schon einmal im Einzelfinale.

Bei den Damen möchte sich Deutschlands Spitzenspielerin, Wu Jiaduo (Kroppach), ihren ersten DM-Titel holen. Doch auch hier ist die Konkurrenz für die Nummer 16 der Weltrangliste stark: Unter anderem wird sie sich gegen die mehrfache Europameisterin Elke Wosik (Busenbach) und die mit neun Titeln deutsche Rekordmeisterin Nicole Struse (Kroppach) durchsetzen müssen. „Es wird auch in diesem olympischen Jahr wieder ein sehr interessantes Turnier“, verspricht DTTB-Sportdirektor Dirk Schimmelpfennig im Interview.

Frage: In einem Jahr mit Olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften im Tischtennis. Welchen Stellenwert haben da deutsche Meisterschaften, Herr Schimmelpfennig?

Dirk Schimmelpfennig: Natürlich gibt es nicht in jedem Jahr Olympische Spiele, aber jährliche Welt- und Europameisterschaften sind im Tischtenniskalender inzwischen normal. Es vergeht kein Jahr ohne gleich mehrere Highlights in Deutschland und im Ausland. Die Attraktivität der deutschen Meisterschaften ist trotzdem ungebrochen. Das zeigt sich nicht zuletzt an den Zuschauerzahlen mit vollen Hallen und an der Starterliste: Für Deutschlands Spitzenspieler hat der nationale Meistertitel immer noch einen sehr hohen Stellenwert. Auf dieses Turnier verzichtet niemand grundlos.

Wen sehen Sie denn in diesem Jahr vorne?

Überraschungen kann es natürlich gerade bei deutschen Meisterschaften immer geben, weil auch vermeintliche Außenseiter gegen die Nationalspieler hoch motiviert sind. Trotz seiner Turnierpause ist Timo Boll nach wie vor der Favorit auf die Titel im Einzel. Dimitrij Ovtcharov, der nach seinen Erfolgen fast schon nicht mehr als Newcomer bezeichnet werden kann, wird jedoch einer seiner stärksten Konkurrenten neben seinen Nationalteamkollegen Bastian Steger und Jörg Roßkopf sein. Christian Süß ist nicht am Start. Wie Zhenqi Barthel bereitet er sich auf die europäische Olympia-Qualifikationen in Frankreich vor, die am 2. April beginnt. Die beiden wollen sich dort den letzten deutschen Startplatz für Olympia erspielen.
Bei den Damen sehe ich die Favoritenrolle bei Wu Jiaduo. Zu ihren Konkurrentinnen gehören mit Sicherheit Elke Wosik und Nicole Struse, die bei deutschen Meisterschaften traditionell sehr stark spielt. Amelie Solja hat zuletzt bei den Weltmeisterschaften gezeigt, dass auch international mit ihren 17 Jahren mit ihr bei den Damen zu rechnen ist. Man darf gespannt sein, wie weit vorne wir sie im Einzel sehen werden. Im Doppel ist sie ja Titelverteidigerin. Die Gewinnerin des DTTB-Bundesranglistenfinals, Kristin Silbereisen, sowie Laura Stumper und Tanja Hain-Hofmann haben auch ihre Chancen. Es wird auch in diesem olympischen Jahr wieder ein sehr interessantes Turnier.

Wie fit ist Timo Boll denn inzwischen wieder?

Es geht für ihn jeden Tag ein Stück bergauf. Wir setzen auf einen gezielten Aufbau. Daher hat er nach den Weltmeisterschaften auch die Pro-Tour-Turniere in Kuwait und Katar abgesagt, um sich intensiv vorzubereiten und zu trainieren. Die Entzündung an der Patellasehne hat er inzwischen weitestgehend auskuriert und in dieser Zeit ein intensives Physiotherapie- und Aufbauprogramm absolviert. Für ihn ist Hamburg ein wichtiger erster Belastungstest. Wir planen bis Peking ein gezieltes und kontinuierliches Programm. Die Olympischen Spiele im Tischtennisland China sind sein und unser großes Ziel.

Was halten Sie von Hamburg als Veranstaltungsort?

Ich freue mich sehr, dass wir mit den deutschen Meisterschaften in Hamburg sind. Hier direkt hatten wir schon lange keine Topveranstaltung mehr. Zuletzt war es das Halbfinale in der Herren-Europaliga im Jahr 1998. Dabei ist der Norden für Toptischtennissport ein hervorragendes Pflaster, wie unsere erfolgreichen Veranstaltungen im AWD-Dome Bremen immer wieder gezeigt haben. Tischtennis in Großstädten zu präsentieren, gehört zu unserem Veranstaltungskonzept. Die deutschen Meisterschaften in Hamburg sind dafür als eins der Highlights ein wichtiger Baustein.