Düsseldorf souverän, Ochsenhausen enttäuschend, Frickenhausen/Würzburg begeisternd, Fulda im Pech

Gruppe A: BTK 61 Roskilde Bordtennis - Borussia Düsseldorf 1:3

Auch ohne den grippekranken Dimitrij Ovtcharov präsentierte sich der deutsche Rekordchampion im Stil einer Spitzenmannschaft und ließ sich auch durch die Auftaktniederlage von Christian Süß gegen Michael Maze nicht aus dem Konzept bringen. 1.600 Zuschauer erlebten einen überragenden Europameister Timo Boll, der zunächst Finn Tugwell deklassierte und zum Abschluss auch einen Topspieler wie Michael Maze deutlich auf Distanz hielt. Stark war auch der Auftritt des für "Dima" ins Team gerückten Portugiesen Marcos Freitas, Bronzemedaillengewinner von St. Petersburg im Doppel, der Routinier Allan Bentsen im Linkshänderduell bei nur einem knappen Satzergebnis keine echte Chance ließ. Der letztlich souverän in die Schranken gewiesene Gegner um Spitzenspieler Michael Maze darf keineswegs als „Underdog" gelten, da er immerhin identisch ist mit dem dänischen Nationalteam, das vor drei Jahren bei den Europameisterschaften in Aarhus die Fans begeisterte und den Mannschaftstitel gewann. Borussia-Manager Andreas Preuß hatte allen Grund zur Freude, speziell über den einmal mehr herausragenden Auftritt seiner Nummer eins: „Was Timo leistet, ist einfach ganz große Klasse. Er ist eigentlich hundemüde, schafft es aber, sich auf den Punkt zu konzentrieren und stellt sich in den Dienst der Mannschaft. Davor muss man einfach Respekt haben." Preuß haderte auch nicht mit der Leistung von Doppeleuropameister Christian Süß, der gegen den starken Maze mit zunehmender Matchdauer immer mehr ins Hintertreffen geriet: „Christian hat vor allem in den ersten beiden Sätzen wirklich gut gespielt. Danach hat Maze seine Taktik ein wenig umgestellt und war einfach besser." Die Borussia ist nunmehr alleiniger Tabellenführer in Gruppe A - die Chancen stehen nicht schlecht, dass dies auch so bleibt.

Resultate Roskilde - Düsseldorf

Gruppe B: Royal Villette Charleroi - TTF Liebherr Ochsenhausen 3:0

Die ambitionierten Oberschwaben haben Teil eins der Generalprobe für das "Spiel der Spiele" am 25.10. gegen Düsseldorf in der Stuttgarter Porsche-Arena verpatzt - am Sonntag in Bremen folgt Teil zwei der Generalprobe. Dort kann es eigentlich nur besser werden. Vor "nur" ca. 2.000 Zuschauern ging man im Spiroudome zu Charleroi förmlich unter, obwohl man sich vorher gute Chancen ausgerechnet hatte und nach der Papierform sicher nicht als Underdog nach Belgien gereist war. Zur Chronologie der Partie: Der Chinese Wang Jian Jun bezwang im ersten Einzel Adrian Crisan 3:1, Andrej Gacina - lediglich als Ersatz für den verletzten Jean-Michel Saive ins Team gerückt - siegte anschließend überraschend gegen den Weltranglistenfünfzehnten Chuang Chih-Yuan in fünf Sätzen und Petr Korbel besiegelte das Schicksal der TTF durch ein 3:1 über Pär Gerell. Ein nach den 100 Minuten von Charleroi sichtlich enttäuschter TTF-Präsident Rainer Ihle fand klare Worte nach der Schlappe beim Rekordtitelträger: „Das war unser bisher schlechtestes Saisonspiel und eines der schlechtesten der letzten Jahre. So kann man in der Champions League nicht auftreten. Die Einstellung und der Siegeswille haben heute gefehlt."

Resultate Charleroi - Ochsenhausen

Gruppe C: TTC Müller Frickenhausen/Würzburg - SVS Niederösterreich 3:2

Der ohne den erkrankten Tan Rui Wu angetretene TTC drehte in der Würzburger s.Oliver Arena sensationell die Partie gegen den Titelverteidiger aus der Alpenrepublik, in der zunächst alles nach einer deutlichen Angelegenheit für die favorisierten Gäste ausgesehen hatte. Nach einem 0:2 zur Pause hatten die meisten Zuschauer den umbenannten deutschen Vizemeister aus dem Neuffener Tal bereits abgeschrieben. Doch die Wende wurde möglich dank überragender Leistungen von Bastian Steger (Foto) und Patrick Baum in den spielentscheidenden Phasen und einer ganz tollen kämpferischen Einstellung des Außenseiters. Nach Niederlagen von Steger gegen Chen Weixing und Baum gegen Schlager und einem klaren Erfolg Kenta Matsudairas über Daniel Habesohn schaffte Steger, der schon bei der EM in St. Petersburg so überzeugend aufgetreten war, ausgerechnet gegen den noch immer bärenstarken Ex-Weltmeister Schlager den so wichtigen Sieg zum zwischenzeitlichen 2:2. Dabei machte "Basti" aus einem 5:7-Rückstand im fünften Durchgang noch ein 11:8. Jungnationalspieler Baum schließlich wuchs am Ende förmlich über sich hinaus und bezwang im alles entscheidenden Match Weltklasse-Abwehrkünstler Chen Weixing in vier Sätzen zum umjubelten Sieg seiner Mannschaft - der erfahrene Chinese mit österreichischem Pass hatte keine echte Chance gegen den phantastisch aufspielenden Linkshänder aus Rheinhessen. Der Rest war nur noch Jubel, Freude und Begeisterung.
Stimmen zum Spiel

Christoph Reuhl (Manager Frickenhausen/Würzburg): "Das war ein Superspiel der gesamten Mannschaft, vor der ich nur den Hut ziehen kann. Großes Kompliment an alle! Was Patrick Baum und Bastian Steger gespielt haben, war prima. Ich muss aber auch Kenta Matsudaira loben - es war gewiss nicht leicht, bei einem 0:2-Rückstand an den Tisch zu gehen und die Wende einzuleiten. Nach dem 0:2 waren wir schon enttäuscht und hatten uns kaum mehr eine Chance ausgerechnet, doch dann begann die tolle Aufholjagd. Wer das nicht gesehen hat, müsste sich eigentlich sehr ärgern. Tan Rui Wu konnte deshalb nicht spielen, weil er sich eine böse Virusinfektion zugezogen hatte und zwischenzeitlich sogar ins Krankenhaus musste. Er ist jetzt aber gottseidank auf dem Weg der Genesung."

Karl-Heinz Schätzlein (Management Frickenhausen/Würzburg): "Das war ein Megaspiel, ein richtiges Highlight auch für einen, der schon lange dabei ist und so viel erlebt hat! Toll, was Bastian Steger und Patrick Baum in den entscheidenden Momenten geleistet haben. Besonders beeindruckt hat mich, wie clever Baum gegen Chen Weixing gespielt hat, als so viel auf dem Spiel stand. Auch insgesamt war das sportliche Niveau sehr hoch. Wir sind nur von der Publikumsresonanz enttäuscht. So haben wir unter anderem mehr als 10.000 Flyer verteilt und dann kommen ganze 250 Zuschauer zu einem solchen Spiel, das ist schon fast unverständlich. Da die Leistungen so gut waren, haben allerdings auch die wenigen Besucher noch für gute Stimmung gesorgt. Man kann nur sagen, dass es schade war für alle Tischtennisfans aus Würzburg und Umgebung, die dieses Spiel verpasst haben!"

Resultate Frickenhausen/Würzburg - Niederösterreich

Gruppe D: TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell - Bogoria Grodzisk Mazowiecki 1:3

Der Ablauf in Kurzform: Wang Xi unterlag Wang Zeng Yi 1:3, Jan-Ove Waldner glich aus durch ein 3:1 gegen den Ex-Grenzauer Cheung Yuk, Qingyu Meng scheiterte ganz knapp an Martin Olejnik in fünf umkämpften Sätzen. Der diesmal nicht auf ganzer Linie überzeugende Wang Xi musste schließlich vor 520 Zuschauern in der Fuldaer Wilmingtonhalle eine Fünfsatzniederlage gegen Cheung Yuk hinnehmen, die Fuldas Niederlage besiegelte. 8:10 Sätze und 166:175 Bälle dokumentieren, wie eng es tatsächlich zuging, und dass mit etwas mehr Glück durchaus auch ein Sieg möglich gewesen wäre. Damit sind die Chancen der noch punktlosen Osthessen auf den zweiten Platz in Gruppe D erheblich gesunken.

Fuldas Manager Stefan Frauenholz war zwar traurig über die unglückliche Niederlage, lobte aber das Niveau der Partie: "Es war ein hochdramatisches und hochklassiges Spiel und wir hatten viel Pech. Meng hat gegen Olejnik 10:7 und Wang gegen Cheung Yuk 7:6 im 5. Satz geführt, dennoch gingen beide Matches verloren, was natürlich ärgerlich ist. Die Zuschauer kamen aber auf ihre Kosten, besonders beim Spiel von Jan-Ove Waldner, der sich mal wieder in alter Form präsentiert und Cheung Yuk regelrecht vorgeführt hat. Seine heutige Verfassung macht Mut für die kommenden Aufgaben. Robert Svensson hat wegen Rückenproblemen ausgesetzt, wir haben aber durchaus an Mengs Chance gegen Olejnik geglaubt und beinahe hätte unser Spielertrainer ja auch gewonnen."