Weg nach Peking führt DTTB-Asse über Hamburg

Hamburg. "Bei deutschen Meisterschaften zu spielen, ist für mich Ehrensache", sagt Timo Boll (Foto). Der 27-jährige Weltranglisten-Fünfte und amtierende dreifache Europameister führt das "Who is who" der deutschen Tischtennisszene an, die bei den nationalen Titelkämpfen am Wochenende (28. bis 30. März) in der Sporthalle Hamburg ihre Meister sucht. "Trotz des vollen Terminkalenders sind die deutschen Meisterschaften für unsere Spitzenspielerinnen und -spieler ein wichtiges Turnier", weiß Heike Ahlert, Vizepräsidentin Leistungssport des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB). Und so liest sich auch die Start- bzw. Setzliste: Boll ist in Hamburg im Einzel an Position eins gesetzt vor seinem Düsseldorfer Teamkollegen und Kronprinzen, dem 19-jährigen Dimitrij Ovtcharov. Die Favoritin im Damen-Einzel, Wu Jiaduo (Kroppach), Deutschlands Nummer eins und die Nummer 16 der Weltrangliste, musste ihre Teilnahme am Donnerstagmorgen allerdings wegen einer Grippeerkrankung absagen.

"Dimitrij wird einer von Timos stärksten Konkurrenten sein neben seinen Nationalteamkollegen Bastian Steger, Jörg Roßkopf und Patrick Baum", sagt Dirk Schimmelpfennig. Die Liste der Medaillenanwärter ist lang. Zoltan Fejer-Konnerth (Grenzau) hatte sich im Jahr 2000 in die Siegerliste eingetragen, Torben Wosik (Angers) im Jahr zuvor. Werder Bremens Lars Hielscher ist auf dem Weg zurück ins Nationalteam, musste allerdings gestern Abend bei der DTTL-Partie gegen Düsseldorf sein zweites Einzel wegen einer Verletzung am Schlagarm aufgeben. Alle drei sind ebenfalls am Start. Der deutsche Meister ist ein Titel mit Prestige, weiß der DTTB-Sportdirektor: "Auch bei unseren Spitzenspielern hat er immer noch einen sehr hohen Stellenwert. Auf dieses Turnier verzichtet niemand grundlos." Einen besonderen Grund zur Abwesenheit haben Christian Süß, der dritte Düsseldorfer im Bunde, und die deutsche Meisterin von 2006, Zhenqi Barthel (Holsterhausen). Beide bereiten sich auf das europäische Olympia-Qualifikationsturnier im französischen Nantes vor, wo sie sich vom 2. bis 6. April das dritte deutsche Ticket für die Einzelwettbewerbe bei den Olympischen Spielen in Peking erspielen wollen.

Wichtiger Formtest für die Olympiakandidaten

Timo Boll benötigt noch einen nationalen Titel, um mit den Stars der 50er- bis 70er-Jahre, Conny Freundorfer und Eberhard Schöler, gleichzuziehen. Bereits acht Mal konnte er sich bei deutschen Meisterschaften durchsetzen und hat damit ebenso viele Erfolge auf seiner Habenseite wie der Doppel-Weltmeister von 1989 und Rekordnationalspieler, Jörg Roßkopf (Jülich). "So ein Titel ist immer eine schöne Sache. Auch in der ewigen Bestenliste vorne zu stehen, hat seinen Reiz für mich", sagt Boll, doch in diesem Jahr steht für ihn nur ein Turnier im Vordergrund: die Olympischen Spiele im August. Das Turnier in Hamburg ist ein wichtiger Formtest für alle Olympiakandidaten auf dem Weg nach Peking im August. Vor allem aber für Boll, der wegen einer Patellasehnenentzündung sogar die Mannschafts-WM Ende Februar sowie die gut dotierten Pro-Tour-Turniere in Kuwait und Katar Mitte diese Monats absagen musste und nach langer Pause so viel Wettkampfpraxis wie möglich benötigt.

"Ich absolviere aber immer noch ein Aufbauprogramm, muss mich zügeln und die Belastung langsam steigern, um nichts zu riskieren", so Boll. "Hamburg ist für mich ein erster größerer Härtetest. Wenn ich mein Trainings- und Turnierkonzept bis Peking nun konsequent verfolgen kann, ist bei den Spielen für mich noch alles drin." Zügeln muss er sich auch beim Wettkampfprogramm in Hamburg. Auf einen Einsatz im Doppel an der Seite von Dimitrij Ovtcharov verzichtet er.

truse traditionell stark bei den "Deutschen"

Bei den Damen steht Nicole Struse (Kroppach, Foto) mit neun Titeln nahezu einsam an der Spitze der ewigen deutschen Bestenliste. Nach einem Formtief in den vergangenen Monaten möchte Struse, die traditionell stark bei deutschen Meisterschaften spielt, wieder zeigen, dass mit ihr auch im Alter von 36 Jahren weiter zu rechnen ist. In Abwesenheit von Wu ist sie zusammen mit Elke Wosik (Busenbach) eine der Anwärterinnen auf den Agnes-Simon-Wanderpokal.

Sportdirektor Schimmelpfennig erweitert den Kreis der Anwärter auf die Podestplätze: "Amelie Solja hat zuletzt bei den Weltmeisterschaften gezeigt, dass mit ihren 17 Jahren mit ihr bei den Damen zu rechnen ist. Man darf gespannt sein, wie weit vorne wir sie im Einzel sehen werden. Im Doppel ist sie ja Titelverteidigerin. Die Gewinnerin des DTTB-Bundesranglistenfinals, Kristin Silbereisen, sowie Laura Stumper und Tanja Hain-Hofmann haben auch ihre Chancen. Es wird auch in diesem olympischen Jahr wieder ein sehr interessantes Turnier", verspricht er. Das Turnier beginnt morgen mit den Vorrundenbegegnungen im Einzel. Die Gesetzten greifen erst am Samstag ins Turnier ein. Dann beginnt auch der Doppelwettbewerb.

Auf der Website www.ndm2008.de finden Sie unter anderem die Auslosung, einen Live-Ticker aller Spiele und die Ergebnisse. Rund um die deutschen Meisterschaften berichten wir natürlich auch auf der DTTB-Website.
Modus und Ehrenpreise der deutschen Meisterschaften

Konkurrenzen: Damen- und Herren-Einzel, Damen- und Herren-Doppel
Teilnehmer: 48 Damen und 48 Herren

Austragungssystem im Einzel: Das Turnier wird in einer Vorrunde (Gruppenspiele) und einer Hauptrunde (K.-o.-System) gespielt. In Vorrunde treten 32 Teilnehmer in 8 Gruppen à 4 Spieler bzw. Spielerinnen im System "Jeder gegen Jeden" an. Hier entscheidet der Gewinn von 3 Sätzen. Die jeweils Gruppenersten und -zweiten qualifizieren sich für die erste Hauptrunde. Über die Platzierung entscheidet die größere Differenz zwischen gewonnenen und verlorenen Spielen. Bei Punktgleichheit entscheidet die größere Differenz zwischen gewonnenen und verlorenen Sätzen. Ist auch diese gleich, so entscheiden die Spiele der Punktgleichen untereinander (Punkt-, Satz- ggf. Balldifferenz). Gibt ein Spieler eines seiner Gruppenspiele in der Vorrunde kampflos ab oder beendet er eines dieser Gruppenspiele vorzeitig, wird er aus dem Turnier gestrichen.

Die Austragungsreihenfolge in den Gruppenspielen ist:

1. Runde, 2. Runde, 3. Runde
1 - 4, 1 - 3, 1 - 2
2 - 3, 2 - 4, 3 - 4

Bereits in der Hauptrunde stehen 16 Gesetzte, deren Position vom DTTB-Leistungssport-ausschuss anhand der aktuellen Weltranglistenpositionen (die Top 50) und der deutschen Rangliste festgelegt wurde. In den K.-o.-Runden entscheidet der Gewinn von 4 Sätzen.

Austragungssystem im Doppel: Die Doppel-Konkurrenzen werden im K.-o.-System ausgetragen. In der 1. und 2. Runde wird über 3 Gewinnsätze gespielt, ab der 3. Runde (Viertelfinale) ist das System Best-of-Seven. Der Leistungssportausschuss legt die Setzungslisten für die von Platz 1 bis 8 zu setzenden Doppel unter Berücksichtigung der Summe der Setzpositionen im Einzelwettbewerb, der Ergebnisse der letzten NDM sowie der sonstigen erzielten Doppelergebnisse fest. Die gesetzten Doppel werden in die 2. Runde gelost.

Ehrenpreise: Die drei Erstplatzierten jeder Konkurrenz erhalten Medaillen des Deutschen Tischtennis-Bundes. Der Sieger im Herren-Einzel bekommt den Eberhard-Schöler-Wanderpokal, die Siegerin im Damen-Einzel den Agnes-Simon-Wanderpokal. Darüber hinaus erhalten die drei Erstplatzierten jeder Konkurrenz Sachpreise des Durchführers.