Die Würfel sind gefallen: Fulda erreicht Play-Offs, Düsseldorf untermauert Rang eins

TTF LIEBHERR Ochsenhausen - TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell 6:4

Rekordkulisse in Biberach: 1.200 Zuschauer sahen diese hochklassige Schlüsselpartie, eingebettet in das EnBW-Regiotour-Finale 2008. Für Ochsenhausen ging es noch um die Plätze drei oder vier, ein Remis hätte für den dritten Rang genügt. Für Fulda - vor Wochen unglücklich im ETTU-Cup-Halbfinale an Angers gescheitert - war zwischen Platz drei und fünf noch alles möglich. Die Oberschwaben traten ohne den verletzten Spitzenspieler Adrian Crisan an, Fulda ohne Jörg Schlichter, für den Doppelspezialist Qingyu Meng auch im Einzel aufgeboten wurde.
Beide Doppel endeten 3:0, Gerell/Bobocica punkten für den Gastgeber, Waldner/Persson für die Osthessen. Oben hielt sich dann zunächst einmal Ochsenhausen, trotz des Ausfalls von Crisan, schadlos: Leung schlug Waldner und Gerell Feng Zhe, jeweils in fünf umkämpften Sätzen. Im hinteren Parkreuz lief es dann aber optimal für Fulda: "Joker" Meng (Foto) gewann überraschend 3:0 gegen Monteiro und Ex-Weltmeister Persson, wie schon eher erwartet, 3:1 gegen Bobocica.
Zur Pause stand es folglich 3:3 in Biberach. Damit war Fulda uneinholbar und konnte bereits die Sektkorken knallen lassen: Grenzau konnte maximal noch mit 6:3 in Jülich gewinnen und das eigene Team mit 3:6 unterliegen, was bedeutet hätte, das bei Punktgleichheit (21:15) und gleicher Spiele-Differenz das Satzverhältnis herangezogen worden wäre, das für Waldner & Co. sprach.
Im vorderen Paarkreuz dominierten dann wieder die TTF. Sportlich besonders bemerkenswert war Pär Gerells Sieg ohne Satzverlust im schwedischen Duell gegen Tischtennis-Ikone Jan-Ove Waldner. Der wiedererstarkte Leung Chu Yan setzt sich in einem wahren Krimi gegen Feng Zhe durch (12:10, 11:7, 10:12, 8:11, 15:13). Der "überhitzte" Feng ließ dann noch im Eifer des Gefechts eine Bande zu Bruch gehen und sah die rote Karte. Jörgen Persson bezwang Joao Monteiro klar in drei Sätzen und holte damit den vierten Zähler für die Osthessen. Im abschließenden Match schlug Mihai Bobocica Fuldas Qingyu Meng zum 6:4-Endstand für die Oberschwaben.
Ochsenhausen verteidigte damit Tabellenrang drei und trifft in den Play-Off-Halbfinals einmal mehr im Schwabenduell auf Frickenhausen, während sich Fulda als Vierter des Abschluss-Klassements im Semifinale mit Rekordmeister Borussia Düsseldorf auseinanderzusetzen hat.
Äußerst zufrieden zeigte sich TTF-Präsident Rainer Ihle: „Wir haben vor allem vorne sehr gut gespielt, Pär Gerell hat eine Weltklasseleistung gebracht." Cheftrainer Anders Johansson befasste sich schon mehr mit dem bevorstehenden Halbfinale, bei dem noch nicht sicher mit der Rückkehr Crisans zu rechnen ist, dessen Rückenprobleme schwerwiegender Natur zu sein scheinen: „Wir haben auch gegen Frickenhausen eine gute Chance. Unsere Stärke ist die Ausgeglichenheit."
Fuldas Manager Stefan Frauenholz beschreibt das Wechselbad der Gefühle bei Spielern, Management und Fans der Osthessen: "Natürlich waren die Emotionen in diesem Spiel besonders groß. Allein der knappe Spielverlauf - Waldner Matchball gegen Leung, Feng Zhe Matchball gegen Leung, Feng führt 6:3 im 5. Satz gegen Gerell - hat dazu beigetragen. Dazu kam, dass der Live-Ticker gesponnen hat, Grenzau führte danach fälschlicherweise lange 2:0, dann stand es plötzlich 3:3. Nachdem wir nach 1:3 durch Persson und Meng zum 3:3 ausgleichen konnten und es in Jülich auch 3:3 stand, kannte der Jubel bei uns keine Grenzen mehr. Der größte Erfolg der 50-jährigen Vereinsgeschichte war perfekt!"
Auch Vizepräsident Michael Hodes war begeistert: „Natürlich wurde erst einmal gefeiert und das eine oder andere Alsfelder Pils getrunken. Diese Saison hat es wahrhaftig in sich. Aber unser Traum, einmal im Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft mitspielen zu können, ist endlich wahr geworden. Im 50. Jahr der Vereinsgeschichte einen solchen Erfolg nach Fulda zu holen, ist eine tolle Sache. Wir freuen uns alle sehr auf den kommenden Samstag, gleichwohl wir wissen, dass wir gegen die `deutsche Nationalmannschaft´ nur Aussenseiter sind. Wir haben mit dem Einzug in das Halbfinale Tischtennisgeschichte in und um Fulda geschrieben, genießen wir also alles, was jetzt noch kommt.“

Borussia Düsseldorf - TTC Frickenhausen 6:3

Auch wenn durch den Düsseldorfer Sieg gegen Plüderhausen 48 Stunden zuvor tabellarisch alles geklärt war, kamen immerhin 1.050 Zuschauer in die Stadthalle Hagen, um unter anderem das komplette deutsche Nationalteam zu bewundern. Sie erlebten eine ausgesprochen kurzweilige Partie.
Bei der Borussia überragten Timo Boll, der dreifach erfolgreich war, und Petr Korbel, der seine beide Einzel souverän gewann. Boll/Süß brachten ihr Team gegen Tokic/Steger in Führung, doch Ma/Baum sorgten gegen Korbel/Ovtcharov in einem Fünfsatz-Krimi für den Ausgleich. Timo Boll hatte im ersten Einzel lediglich im dritten Satz ein wenig Mühe mit Bojan Tokic beim 11:4, 11:6, 13:11. Frickenhausens Routinier Ma Wenge blieb es vorbehalten, gegen Christian Süß mit einem 3:1 auszugleichen. Der erfahrene Petr Korbel dominierte die Partie gegen Jungnationalspieler Patrick Baum eindeutig (11:6, 11:2, 11:6). Ein starker Bastian Steger sorgte durch ein 3:2 gegen Dimitrij Ovtcharov, der vier Matchbälle ungenutzt ließ, für den erneuten Ausgleich der Schwaben zum Pausenstand von 3:3 (Foto). Die Zuschauer sahen eine spannende Partie auf sehr ordentlichem Niveau, die - in Gegensatz zum Hinspiel - alles andere als einseitig verlief. Im Spitzeneinzel bezwang Timo Boll Ma Wenge ohne Satzverlust. Da Christian Süß nachlegen konnte und Bojan Tokic schlug (3:11, 11:8, 11:9 11:9), geriet die Borussia auf die Siegerstraße. Tatsächlich gewann der Rekordmeister, der nach der Pause merklich die Schlagzahl erhöhte, mit 6:3 gegen den Titelverteidiger. Für Düsseldorfs Siegpunkt sorgte ein glänzend aufgelegter Petr Korbel, der Bastian Steger beim 3:1 keine Chance ließ (3:11, 12:10, 11:0, 11:6). Die Borussia präsentierte sich als würdiger Klassenprimus, der Gast aus dem Neuffener Tal enttäuschte nicht und trug zu einem sehenswerten Spitzenspiel bei.
Düsseldorfs Trainer Dirk Wagner zeigte sich zufrieden: "Wir können mit der Hauptrunde und heute sehr zufrieden sein. In der Rückserie haben wir nur einen Punkt abgegeben und uns stark präsentiert. Heute haben wir zwar nicht das beste Saisonspiel abgeliefert, dennoch unser Spiel gewonnen und gezeigt, dass wir Meister werden wollen."
Das Fazit aus Sicht der Schwaben, die als Tabellenzweiter nun am 26. April im Halbfinale zunächst auswärts bei den TTF Ochsenhausen antreten müssen, fiel realistisch aus: "Der TTC Frickenhausen hat sich damit sehr gut aus der Affäre gezogen. Man ist ein Stück näher an Düsseldorf herangekommen. Trotzdem ist man nicht auf Augenhöhe" (Pressedienst TTC). TTC-Präsident Rolf Wohlhaupter-Hermann räumt seinem Team gute Chancen im Play-Off-Halbfinale ein: „Gegen Ochsenhausen wird es sicher sehr eng werden. In den letzten Jahren haben wir aber stets gut gegen diesen Gegner ausgesehen. Unsere Mannschaft ist sehr motiviert und wir möchten auf jeden Fall zum vierten Mal in Folge das Finale um die Deutsche Meisterschaft erreichen.“
Die Borussia hingegen muss am kommenden Samstag in Fulda zum Halbfinalhinspiel antreten. Manager Andreas Preuß nimmt den Gegner keinesfalls auf die leichte Schulter: "Das Duell mit Fulda wird sehr interessant. Wir haben zwar beide Spiele in dieser Saison gewonnen, aber Fulda hat mit einer imposanten Rückrunde noch die Qualifikation für die Play-Offs geschafft. Und mit Feng Zhe, Waldner und Persson hat der TTC drei sehr, sehr starke Spieler in seinen Reihen. Wir freuen uns auf die Events."

TTC indeland Jülich - TTC Zugbrücke Grenzau 3:6

Jülich spielte mit Trainer Johannes Dimmig an Position vier - der ursprünglich vorgesehene Einsatz des belgischen Talents Julien Indeherberg hatte sich verletzungsbedingt zerschlagen. Bei Grenzau war mit Talent Mattis Burgis der stärkste Ersatzmann mit von der Partie - Cheung Yuk wurde bekanntlich vor Wochen wegen unprofessionellen Verhaltens ausgemustert. Im Doppel waren Takakiwa/Dimmig chancenlos gegen Pavelka/Fejer-Konnerth. Das zweite Doppel zwischen Roßkopf/Kosowski und Blaszczyk/Burgis ging im Entscheidungssatz an die beiden Jülicher. Zwar gelang den Westerwäldern anschließend durch Zoltan Fejer-Konnerths 3:2 über "Mister Tischtennis" Jörg Roßkopf wieder die Führung, doch konnte Taku Takakiwa durch ein 3:1 gegen Lucjan Blaszczyk postwendend für den Ausgleich sorgen. Hinten gewann zwar Tomas Pavelka erwartungsgemäß deutlich gegen "Spielertrainer" Johannes Dimmig ("Mir hat es Spaß gemacht, mal DTTL zu spielen"), doch konnte "Joker" Burgis die Grenzauer Führung nicht ausbauen und musste gegen den Polen Jacub Kosowski eine 1:3-Niederlage quittieren. 3:3 stand es zur Pause in Jülich. Da Grenzau nun maximal noch 6:3 gewinnen konnte, stand Fulda damit in den Play-Offs. Der Gast zeigte aber Moral und kam mit frischem Schwung aus der Kabine: Lucjan Blaszczyk schlug Jörg Roßkopf und Zoltan Fejer-Konnerth Taku Takakiwa - jeweils glatt in 3:0 Sätzen. 5:3 für Grenzau, nun hatte sich Tomas Pavelka gegen Jacub Kosowski behaupten. Es gelang dem Grenzauer, in diesem polnisch-tschechischen Duell mit 3:2 zu siegen - gleichbedeutend mit dem 6:3-Erfolg der Westerwälder in Jülich. Doch in Biberach war ja bereits die Entscheidung zugunsten Fuldas gefallen, das in der Differenz um ein einziges Spiel besser dastand als der Hauptkonkurrent und dazu noch im Satzverhältnis in Front lag. Grenzau hatte alles gegeben und sich ganz teuer verkauft, doch es war einfach nicht die Saison des Traditionsklubs aus dem Westerwald, dem in Champions League, Pokal und Meisterschaft das Pech am Schläger klebte.
Leichter als für die Westerwälder der undankbare fünfte Platz, war für die Herzogstädter die Heimniederlage zu verkraften. Johannes Dimmig: "Wir haben eine solide Leistung abrufen können und die Minimalpunktzahl von drei Zählern rausgeholt. Jakub hat wieder eine sehr gute Leistung gezeigt und Taku hat nach langer Durststrecke endlich wieder ein Spiel gewonnen."

Müller Würzburg - Werder Bremen 3:6

Nur 120 Zuschauer sahen das "kleine Finale" um Platz sechs. Mit 2:0 lag Werder nach den Doppeln in Front: Keen/Kishikawa schlugen Ling/Keinath 3:1 und Hielscher/Cioti das Würzburger Duo Tan/Fan gar 3:0. Tan Rui Wu brachte den Gastgeber durch ein umkämpftes 3:2 gegen Seiya Kishikawa heran (8:11, 5:11, 11:7, 14:12, 12:10). Und Würzburg konnte sogar ausgleichen: Thomas Keinath präsentierte sich stark in seinem letzten Punktspiel für die Mainfranken und bezwang Trinko Keen 3:1. Doch Werder wollte unbedingt den sechsten Platz und schlug zurück: Constantin Cioti setzte sich gegen den enttäuschenden Ling Wei Chao mit 3:0 (11:8, 11:9, 16:14) durch und Lars Hielscher hielt sich an Abwehrkünstler Evgueni Chtchetinine in drei erstaunlich lockeren Sätzen schadlos (11:7, 11:8, 11:1). Der Pausenstand in Würzburg lautete 2:4, der starke Aufsteiger aus Deutschlands Norden nahm Kurs auf Tabellenrang sechs. Daran änderte sich auch nach dem zweiten Durchgang im oberen Paarkreuz nichts: Tan Rui Wu bezwang Trinko Keen zwar ebenso knapp wie zuvor dessen Teamkollegen Seiya Kishikawa, jedoch stellt der Japaner durch ein 3:1 gegen Keinath den alten Abstand wieder her. Lars Hielscher setzte sich schließlich gegen Ling Wei Chao in fünf Sätzen zum 6:3-Endstand für die Hansestädter durch. Werder Bremen krönte eine starke Rückrunde mit Tabellenplatz sechs und verdrängte Müller Würburg auf den siebten Rang.

TTV Gönnern - SV Plüderhausen 2:6

Vor 600 Zuschauern in Dillenburg lag der in Bestbesetzung angetretene Gast aus Baden-Württemberg - Gönnern spielte ohne Paul Drinkhall, dafür mit Sven Hollitzer aus der Hessenliga-Mannschaft - nach den Doppeln mit 2:0 in Front. Molin/Nilsson hatten keine Probleme mit Mengel/Hollitzer, während Karakasevic/Pete gegen Gönnerns Abwehrformation Wang/Filus fünf Sätze zum Sieg benötigten. Steffen Mengel war erwartungsgemäß chancenlos gegen den "begnadeten" Linkshänder Aleksandar Karakasevic (6:11, 9:11; 3:11), Wang Xi bezwang dagegen Robert Svensson im Duell der Fuldaer Neuzugänge in 3:1 Sätzen. Im hinteren Paarkreuz enttäuschte Ruwen Filus bei seiner überdeutlichen Niederlage gegen den Schweden Magnus Molin, während Sven Hollitzers 0:3 (6:11, 4:11, 6:11) gegen Zsolt Pete im Rahmen der Erwartungen lag.
Zur Pause mit 1:5 im Hintertreffen: Schlusslicht Gönnern schien erneut nur aus Wang Xi zu bestehen. Der Chinese gewann auch gegen Karakasevic - der Serbe konnte lediglich den dritten Satz richtig eng gestalten. Stehende Ovationen für Wang (Foto) gab es vom Dillenburger Publikum nach dessen einmal mehr überzeugendem Auftritt, gepaart mit einem Schuss Wehmut, da der hagere Weltklassespieler mit dem großen Kämpferherzen für Gönnern nicht zu halten war. Mit 27:8 (Rückrunde 16:2) bleibt Wang an der Spitze der DTTL-Akteure des oberen Paarkreuzes vor Timo Boll und Adrian Crisan.
Steffen Mengel schließlich unterlag nach ansprechender Leistung Robert Svensson in fünf Sätzen, der sich in seinem letzten Match für die Schwaben ein wenig schwer tat, aber das bessere Ende für sich hatte.
6:2 hieß es für den Gast aus Plüderhausen, der damit Platz acht in der Endabrechnung belegt. Gönnerns "Jungen Wilden" blieb leider nur der zehnte und letzte Rang, trotz eines überragenden Spitzenspielers. Allerdings kann den sympathischen Hessen niemand die kleine Erfolgsstory nehmen, ausgerechnet gegen das Topteam aus Düsseldorf den einzigen Saisonsieg in der Liga gefeiert zu haben.