Osterknüller um die Play-Off-Qualifikation in Balingen - Interview mit Ochsenhausens Präsident Rainer Ihle

Fünf Teams wollen in die Play-Offs um die Deutsche Meisterschaft, nur vier können es schaffen. Eines ist bereits qualifiziert, nämlich Meister Frickenhausen. Ein weiterer Klub dürfte sehr bald hinzukommen - Borussia Düsseldorf hat die Halbfinalteilnahme so gut wie sicher. Aus dem Terzett Ochsenhausen/Grenzau/Fulda wird folglich ein Kandidat in den sauren Apfel beißen müssen und am Ende mit leeren Händen dastehen.
Eine Vorentscheidung könnte bereits in Balingen fallen. Zudem ist es das zweite Match in der laufenden Saison, das die Tischtennisfreunde aus Ochsenhausen in einer großen, modernen Sporthalle abseits des heimischen Biberach austragen werden. Zuletzt hatte man am 6. Januar in der Ulmer Kuhberghalle vor 3.000 begeisterten Zuschauer der favorisierten Düsseldorfer Borussia ein Remis abgetrotzt. Auch die Ligakonkurrenten Düsseldorf und Frickenhausen haben in dieser Saison beste Erfahrungen mit in moderne, städtische Arenen "ausgelagerten" Topspielen gemacht - so stellte der TTC Frickenhausen mit 4.500 Zuschauern in der Stuttgarter Porsche-Arena beim Spitzenspiel gegen Rekordmeister Düsseldorf eine neue Besucherbestmarke in 42 Jahren Bundesliga auf.
Ochsenhausens Präsident Rainer Ihle gilt als zukunftsorientierter Manager und großer Befürworter einer moderneren, offensiveren Vermarktung von Tischtennisevents. Der DTTL-Pressedienst führte mit ihm das folgende Gespräch über das bevorstehende Highlight.

Herr Ihle, erwartet die Zuschauer am Ostermontag ein echtes Endspiel um die Play-Offs?

Rainer Ihle: "Nun, ich würde es nicht unbedingt so nennen, da wir danach noch zwei schwere Gegner mit Frickenhausen und Fulda haben werden, Spiele, in denen alles offen ist. Sollten wir allerdings Grenzau schlagen, hätten wir drei Punkte Vorsprung vor ihnen - und die Grenzauer müssen ja auch noch gegen Düsseldorf spielen. Also behaupte ich einfach mal, dass wir die Play-Off-Teilnahme schaffen werden, wenn wir in Balingen gewinnen."

Ist es ein Vorteil für Ihr Team, dass Gegner Grenzau Cheung Yuk, der ja ein internationaler Topspieler ist, wegen unprofessionellen Verhaltens ausgemustert hat?

Rainer Ihle: "Auf den ersten Blick mag das ein Vorteil sein oder so erscheinen. Aber ich bin vorsichtig mit solchen Einschätzungen, es ist immer möglich, dass die anderen Spieler dann gerade über sich hinauswachsen. Ein Zoltan Fejer-Konnerth etwa, der nun vorne spielt, hat gegen jeden eine Chance, aber nichts zu verlieren und ist psychologisch in einer vorzüglichen Position. Wir müssen in erster Linie auf uns und unsere eigenen Stärken schauen und mit aller Macht wieder unsere Form erreichen, die wir vor der WM hatten. Immerhin sind wir in der Rückrunde noch ungeschlagen und haben bislang 10:2 Punkte erreicht."

Wird die Arena in Balingen am Montag aus allen Nähten platzen? Werden Kurzentschlossene noch Karten bekommen?

Rainer Ihle: "Die Sparkassen-Arena fasst 2.500-3.000 Zuschauer. Wenn hier die Handball-Bundesligaspiele von HBW Balingen-Weilstetten stattfinden, ist sehr viel los. Wir selbst kalkulieren mit rund 2.000 Besuchern, 800 Karten wurden bislang im Vorverkauf abgesetzt."

Warum fiel Ihre Wahl auf Balingen, eine Kreisstadt mit ca. 35.000 Einwohnern? Ist das die richtige Bühne für hochklassigen Tischtennissport?

Rainer Ihle: "Es gibt schon länger Verbindungen zu Balingen. Ich war auch schon zwei- oder dreimal zu Gast bei Handball-Bundesligaspielen dort. Es ist eine ungemein sportbegeisterte Stadt mit einem sportbegeisterten Bürgermeister an der Spitze. Balingen ist nicht weit entfernt von Reutlingen, die früher in der Tischtennis-Bundesliga ein tolles Publikum und stets reichlich Zuschauer hatten. Bis zu uns, also nach Biberach, sind es rund 100 Kilometer, das schreckt sicher viele Tischtennisfans aus dem Raum Reutlingen-Balingen ab. Die Menschen dort sind entwöhnt, aber das Potenzial ist vorhanden und muss nun durch hochklassigen Tischtennissport wieder geweckt werden."

Wie muss man sich das ganze "vermarktungstechnisch" vorstellen, lohnt es sich auch finanziell für Ihren Verein?

Rainer Ihle: "Die Stadtwerke Balingen und die EnBW (Energie Baden-Württemberg AG) haben das Spiel erworben und die Stadt Balingen steht voll dahinter. So ist es zu einem "guten Deal" für alle Seiten gekommen, einer runden Sache, auch finanziell. Bürgermeister Reitemann hat schon versichert: "Wenn es ein gutes Event wird, buchen wir es gleich nochmal." So muss das heute sein, das Zusammenspiel zwischen Sport, Wirtschaft und Politik muss passen. Man kann viel erreichen, wenn man in allen drei Bereichen Visionäre hat, die etwas bewegen wollen. Das ist der richtige, erfolgversprechende Weg, auf dem wir fortfahren werden."