Aus nach fantastischer Leistung im Viertelfinale

Guangzhou. Die Leistung war erneut fantastisch, zum Sieg reichte es dennoch nicht. Deutschlands Herren wurden im Viertelfinale der Mannschafts-Weltmeisterschaften von Guangzhou vom WM-Finalisten von Bremen 2006 gestoppt. Dimitrij Ovtcharov (Düsseldorf), Jörg Roßkopf (Jülich) und Patrick Baum (Frickenhausen) leisteten Südkorea spielerisch wie kämpferisch große Gegenwehr, mussten sich dem Favoriten jedoch am Ende mit 1:3 geschlagen geben. In der Runde der letzten Acht hatten die Deutschen erneut auf die verletzten Bastian Steger (Frickenhausen) und Christian Süß (Düsseldorf) verzichten müssen.

„Das war aller Ehren wert“, lobte Bundestrainer Richard Prause sein niedergeschlagenes Team. „Natürlich sind wir vor allem so kurz nach Spielende enttäuscht, weil wir uns etwas ausgerechnet hatten. Wie wir gesehen haben, auch nicht zu Unrecht. Wir haben heute die entscheidenden kleinen Punkte verloren. Trotzdem haben wir gekämpft und sind bis zum Schluss immer wieder aufgestanden. Es hat nur ein kleines Bisschen gefehlt.“

Mit einer erneut grandiosen Leistung hatte Roßkopf sein Team in seinem 270. Länderspiel gegen Joo Se Hyuk im Auftaktmatch in Führung gebracht. Der Rekordnationalspieler machte gegen den besten Abwehrer der Welt dort weiter, wo er gestern im Achtelfinale gegen Österreichs Defensivkünstler Chen Weixing aufgehört hatte. Mit hoher Konzentration, teilweise atemberaubenden Tempo, unglaublicher Schlaghärte, aber auch variablen Spinbällen ließ der 38-Jährige der Nummer zwölf der Weltrangliste kaum eine Chance. Es war der erste Vergleich der beiden. „Ich habe mich sehr gut gefühlt und auch so gespielt. Das war ein souveräner Auftritt“, sagte Roßkopf. Danach jedoch schlug Südkorea zurück.

Baum begann furios

Die Wende leitete Ryu Seung Min ein. Der Olympiasieger von Athen, als Nummer acht der Welt sieben Ränge über Ovtcharov eingestuft, nutzte seine ganze Erfahrung gegen Deutschlands 19-jährige Nummer eins, machte keine leichten Fehler, nutzte jede sich bietende Möglichkeit zum Punktgewinn. Dimitrij Ovtcharov gewann den dritten Durchgang, auch im ersten hatte er Chancen: unter anderem zwei eigene Satzbälle bei 11:10 und 13:12. Penholderspieler Ryu konnte erst seinen insgesamt fünften zum Gewinn des Durchgangs nutzen. „Rossi hat einen super Start hingelegt. Ich konnte meine Chance gegen Ryu nicht nutzen. Hätte ich den ersten Satz gewonnen, wäre ich wohl weniger nervös gewesen“, räumte Ovtcharov ein. „Schließlich war es mein erstes WM-Viertelfinale vor so einer riesen Kulisse.“

Patrick Baum begann furios gegen Lee Jung Woo, gewann schnell den ersten Durchgang. Der zweite Satz verlief ausgeglichen, Südkoreas 24-jähriger Weltranglisten-39. wehrte zwei Satzbälle des Jugend-Weltmeisters von 2005 ab und verwandelte seinen eigenen dritten. Auch dies war eine Partie auf höchstem Niveau, die die geschätzten über 6000 vorwiegend chinesischen Zuschauer im Guangzhou Gymnasium das ein oder andere Mal von der Partie der Heim-Mannschaft gegen Tschechien mit fantastischen Rallyes ablenkte. Am Ende unterlag Patrick Baum trotz einer auch kämpferisch glänzenden Leistung in vier Sätzen. „Ich habe heute gut gespielt“, meinte Baum zufrieden. „Beim 1:0 in Sätzen und 9:7 für mich hatte ich etwas Pech mit zwei Netzbällen. Bei einer 2:0-Führung hätte ich eine gute Siegchance gehabt. Das wäre so wichtig für die Mannschaft gewesen. Nervös war ich eigentlich nicht. Ich bin dafür auch nicht der Typ. Außerdem war Lee der Favorit. Ich konnte also locker spielen.“

Roßkopf: „Viel Spaß mit diesem jungen Team“

Ovtcharov hatte gegen Joo den Ausgleich auf dem Schläger, führte mit 2:1 in Sätzen. Doch in seinem zwölften Spiel bei dieser WM und Führungsspieler bei seinem Team-Weltmeisterschafts-Debüt verließen ihn allmählich die Kräfte, während der erfahrene Joo, WM-Zweiter im Einzel von 2003, jede sich bietende Chance mit Abwehr-, aber auch gefährlichen Angriffsschlägen nutzte. Im fünften Durchgang ging der Sieg an die Koreaner. „Mir hat am Ende etwas die Kraft gefehlt nach so vielen Spielen in relativ kurzer Zeit, außerdem kam noch etwas Pech dazu“, erklärte Ovtcharov.

Jörg Roßkopf ordnete die Partie insgesamt positiv ein: „Natürlich sind wir enttäuscht über diese Niederlage, aber mit ein bisschen Abstand werden wir wissen, was wir erreicht haben. Es haben alle fünf bei der gesamten WM hervorragend gespielt. Ich hatte viel Spaß mit diesem jungen Team.“ Trainer Prause sagte: „Dimitrij und Patrick haben die Chancen, die sie in den Spielen zuvor genutzt haben, gegen Südkorea nicht nutzen können. Das ist kein Vorwurf, das ist einfach eine Sache der Erfahrung. Jörg Roßkopf hat diese Erfahrung, und er hat sie für uns genutzt. Das ganze Team hat davon profitiert, unter anderem im Spiel gegen Österreich, wo er der Matchwinner war.“

Über ein „Was wäre gewesen, wenn“ wollte der Coach nicht lange nachdenken. Wären die Verletzungssorgen, deren erstes Opfer Europameister Timo Boll (Düsseldorf) mit seiner Patellasehnenentzündung schon vor der WM geworden war, nicht gewesen. „Natürlich denkt man über so etwas nach. Man schiebt solche Gedanken dann aber schnell zur Seite. Denn auch in Bestbesetzung wäre das Erreichen des Viertelfinals bei einer WM kein schlechtes Ergebnis gewesen. Man darf nicht vergessen: Wir sind nicht auf Medaillen abonniert. Medaillen sind keine Selbstverständlichkeit. Wir wollen natürlich in Zukunft wieder WM-Medaillen gewinnen. Und dafür war diese WM auf jeden Fall eine Reise wert.“ Zum Schluss verdiente sich vor allem Jörg Roßkopf ein weiteres Kompliment: „Er ist immer noch in der Lage, unter Druck auf einem Topniveau zu spielen. Davor dann man gar nicht oft genug den Hut ziehen.“

Herren spielen am Samstag um Platz fünf, Damen um Rang acht

Im ersten Platzierungsspiel um die Ränge fünf bis acht trifft die deutsche Auswahl morgen um sechs Uhr deutscher Zeit auf Taiwan. In der anderen Partie stehen sich Tschechien und Rumänien gegenüber. Für die deutschen Damen geht es morgen gegen Kroatien um drei Uhr um Platz neun.

China zeigte sich im parallel zum deutschen Spiel laufenden Viertelfinale gegen Tschechien angreif-, aber letztlich nicht schlagbar. Vor allem Petr Korbel hielt das Auftaktmatch gegen den amtierenden Einzel-Weltmeister, Wang Liqin, lange Zeit offen. Insgesamt setzte sich der hohe Turnierfavorit und Titelverteidiger mit 3:0 durch und trifft im morgigen Halbfinale auf Hongkong, das Rumänien mit 3:1 besiegen konnte. Südkorea steht Japan gegenüber, dem Vorrundenbezwinger der DTTB-Auswahl. Das Trio um Düsseldorfs Jun Mizutani konnte sich gegen Taiwan mit 3:0 durchsetzen und hat seinen Gegnern im laufenden Turnier erst zwei Einzel überlassen.