Play-Off-Rennen in der heißen Phase: Schwabenderby im Blickpunkt

Samstag, 15:00 Uhr: TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell - TTV Gönnern

Auf dem Papier eine eindeutige Angelegenheit: Play-Off-Anwärter Fulda gegen Schlusslicht Gönnern, das zudem ersatzgeschwächt, ohne Paul Drinkhall und den verletzten Antonin Gavlas, antreten muss. Doch man ist in Osthessen auf der Hut, darf man sich doch so kurz vor Rundenende nicht den geringsten Patzer mehr erlauben. Außerdem handelt es sich um ein Hessenderby und solche Aufeinandertreffen folgen bisweilen ihren eigenen Gesetzen. Größten Respekt hat man vor Gönnerns Spitzenspieler Wang Xi, der seinem künftigen Arbeitgeber kein Gastgeschenk machen wird und seine DTTL-Spitzenbilanz bestätigen möchte.
Dementsprechend äußert sich Fuldas Vorsitzender Stefan Frauenholz eher zurückhaltend: „Natürlich wird es auch gegen Gönnern ein schweres Spiel, da die Mannschaft einen Spieler in ihren Reihen hat, der immer zwei oder drei Punkte holen kann. Wang Xi wird selbstverständlich bis zum letzten Spiel für seinen alten Verein kämpfen, allerdings hat er ja in der Vorrunde gegen Feng Zhe verloren.“ Frauenholz möchte sich noch nicht festlegen, wer von den beiden Hauptkonkurrenten Fulda und Grenzau gegenwärtig die besseren Karten hat: „Eine Prognose ist schwierig, wir werden versuchen, durch einen Sieg gegen Gönnern die bessere Ausgangsposition zu bekommen.“
Gästetrainer Helmut Hampl bleibt Realist: „Gönnern wird gegen Maberzell nur eine Aussenseiterchance haben. Steffen Mengel und Ruwen Filus sind in der Grundausbildung bei der Bundeswehr und haben die letzten 14 Tage nicht trainieren können.“ Von seinem Topspieler erwartet Hampl auch in Fulda einiges: „Wang Xi wird mit Sicherheit versuchen, sein bestes Tischtennis zu zeigen, um sich bei seinem alten und neuen Verein gut und professionell darzustellen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Wang Xi in Maberzell nicht alles versuchen wird, ein Doppel und zwei Einzel zu gewinnen.“ Als Cheftrainer des Hessischen Tischtennis-Verbandes (HTTV) kann Hampl der Entwicklung in der DTTL, auch in Hinblick auf die kommende Saison, durchaus positive Aspekte abgewinnen: „Mich freut es als Landestrainer, dass es in Hessen wieder zwei Erstligisten gibt. Für den einen geht es um die Deutsche Meisterschaft, für den anderen geht es um den Klassenerhalt.“
Gönnerns Vorsitzender Torsten Märte unterstreicht ebenfalls die Außenseiterrolle seines Quartetts, zumal „wir ohne Drinkhall spielen und hierfür Öyvind Aas aus der 2. Mannschaft, ehemals Nr. 5 in Norwegen und norwegischer Meister im Doppel, oder Sven Hollitzer, Nr. 2 der Hessenliga-Mannschaft, einsetzen werden.“ Zum Thema Wang bemerkt Märte: „Ich denke, dass es für Wang Xi kein Problem ist, in Fulda zu spielen, auch wenn er weiß, dass er dort von seinen neuen Fans besonders kritisch in Augenschein genommen wird. Er wird, da bin ich sicher, im derzeit „tischtennisverrückten“ Fulda sofort neue Freunde gewinnen und alle begeistern.“ Auch Klubsprecher Michael Müller rechnet nicht mit einem Außenseitererfolg der Hinterländer im Hessenderby: „Die Favoritenrolle gebührt eindeutig Maberzell, da ja zuletzt nur Xi Wang in der Lage war zu punkten. Ferner müssen wir sehen, in welcher Verfassung Ruwen und Steffen sind, die seit dem 1. April ihren Wehrdienst absolvieren. Wang will sicher mit zwei Einzelsiegen seinen Wert beweisen.“
Samstag, 19:00 Uhr: SV Plüderhausen – Müller Würzburg

Für beide Teams geht es um nicht mehr allzuviel. Plüderhausens Abstiegsängste haben sich nach einer guten Rückrunde und dem Aufstiegsverzicht der besten Zweitligisten erledigt und Würzburg steckt schon seit Monaten im sicheren Tabellenmittelfeld fest. Diese Konstellation schließt jedoch keineswegs aus, dass es zu interessanten Matches kommen wird, zumal die Akteure frei und ohne allzu strikte taktische Zwänge aufspielen können.
Sportkoordinator Ulrich Engele vom SV Plüderhausen möchte von einem „Spiel um die goldene Ananas“ nichts wissen: „Natürlich sehen wir diese Partie nicht als Freundschaftsspiel an, auch wenn es nicht mehr gegen den Abstieg geht. Unser Ziel ist aber nach wie vor der 7. oder 8. Platz, so dass wir auch sportlich den Abstieg vermieden hätten. Wir gehen davon aus, dass sich unsere Spieler auch mit einer guten Leistung von unserem treuen Heimpublikum verabschieden wollen und deshalb alles geben werden, um den einen oder anderen Punkt im Remstal zu behalten.“ Trotz des gesicherten Klassenerhalts wird es am Samstag in der Hohberg-Sporthalle auch traurige Momente geben, heißt es doch Abschied zu nehmen von einigen Akteuren, die dem heimischen Publikum ans Herz gewachsen waren: „Im Mittelpunkt wird auch die schmerzliche Verabschiedung von Aleksandar Karakasevic aus Plüderhausen und der Bundesliga stehen, den es wohl endgültig Richtung Russland zieht, wo man ihm einen Traumvertrag angeboten hat. Wir werden unserem Publikumsliebling, der uns sieben Spielzeiten die Treue gehalten hat, sogar in der 2. Liga, einen gebührenden Abschied bereiten und zugleich noch Robert Svensson und andere Spieler verabschieden, die uns ebenfalls verlassen werden“, so berichtet Engele nicht ohne Wehmut. Um sicherzustellen, dass die Abgänge vor gebührender Kulisse verabschiedet werden können, hat sich der Verein etwas einfallen lassen und offeriert freien Eintritt für das zarte Geschlecht und Jugendliche unter 16 Jahren.
Das Erscheinen lohnt sich aber auch, wenn man Eintritt bezahlen muss. So kommt es im Spitzenpaarkreuz zur Revanche zwischen Karakasevic und den beiden Würzburgern Keinath und Tan Rui, denen der Noch-Plüderhausener bei der Olympia-Qualifikation jeweils knapp unterlegen war.
Thomas Keinath, der leider ebenfalls die Liga verlassen wird, steht noch immer unter dem Eindruck der in Nantes knapp verpassten Qualifikation für Peking: „Ich bin schon etwas traurig, nach so vielen knappen verlorenen Spielen nicht dabei zu sein. Aber trotzdem bin ich jetzt wieder motiviert und gehe ins Training und bereite mich auf die DTTL und die Welt-Quali in Budapest vor. Ich stehe jetzt 5:6 im vorderen Paarkreuz, so gut habe ich noch nie vorne gespielt. Bevor ich die Bundesliga verlasse, will ich vorne ausgeglichen spielen, das wäre ein Traum!“ Um die Motivation seines Teams am Samstag macht sich der sympathische Hanauer keine Sorgen: „Wir wollen erneut einen Sieg gegen Plüderhausen schaffen und freuen uns auf diese Partie.“

Sonntag, 15:00 Uhr: TTC Zugbrücke Grenzau – Borussia Düsseldorf

Der Traditionsverein aus dem Westerwald steht punktgleich mit Fulda in dem dramatischen Kopf-an-Kopf-Rennen um den vierten Play-Off-Rang zurzeit auf dem von beiden so ersehnten Tabellenplatz vier. Da mit einem Sieg der Osthessen gegen Gönnern zu rechnen ist, wäre es eine auch psychologisch ungünstige Ausgangsposition für das Blaszczyk-Team, vor dem Rundenfinale in Jülich am 20. April zwei Punkte Rückstand aufzuweisen. Folglich wird die Truppe des Gastgebers alles geben, um mit Unterstützung der Fans die Sensation zu schaffen und die favorisierten Borussen 48 Stunden nach deren Auftritt in Charleroi auf dem falschen Fuß zu erwischen.
Dennoch schätzt Grenzaus Präsident Manfred Gstettner die Lage realistisch ein: „Gegen Düsseldorf sind wir mit unserer geschwächten Mannschaft nur Außenseiter. Unsere Spieler werden jedoch harten Widerstand leisten. Nach der Suspendierung von Cheung Yuk wird es schwierig, den 4. Platz zu halten. Wir werden alles versuchen und wenn es nicht klappt, geht in Grenzau die Welt nicht unter. Der Faktor Disziplin ist für uns mindestens genauso wichtig wie sportliche Erfolge." Wer neben Tomas Pavelka (Foto) im hinteren Paarkreuz antreten wird, ist noch ungewiß. Möglicherweise wird Grenzaus Trainer Chen Zhibin erneut auf den jungen Tschechen Frantisek Placek zurückgreifen.
Gäste-Manager Andreas Preuß kündigt an: "Wir nehmen das Spiel sehr ernst und werden in Bestbesetzung antreten, schließlich wollen wir als Erster in die Play-Off-Runde. Ich bin Optimist und glaube daran, dass wir gewinnen werden."
Borussia-Trainer Dirk Wagner warnt vor einem unberechenbaren angeschlagenen Gegner: "Grenzau hat zuletzt Probleme gehabt. Aber genau das macht sie in dieser Situation sehr gefährlich, da sie bis zum Schluss für die Play-Offs kämpfen werden. Außerdem haben wir zwei Tage vorher das schwere Spiel in Charleroi, was es für uns sicherlich nicht leichter macht." Immerhin kann der deutsche Rekordmeister nach langer Zeit personell wieder aus dem Vollen schöpfen, nachdem auch Timo Boll und Jun Mizutani wieder mit an Bord sind. Sollten die Rheinländer in Grenzau gewinnen und gleichzeitig Frickenhausen gegen Ochsenhausen verlieren, dann wäre Boll & Co. der Hauptrundensieg praktisch nicht mehr zu nehmen. Wagner hält wenig von derartigen Rechenspielen: "Wichtig ist, dass wir auf uns schauen und mit dem nötigen Engagement zur Sache gehen, um unser Spiel zu gewinnen.“

Sonntag, 16:00 Uhr: SV Werder Bremen – TTC indeland Jülich

Vor nicht allzu langer Zeit wäre es eines jener „Knallerspiele“ im Kampf um den Klassenverbleib gewesen, wie sie in dieser aufregenden Runde fast immer hochdramatisch verliefen. Nun ist die Luft ein wenig heraus, dennoch setzen sich die punktgleichen Kontrahenten weiterhin Ziele und werden keineswegs zu einem Freundschaftsspiel zusammenkommen. Das Hinspiel verloren Rossi & Co. im November mit 4:6 in eigener Halle.
Eine Wiederholung wäre Lars Hielscher durchaus recht: „Der ganz große Druck ist sicherlich weg, das gilt aber natürlich für beide Seiten. Wir wollen aber zeigen, dass wir den Klassenerhalt auch sportlich geschafft hätten. Unser Ziel ist deshalb auf jeden Fall ein Platz unter den ersten acht. Die Chance war schon gegen Plüderhausen da, wir haben es dort, auch durch meine Verletzung, leider nicht geschafft und wollen diese Chance gegen Jülich unbedingt nutzen.“ Die Prognose des Ex-Nationalspielers: „Ich tippe auf einen knappen Sieg für uns.“
Jülichs Trainer Johannes Dimmig geht natürlich nicht mit dem Bremer Leistungsträger konform und präsentiert seine durchaus originelle Sicht der Dinge: „Platz 7 sieht fast so aus wie Platz 1. Zumindest unter den ehemals abstiegsbedrohten Vereinen.“ Dimmig gibt die Richtung vor: „Bremen wird uns fordern, und wir werden die Herausforderung annehmen. Wir wollen unser Saisonziel, Siebter zu werden, erreichen und müssen dafür bei Werder punkten. Jeder unserer Jungs ist motiviert. Sie wissen, dass etwas gut zu machen ist.“

Sonntag, 16:30 Uhr: TTC Frickenhausen – TTF LIEBHERR Ochsenhausen

Ein echtes Topspiel – Tabellenzweiter gegen den Dritten – erwartet die Besucher des Schwaben-Derbys in Frickenhausen. Ochsenhausen stellt das Team mit den wenigsten Niederlagen in der gesamten Saison. Lediglich Grenzau konnte die Oberschwaben knapp bezwingen. Allerdings hat kein Verein der Liga so viele Unentschieden erzielt wie die Oberschwaben - nicht weniger als achtmal kam es zur Punkteteilung. Auch vor diesem schwäbisch-oberschwäbischen Gipfel tippen viele Beobachter spontan auf ein spannendes 5:5 wie im Hinspiel. Ein solches Resultat würde freilich der Truppe aus dem Neuffener Tal zunächst mehr nützen als Crisan & Co., da damit das Rennen um den zweiten Tabellenplatz vorzeitig zugunsten des Meisters der vergangenen beiden Jahre entschieden wäre. Allerdings würde ein Unentschieden auch Ochsenhausen in die Karten spielen, da es die Gefahr minimieren würde, am Ende vielleicht doch noch von den Verfolgern Grenzau und Fulda eingeholt und auf den undankbaren fünften Platz verdrängt zu werden. Bei einem Sieg freilich wäre Rang zwei für das Team von Anders Johansson sogar greifbar nahe, da Frickenhausen am letzten Spieltag bei Borussia Düsseldorf antreten muss und das nicht gerade in der Favoritenrolle. Bliebe es bei dem derzeitigen Tabellenstand bis zum Ende, würden sich beide Kontrahenten bereits im Play-Off-Halbfinale erneut begegnen. Gleiches gilt natürlich auch, wenn beide Teams noch die Plätze tauschen würden.
Im Hinspiel trumpfte Ochsenhausen im oberen Paarkreuz auf und blieb dort in allen vier Matches siegreich. Zuletzt schwächelte allerdings Leistungsträger Adrian Crisan, von Rückenproblemen gepeinigt, ein wenig, während Leung Chu Yans Formkurve nach oben zeigte. Beim Gastgeber hofft man auf eine Rückkehr des Nationalspielers Bastian Steger, der verletzungsbedingt in der Rückrunde erst dreimal eingesetzt werden konnte. Ohne ihn dürfte es dagegen für das Qiu-Team sehr schwer werden, gegen Ochsenhausen zu bestehen.
Die Oberschwaben wollen mit aller Macht in die Play-Offs und damit auch ihr großes Saisonziel verwirklichen, in der kommenden Saison wieder in der Champions League zu spielen. TTF-Cheftrainer Anders Johansson ist diesbezüglich optimistisch: „Wir haben in dieser Saison erst ein Spiel verloren, warum sollen wir nun ausgerechnet die beiden letzten Partien abgeben?“ Zum Derby selbst merkt der schwedische Tischtennislehrer an: „Wenn Crisan nicht spielen kann, ist Frickenhausen klarer Favorit, wenn doch, ist es ein 50:50-Spiel“.