EM: Goldjunge Timo. Auch im Einzel nicht zu schlagen

St. Petersburg. Timo Boll ist Europameister. Im Endspiel der LIEBHERR Europameisterschaften von St. Petersburg bezwingt er den Weißrussen Vladimir Samsonov mit 4:2. Mit diesem Erfolg vollbringt die deutsche Nummer eins Einmaliges: In der 50-jährigen EM-Historie hat es vor ihm noch kein Spieler geschafft, drei Titel zu verteidigen. Dies ist ihm mit dem Gewinn des Einzel-, Doppel und Teamwettbewerbes in St. Petersburg geglückt.

„Vladi“ nur im ersten Satz auf Augenhöhe

Dabei war Timo Boll die Generalprobe dieses Endspiels am vergangenen Dienstag noch gründlich misslungen. Im Team-Finale unterlag er Vladimir Samsonov deutlich mit 0:3. Es sollte ein gutes Omen für dieses Finale sein. Von Beginn an begegneten sich die beiden Topgesetzten dieses Turniers auf Augenhöhe. Boll agierte wie bereits im Halbfinale gegen Schlager sehr stark aus dem passiven Spiel hinter dem Tisch und nutzte die sich bietenden Chancen dann konsequent. Beim 10:9 besaß der Weltranglistensiebte seinen ersten Satzball, den Samsonov aber abzuwehren wusste. In der Verlängerung hatte dieser dann das glücklichere Ende für sich und brachte den Auftakt mit 14:12 nach Hause.

Auch im zweiten Durchgang überzeugte Boll mit gutem Spiel, und wieder besaß er die Chance, den Satz für sich zu entscheiden. Bei 10:8 für den Deutschen, hatte Samsonov Aufschlag. Satzball eins wehrte er durch einen verpassten Topspin Bolls ab. Beim zweiten Aufschlag des Weißrussen verschätzte sich der Deutsche. Samsonovs Aufschlag war zu kurz und Bolls Topspin ging ins Leere. 10:10. Doch diesmal entschied der 27-Jährige die Verlängerung für sich. Mit 12:10 schaffte er den Satzausgleich.

Satz drei lenkte Boll dann frühzeitig in die richtigen Bahnen. Ein 5:0 ließ er sich nicht mehr nehmen und brachte den Satz sicher mit 11:5 nach Hause. Auch im vierten Durchgang waren dem Weltranglistensiebten die sieben Sätze im Doppel-Finale nicht anzumerken. Er spielte sehr variabel und suchte stets den Weg nach vorne. Etwas müde wirkte dagegen der Weißrusse, der gerade im passiven Spiel einen unbeweglichen Eindruck erweckte und hin und wieder alles andere als gut zum Ball stand. Die 3:1-Satzführung holte sich der Deutsche mit 11:7.

Doch noch war das Spiel nicht vorbei. Samsonov kam zurück und verkürzte die Satzführung Bolls auf 2:3. Im sechsten gewann Boll die Kontrolle über das Spiel zurück. Aus dem Kurz-Kurz-Spiel übernahm er meist als Erster die Initiative und belohnte sich mit einer 6:0-Führung. Samsonov konnte nur noch reagieren und war dem Deutschen in diesem Satz in allen Belangen unterlegen. Mit 11:5 gewann Boll Durchgang sechs.

"Weniger müde als Vladimir"

„Am Ende war ich vielleicht einfach weniger müde als Vladimir“, erklärte der Europameister nach dem Spiel. „Auch im Kopf war ich wohl noch einen Tick frischer als er. Die vielen Spiele im Einzel-, Doppel- und Mannschaftswettbewerb haben eine Menge Kraft gekostet. Wir haben beide gegen die Müdigkeit angekämpft. Ich hatte das Gefühl, als wenn ich noch mehr Kraft mobilisieren konnte als Vladimir. Am Ende habe ich einfach mehr Bälle auf den Tisch bekommen. Während der Olympia-Vorbereitung habe ich gelernt mich zu quälen. Das hat mir heute auf jeden Fall geholfen."

Die bisher einmalige Verteidigung dreier Titel ist für den 27-Jährigen eher nebensächlich: „Ich bin nicht so der große Statistiker. Jeden dieser Titel habe ich mir hart erarbeiten müssen. Das sind keine Selbstläufer. Ich hoffe natürlich, dass ich noch ein paar Titel gewinnen kann. Jetzt werde ich aber erstmal drei Tage Pause machen und ausspannen, bevor die Champions-League weitergeht.

Seine Siege gegen Schlager und Samsonov, denen er im Mannschafts-Wettbewerb noch unterlegen war, führt er vor allem auf das verbesserte Aufschlag-Rückschlag-Spiel zurück. „Ich habe mich im Laufe des Turniers immer weiter steigern können. Ich habe im Endspiel die Aufschläge von Vladimir wesentlich besser bekommen als noch am Dienstag.“

Timo Boll gewinnt den Einzel-Titel der LIEBHERR Europameisterschaften von St. Petersburg dank eines 4:2 Erfolges gegen Vladimir Samsonov. Nach dem Triumph mit der Mannschaft und im Doppel macht er damit das Titel-Tripple perfekt. Timo Boll ist damit der erste Spieler in der 50-jährigen EM-Historie, der drei Titel erfolgreich verteidigen kann.