DTTB-Herren kämpfen sich durch einen Drei-Stunden-Krimi ins EM-Finale

St. Petersburg. Deutschlands Herren stehen zum siebten Mal in einem Mannschaftsfinale bei Europameisterschaften. In der Vorschlussrunde der 27. LIEBHERR EM in St. Petersburg besiegte das Team von Bundestrainer Richard Prause Österreich in einem mehr als dreistündigen Krimi mit 3:2. Im Finale am Dienstag um 17 Uhr deutscher Zeit kommt es zur Neuauflage des Endspiels von 2003 in Courmayeur: Denn im zweiten Halbfinale setzte sich das weißrussische Team um den mehrfachen Europameister Vladimir Samsonov ohne Spielverlust gegen Belgien durch.

In der Österreich-Partie zeigten die Deutschen eine geschlossene Mannschaftsleistung, bei der auch Spitzenspieler Timo Boll (Düsseldorf) ein Einzel verlieren durfte. Zwar verpasste Bastian Steger, diesmal an Position zwei aufgestellt, das frühe „Break“ im zweiten Spiel gegen Werner Schlager nach einer 2:0-Satzführung, doch gewann der 27-jährige Frickenhausen/Würzburger die entscheidende Begegnung gegen die acht Plätze vor ihm Weltrangliste platzierte Nummer 38 der Welt, Robert Gardos. Dabei hielt er auch nach 1:2-Satzrückstand dem Druck stand. Der gebürtige Bayer hatte das Spiel zunächst im Griff, gewann den ersten Durchgang und führte in Satz zwei bereits mit 10:4. „Dann kamen zwei, drei glückliche Bälle für Gardos, und bei den kurzen Sätzen geht es danach schnell“, erklärte Steger. Gardos, mit gestiegenem Selbstvertrauen, gewann die Sätze zwei und drei. Doch der Deutsche behielt die Nerven, kam im vierten und fünften Satz nach Rückständen, unter anderem zweimal 2:5, zurück ins Match und gewann schließlich mit 11:9. „Für die Zuschauer mag das spannend gewesen sein“, so Bastian Steger. „Ich würde mir das beim nächsten Mal gerne ersparen. Ich war am Ende total platt.“

Steger konzentriert und kämpferisch

„Bastian ist konzentriert geblieben und hat immer gekämpft. Dafür verdient er meinen ganz großen Respekt“, lobte der Bundestrainer. „Weil er außerdem insgesamt noch der Aktivere von beiden war, hat er verdient gewonnen.“ Die übrigen Zähler steuerten Boll – gegen Gardos im Auftakteinzel – und sein Düsseldorfer DTTL-Kollege Dimitrij Ovtcharov bei. Ovtcharov, von Richard Prause diesmal als Nummer drei ins Rennen geschickt, bezwang dank einer großen kämpferischen Leistung den gut aufgelegten österreichischen Abwehrexperten Chen Weixing. „Hier haben sich heute zwei gleich starke Mannschaften gegenüber gestanden. Mit Schlager, Chen und Gardos haben die Österreicher drei extrem gute Einzelspieler“, wusste der 20-jährige Ovtcharov. „Ich selbst habe gegen einen starken Chen heute meine wohl bisher beste Leistung in diesem Turnier gezeigt.“

Der Respekt der DTTB-Auswahl ist auch vor dem Finalgegner nicht geringer. „Weißrussland hat mit Vladimir Samsonov den besten Spieler Europas in seinen Reihen“, so Timo Boll. „Wenn wir ihn schlagen, ist das schon die halbe Miete. Aber die anderen Spieler dürfen wir keineswegs unterschätzen. Mit Weißrussland haben wir ja schon unsere Erfahrungen gemacht.“ Damit spielte Boll auf das EM-Finale des Jahres 2003 an: In der Höhe des italienischen Wintersportorts Courmayeur hatten die Deutschen mit 1:3 das Nachsehen gegen Samsonov, Evgueni Chtchetinine und Dimitri Chumakov.