St. Petersburg. 19 Siege aus 25 Spielen – das ist die deutsche Bilanz von Tag zwei der Individualwettbewerbe bei den LIEBHERR Europameisterschaften in St. Petersburg. Dabei geht es nach einem Außenseitersieg heute für die 18-jährige Amelie Solja (Saarlouis-Fraulautern) und die Weißrussin Tatyana Kostromina morgen im Doppel bereits schon um eine Medaille. Für Titelverteidiger Timo Boll gab es drei ausgespielte, ungefährdete Erfolge und einen kampflosen Sieg im Einzel und Doppel an der Seite von Christian Süß. Damit steht der 27-jährige, bei der EM an Position zwei gesetzte Düsseldorfer in der Runde der letzten 32 im Einzel und im Doppel-Viertelfinale.
Sein Vereins- und EM-Doppelpartner war weniger erfolgreich: Für Süß, der am Morgen in seinem Auftaktmatch gegen den Ungarn Daniel Zwickl nur in zwei Durchgängen annähernd zu seiner Form fand, gab es das vorzeitige Aus im Einzelwettbewerb. In der zweiten Hauptrunde von einem Spanier gestoppt wurde am Nachmittag EM-Nachrücker Zoltan Fejer-Konnerth. „He Zhiwen war im ganzen Wettbewerb der unangenehmste Gegner, den ich hätte kriegen könnten“, kommentierte der 30-jährige Grenzauer. „Er hat mich laufen lassen, wie ein Häschen.“ Nach dem Ausscheiden im Doppel zusammen mit seinem zugelosten slowakischen Partner Zoltan Lelkes ist das Turnier für Fejer-Konnerth nun bereits beendet. Zur Unterstützung seiner Teamkollegen, unter anderem als Trainingspartner beim Einspielen, bleibt der Doppel-Europameister von 2002 jedoch noch bis Sonntag vor Ort in St. Petersburg.
Ovtcharov wieder mit Selbstvertrauen
Wie Boll in der zweiten Einzelrunde stehen Dimtrij Ovtcharov (Düsseldorf) sowie die Frickenhausen/Würzburger Bastian Steger und Patrick Baum. „Ich fühle mich jetzt sehr gut“, bekannte Deutschlands Nummer zwei nach seinem Sieg gegen den Spanier Carlos Machado in seinem zweiten Einzel. „Heute morgen war ich nach dem ersten Einzel und dem Doppel etwas verunsichert. Gegen Machado habe ich viele lange Bälle gespielt, viele Rallyes gewonnen. Das gibt mir Selbstvertrauen. Jetzt bin ich wohl erst so richtig im Einzelwettbewerb angekommen.“
Bastian Steger hat dagegen im Einzel bisher keine zwischenzeitliche Formschwäche gezeigt. Er verzeichnete Siege gegen Lucian Filimon (Rumänien) und den Dänen Martin Monrad. “Ich bin froh, dass ich an meine Leistung aus dem Teamwettbewerb anknüpfen konnte. Heute morgen war es noch ein bisschen schwer, aber das ist es um zehn Uhr morgens immer“, sagte der 27 Jahre alte gebürtige Bayer. „Im zweiten Spiel habe ich mich ganz gut gefühlt und gegen ihn diesmal besser gespielt, als bei der EM vor einem Jahr, als es das Duell schon einmal gab. Ich spüre noch das Selbstvertrauen aus dem Teamwettbewerb. Wenn es so gut läuft, muss ich mir im Spiel keine Gedanken machen. Und dann läuft’s immer am besten.“ Als Kombination sind Ovtcharov/Steger am Abend allerdings gegen schlagkräftige Gegner ausgeschieden. Sie unterlagen im Achtelfinale den Rumänen Adrian Crisan/Andrei Filimon.
Baum im Rhythmus, Solja mit Abwehrkünstlerin
Nachdem er gestern nach dem verlorenen Doppel noch Probleme mit seinem Spielrhythmus beklagt hatte, stabilisierte sich der ehemalige Jugendweltmeister Baum heute von Runde zu Runde. Gegen den gebürtigen Chinesen Zeng Cem, der für die Türkei startet, gab es am Nachmittag ein deutliches 4:1. „Im ersten Spiel habe ich noch viele leichte Fehler gemacht. Jetzt habe ich mich gesteigert. Das musste ich auch, um gegen Zeng zu gewinnen.“
Eine faustdicke Überraschung gelang dem Duo Amelie Solja/Tatyana Kostromina. Gegen die in St. Petersburg an Position drei, vier gesetzten Rumäninnen Daniela Dodean und Elizabeta Samara gelang Deutschlands Youngster zusammen mit der weißrussischen Abwehrstrategin ein Sieg in drei knappen Sätzen und der Einzug ins Viertelfinale. Das Aus ereilte dagegen die übrigen beiden Doppel: Kristin Silbereisen/Wu Jiaduo (Busenbach/Kroppach) und Zhenqi Barthel an der Seite der Kroatin Tamara Boros. „Das war wie mit Rosi“, freute sich Amelie Solja. „Nur, dass Tatyana noch mehr Schnitt in ihre Bälle kriegt.“
Das Doppel mit einer Abwehrspielerin ist „Amy“ bestens bekannt. Die Niedersächsin Rosalia Stähr war ihre Stammpartnerin im Jugendnationalteam, mit ihr wurde sie zweifache Titelträgerin bei Jugend-Europameisterschaften, bei den Schülerinnen und Mädchen, und gewann WM-Bronze. „Natürlich waren die anderen die Favoritinnen, aber wir haben uns schon etwas ausgerechnet. Sie macht gute Schnittwechsel und kann solide angreifen.“ Im Spiel um die Medaillenränge wartet das nächste schwere Los: die Italienerinnen Wenling Tan-Monfardini und Nikoleta Stefanova. „Wir haben nichts zu verlieren, denn wieder sind sie die Favoritinnen. Wir machen uns einfach keine Gedanken über das Spiel. So hat es heute auch gut geklappt“, sagte Solja.
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