"Auch die Düsseldorfer sind nicht unschlagbar" - Gespräch mit DTTB-Präsident Thomas Weikert

Halten Sie es für eine richtungsweisende Idee, das DTTL-Spitzenspiel zwischen Ochsenhausen und Düsseldorf zu einem Top-Event zu machen und mit der Kick-Off-Veranstaltung des DTTB zur LIEBHERR-EM 2009 in Stuttgart zu koppeln?

Thomas Weikert: "Aus meiner Sicht ist es die perfekte Verbindung. Wir versuchen ohnehin, Tischtennisevents miteinander zu koppeln und gegenseitig zu bewerben. Wie das Europe Top 12 bei den German Open, deutsche Meisterschaften beim Top 12 und so weiter. Die DTTL als eine der besten Ligen der Welt dürfen wir davon nicht ausnehmen. Ich bin überzeugt, dass z.B. das Final Four im Dezember eine großartige Veranstaltung wird. Außerdem sind viele Fans dieselben. Wer sich am Samstag Ochsenhausen gegen Düsseldorf ansieht, besucht hoffentlich auch im kommenden Jahr die LIEBHERR Europameisterschaften."

Wie sieht das "Rahmenprogramm" seitens des DTTB aus, welche "Promis" werden mitwirken?

Thomas Weikert: "Der Tischtennisverband Württemburg-Hohenzollern als einer unserer WM-Partner organisiert ab dem Mittag ein Mannschaftsturnier für Schulkinder in der Porsche-Arena. Um 17 Uhr ist eine Pressekonferenz mit ETTU-Präsident Stefano Bosi, Robert Bausch vom DTTB- und EM-Titelsponsor Liebherr, Frau Dr. Susanne Eisenmann, Bürgermeisterin der Stadt Stuttgart, mit Frank Tartsch, dem Präsidenten des TTVWH, und mir. Um kurz vor 18 Uhr laden wir Frau Dr. Eisenmann und Herrn Bausch zum Auftaktballwechsel mit Ministerpräsident Günther Oettinger und Fußballtrainer Volker Finke, der nebenbei auch eine Tischtennistrainerlizenz hat. Der Ministerpräsident war übrigens selbst aktiver Tischtennisspieler. Das Doppel eröffnet unsere Werbeaktionen für die LIEBHERR EM symbolisch mit einem Kurzsatz. Schiedsrichter werde ich in diesem Fall sein."

Spüren Sie eine Tischtennis-Euphorie in Deutschland nach den tollen Erfolgen von Peking und St. Petersburg?

Thomas Weikert: "In meinem persönlichen Umfeld spüre ich diese Euphorie auf jeden Fall. Ich spiele ja selbst noch aktiv im Verein, beim TTC Elz in der Oberliga. Ob diese Euphorie stellvertretend für ganz Deutschland gilt, werden wir bei unseren kommenden Großveranstaltungen sehen, wie dem DTTL-Spiel, aber auch den ERKE German Open in Berlin im November. Ab Samstag läuft zudem der Kartenvorverkauf für die LIEBHERR Europameisterschaften. Auch dieser Verlauf wird ein Fingerzeig dafür sein, ob wir den Schwung von Olympia und EM mitnehmen konnten. Die ein oder andere Anfrage von interessierten Sponsoren gibt es ebenfalls. Aber da kann ich noch nicht ins Detail gehen."

Wird die LIEBHERR-EM 2009 eine internationale Spitzensport-Veranstaltung unter dem Dach des DTTB werden, die in der Öffentlichkeit und in den Medien angemessene Beachtung finden wird? Sollen in Stuttgart neue Maßstäbe gesetzt werden? Wird der Tischtennissport in unserem Land bis dahin weiter "boomen"?

Thomas Weikert: "Auf einen Boom hoffen wir natürlich und fördern diesen mit verschiedenen Maßnahmen. Unsere Spitzensportler haben in den vergangenen Monaten Topergebnisse erzielt. Was unsere Herren bei Olympia und bei der EM geleistet haben, war fabelhaft. Diese Vorlage müssen wir jetzt nutzen. Im Breitensportbereich sind wir zusammen mit unseren Mitgliedsverbänden hervorragend aufgestellt und bieten Aktionen für alle Altersklassen an: vom Grundschul- bis ins Seniorenalter. Allerdings müssen wir unsere Maßnahmen noch besser transportieren, damit die Vereine diese stärker nutzen. Tischtennis hat als Lifetime-Sportart ein großes Potenzial. Aber in Konkurrenz zu anderen Freizeitangeboten haben es Sportvereine in der heutigen Zeit nicht leicht.
Was das Fernsehen betrifft, war die Resonanz bei der EM aus meiner Sicht sehr enttäuschend. Sendeumfang und Sendeplätze standen in keinem Verhältnis zu den großen Erfolgen. Das haben selbst Zeitungen und Zeitschriften in dieser Weise kommentiert. Wir haben schon viele Gespräche mit den Sendern geführt. Mit den Erfolgen im Rücken hoffen wir, nun mehr Einfluss zu erhalten. Ich gehe fest davon aus, dass wir bei unserer Heim-EM, den LIEBHERR Europameisterschaften in Stuttgart 2009 eine deutlich größere Sendefläche zur Verfügung haben werden."

Bereits beim Start des Vorverkaufs für den 25.10. wurde das Ziel ausgegeben, dass die Porsche-Arena voll werden und der derzeitige Bundesliga-Zuschauerrekord von 4.500 geknackt werden soll. Drücken Sie als Präsident des DTTB auch die Daumen, dass die alte Marke übertroffen wird?

Thomas Weikert: "Natürlich drücke ich dafür die Daumen. Eine volle Halle beim DTTL-Topspiel - bessere Werbung für unseren Sport könnte es nicht geben."

Am Samstag erwartet die Zuschauer in Stuttgart als Event zelebriertes Spitzentischtennis. Ist dies der Weg der Zukunft, muss den Menschen heute auch "drumherum" mehr geboten werden, um sie für Mannschaftstischtennis zu begeistern?

Thomas Weikert: "Wir sehen auch an anderen Sportarten, dass viele Menschen sich das wünschen, was man ein "Event" nennt - den Sport selbst und einen ansprechenden Rahmen. Die DTTL ist zusammen mit ihrem Vermarkter contenthouse auf einem guten Weg. Prominente sitzen in den Logen, ein musikalischer Gast sorgt für Stimmung. Einmarsch und Mannschaftsvorstellung sind hochprofessionell. Für mich ist dieses Konzept richtungsweisend."

Sind derartige Top-Events nur möglich, wenn Borussia Düsseldorf beteiligt ist und Timo Boll mitspielt, oder könnten auch andere Klubs ähnliche Wege beschreiten?

Thomas Weikert: "Timo Boll ist natürlich der Zuschauermagnet der Liga. Aber die anderen Klubs brauchen sich nicht hinter Düsseldorf zu verstecken, und das tun sie auch nicht. Der aktuelle Tabellenführer etwa ist Frickenhausen mit zwei weiteren Nationalspielern, die sich bei der EM großartig präsentiert haben: Bastian Steger und Patrick Baum. Fulda-Maberzell ist mit Jan-Ove Waldner ein absoluter Hingucker, ebenso Jülich mit unserem Rekordnationalspieler Jörg Roßkopf. Ochsenhausen hat ein international besetztes, starkes Team. Und auch der TTV Gönnern hat mit seiner sehr jungen Mannschaft ebenfalls ein hohes Identifikationspotenzial. Um nur einige DTTL-Teams zu nennen."

Ist die Borussia mit Timo Boll überhaupt zu schlagen, besonders wenn es um etwas geht?

Thomas Weikert: "Für jeden Verein ist es gegen die Borussia schwer, aber auch die Düsseldorfer sind nicht unschlagbar."

Wagen Sie einen Tipp, wie geht das Spiel Ochsenhausen - Düsseldorf aus?

Thomas Weikert: "In diesem Fall tippe ich auf den Gastgeber, der sich in Stuttgart aus seiner Minikrise spielen wird: 3:2 für Ochsenhausen."

Wie sind Ihre ersten Eindrücke vom neuen Spielsystem, hat sich der Spannungsfaktor erhöht?

Thomas Weikert: "Aus meiner Sicht ist es in vielen bisherigen Matches spannender zugegangen als zuvor. Die Vereine haben mehr taktische Möglichkeiten und nutzen diese Variationsmöglichkeiten auch. Aber die Saison ist noch jung, und wir müssen den Verlauf auch in der 1. Damen-Bundesliga weiter beobachten und anschließend analysieren. Wenn sich das System bewährt, werden wir es auch international als Spielsystem vorschlagen."

Wie sehen Sie die Zukunft der Deutschen Tischtennis Liga? Was muss getan werden, um unserem dynamischen, athletischen und sauberen Sport und der DTTL endlich die Resonanz zu verschaffen, die sie verdienen?

Thomas Weikert: "Wir müssen unseren Sport auch in der Breite professionell darstellen und auf allen Ebenen attraktiv und zuschauerfreundlich gestalten. Unsere Großveranstaltungen dürfen nicht nur für Tischtennis-Insider interessant sein, sondern auch für Neulinge und am Sport generell interessierte Menschen. Die DTTL ist da auf einem guten Weg."

Mittlerweile gibt es Live-Übertragungen aus der DTTL im Internet und einen festen Sendeplatz im DSF. Sogar ein chinesischer Sender bringt die deutschen Topspiele. Ist das der erfolgversprechende Weg, werden dadurch mehr Zuschauer und neue Sponsoren gewonnen?

Thomas Weikert: "Wir sind natürlich sehr zufrieden mit festen Sendeplätzen beim DSF und Shenzhen-TV. Tischtennis ist als Sportart Nummer eins in China das perfekte Bindeglied zwischen der chinesischen und deutschen Wirtschaft. Für Sponsoren, aber auch für Zuschauer sollte die DTTL gleichermaßen interessant sein."