"Ich spüre Aufbruchstimmung in Tischtennis-Deutschland" - Elf Fragen an Andreas Preuß

1) Was stehen Sie zu der Idee, aus dem Heimspiel der TTF Liebherr Ochsenhausen gegen Ihre Borussia etwas ganz besonderes zu machen? Hatten Sie einen Anteil an den Planungen im Vorfeld?

A. Preuß: "Ochsenhausen ist ein professionell geführter Verein. Rainer Ihle und seine Mannschaft beschreiten den zeitgemäßen Weg, indem sie ihre Spiele als Event inszenieren, raus aus den Turnhallen hinein in große Arenen. Wir haben seit vielen Jahren einen freundschaftlichen Kontakt mit Ochsenhausen und unterstützen gerne diese goßartigen Aktivitäten. Schon im Mai diesen Jahres haben wir gemeinsam nach einem Termin gesucht. Gleichzeitig haben wir eine Garantie für einen Einastz von Timo Boll gegeben."

2) Am Samstag erwartet die Zuschauer in Stuttgart als Event zelebriertes Spitzentischtennis. Ist dies der Weg der Zukunft, muss den Menschen heute auch "drumherum" mehr geboten werden, um sie für Mannschaftstischtennis zu begeistern?

A. Preuß: "Tischtennis im 21.Jahrhundert ist mehr als ein Tisch und zwei Spieler, eine Sportveranstaltung ist heute ganz selbstverständlich ein Event mit Unterhaltung, Action, Inszenierungen, Moderation, Showelementen ...., wobei der Sport im Mittelpunkt steht. Diesem Beispiel sollten alle Vereine der DTTL folgen. Sie würden alle davon profitieren und damit unser gesamter Sport."

3) Sind derartige "Top-Events" nur möglich, wenn Borussia Düsseldorf beteiligt ist und Timo Boll mitspielt, oder könnten auch andere Klubs ähnliche Wege beschreiten?

A. Preuß: "Dies ist natürlich auch ohne Timo Boll möglich. Wir haben in unserer Liga schillernde Persönlichkeiten und Top-Spieler wie Roßkopf, Waldner, Steger.... Das liegt in erster Linie am Verein mit seinen handelnden Personen. Timo Boll erleichtert die Aufgabe, glücklicherweise spielt er ja in der DTTL. Wir hatten neulich ein CL-Spiel im westfälischen Münster. Dort hatte der ansässige Verein mit seinem rührigen Vorsitzenden Michael Schmitz innerhalb von drei Monaten ein TOP-Event mit 2.200 Zuschauern organisiert."

4) Rainer Ihle hat klare sportliche Ansagen gemacht. So hat er den Gewinn der Champions League ebenso zum Ziel seines Klubs erklärt wie den Anspruch, Borussia Düsseldorf schlagen zu können. Lächeln Sie da müde, da Ihr Team doch Silbermedaillengewinner von Peking und amtierender Europameister ist?

A. Preuß: "Ochsenhausen hat eine starke Mannschaft, die zur Zeit wohl ein Zwischentief durchschreitet. Ich halte Ochsenhausen und Frickenhausen für unsere größten Konkurrenten. Kommenden Samstag sind sie als leicht angeschlagener Gegner sicher besonders gefährlich."

5) Ist die Borussia mit Timo Boll überhaupt zu schlagen, besonders wenn es um etwas geht?

A. Preuß: "Auch Düsseldorf mit Timo Boll ist schlagbar, ich rechne auch in dieser Saison aufgrund der Terminlage mit schwächeren Phasen."

6) Wagen Sie einen Tipp, wie geht das Spiel Ochsenhausen - Düsseldorf aus?

A. Preuß: "Ich hoffe auf ein 3:2 für Düsseldorf vor über 5000 Zuschauern."


7) Können Sie ein erstes kurzes Zwischenfazit ziehen, hat sich das neue Spielsystem bewährt?

A. Preuß: "Das neue Spielsystem hat sich insgesamt bewährt. Die Spiele sind zumeist spannender, im Schnitt ein wenig kürzer, die Präsentation ist mediengerecht, die taktischen Möglichkeiten größer ....."

8) Viele sprechen nur noch von "Borussia Deutschland", wenn sie den deutschen Rekordmeister meinen. Halten Sie das eher für einen Ausdruck von Neid oder erfüllt es Sie mit Stolz?

A. Preuß: "Auf Borussia Deutschland sind wir eher stolz, zu berücksichtigen gilt allerdings auch, dass am jetzigen Mannschaftserfolg auch Bastian Steger einen maßgeblichen Anteil hatte. Das spricht für die gute Trainingsarbeit in Frickenhausen."

9) Spüren Sie eine Tischtennis-Euphorie in Deutschland nach den tollen Erfolgen von Peking und St. Petersburg?

A. Preuß: "Ich spüre Aufbruchstimmung in Tischtennis-Deutschland. Timo Boll gehört mittlerweile zu den bekanntesten deutschen Sportlern überhaupt. Tischtennis war die letzten Wochen ständig im TV und in der überregionalen Presse. Die DTTL wird regelmäßig im DSF und nun auch in China übertragen, bei steigenden Quoten sowohl im Schnitt als auch in der Spitze. Dies ist die Basis für eine erfolgreiche Vermarktung unseres bisher noch unterschätzten Sports."

10) Sie sind - wie Ihr Ochsenhausener Kollege - bekannt für innovative Wege, den Tischtennissport und die Liga zu vermarkten und zeitgemäß zu präsentieren. Welches sind Ihre nächsten Projekte?

A. Preuß: "Wir werden im nächsten Jahr ein Spiel im Flughafen Weeze durchführen. Darüber hinaus werden wir unsere Spielhalle zu einer Arena umgestalteten durch eine Modernisierung von Licht, Beschallung und Tribünen, um unseren Sport noch besser präsentieren zu können."

11) Wie sehen Sie die Zukunft der Deutschen Tischtennis Liga, wie kann sie sich weiterentwickeln? Wie können die anderen Bundesligen den Anschluss finden?

A. Preuß: "Die DTTL sollte sich aus meiner Sicht weiter modernisieren. Dazu werden wir zu gegebener Zeit intern einen Workshop durchführen, um neue Ziele und zielführende Schritte klar zu definieren. Gemeinsam mit dem DTTB möchte wir erste Konzepte zu einer schrittweisen Verselbständigung der Ligen entwickeln, unter dem Dach des DTTB."