Herren-Trio steht im Einzel-Achtelfinale der EM

St. Petersburg. Drei Spieler im Einzel-Achtelfinale, ein Doppel hat sogar schon eine Medaille sicher. Die Freitagsbilanz der deutschen Herren bei den 27. LIEBHERR Europameisterschaften kann sich sehen lassen. Vor rund 2000 Zuschauern im Sport- und Konzertkomplex von St. Petersburg haben die Düsseldorfer Timo Boll und Dimitrij Ovtcharov sowie Bastian Steger (Frickenhausen/Würzburg) die Runde der letzten 16 erreicht. Zuvor war bereits die Titelverteidigerkombination Timo Boll/Christian Süß ins Halbfinale eingezogen. Ausgeschieden ist dagegen Stegers DTTL-Vereinskollege Patrick Baum. Der 21-jährige ehemalige Jugendweltmeister unterlag in einem sehenswerten Duell Belgiens Weltklassespieler Jean-Michel Saive in sechs Sätzen.

Endstation in der Runde der letzten 32 war ebenso für die beiden im Wettbewerb verbliebenen Damen des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB). Zhenqi Barthel (Holsterhausen) musste sich der EM-Finalistin von 2003, Wenling Tan-Monfardini aus Italien, geschlagen geben. Busenbachs Kristin Silbereisen verlor gegen Österreichs Europameisterin von 2005, Liu Jia.

Boll locker weiter

Eine klare Angelegenheit war es am Abend für Boll, der seinen portugiesischen Vereinskameraden Marcos Freitas sicher in vier Sätzen auf Distanz halten konnte. Ovtcharov setzte sich gegen Serbiens Aleksandar Karakasevic mit 4:1 durch, Steger besiegte den Schweden Pär Gerell in sechs Durchgängen.

Am meisten ärgerte sich Patrick Baum über gleich mehrere verpasste Chancen nach Führungen: „Das war reine Nervosität“, konstatierte Baum. „Am Anfang der Sätze war ich noch locker, aber oft, wenn ich hoch geführt habe, kamen dann Fehler über Fehler: halblange Aufschläge, schlechte Rückschläge.“ Es habe aber nicht an Saive gelegen. „Das ist mir auch gegen Tugwell in der ersten Runde auch passiert. Ich habe einfach zurzeit keinen guten Rhythmus im Spiel. Wenn ich normal und durchgespielt hätte, hätte ich ganz sicher gegen Saive gewonnen.“

Steger fordert morgen mehrfachen Europameister heraus

Die schwerste Aufgabe hat morgen um 9.30 Uhr deutscher Zeit wohl Bastian Steger. Der 27-jährige Mannschaftseuropameister bekommt es mit dem an Position eins gesetzten Weißrussen Vladimir Samsonov zu tun. Dieser jedoch musste sich heute beim 4:2-Sieg in der Verlängerung über den jungen Franzosen Adrien Mattenet regelrecht zum Vergleich mit Steger quälen. Für Boll geht es gegen Sloweniens Nummer eins, Bojan Tokic. Ovtcharov wird sich mit Petr-Korbel-Bezwinger Joao Monteiro (Portugal) auseinandersetzen.

Mit Zhenqi Barthel und Kristin Silbereisen sind die beiden letzten verbliebenden deutschen Damen in der Runde der dritten Runde (letzte 32) ausgeschieden. Gegen die Italienerin Wenling Tan-Monfardini erwischte Barthel keinen guten Start und versäumte danach, mehrere eigene Führungen zum Satzgewinn zu nutzen, die höchste im zweiten Durchgang beim Stand von 8:2. "Ich weiß gar nicht, warum es da auf einmal noch knapp geworden ist." Zhenqi Barthel verstand die Tischtenniswelt nicht mehr. "Plötzlich hatte ich wieder Angst, meine Taktik umzusetzen." Die wäre gewesen, vor allem per Topspin von der eigenen Rückhandseite mit den kurzen Angriffsnoppen zu agieren. "Der Schlag ist für mich noch relativ neu. Er hat im Training gut funktioniert, aber unter Druck traue ich mich oft nicht, ihn anzuwenden."

Silbereisen unterliegt Liu Jia

Kristin Silbereisen scheiterte an Österreichs Spitzenspielerin Liu Jia, mit 2:4. Auch sie war nicht chancenlos, auch wenn sie in den vergangenen beiden Vergleich den Kürzeren gezogen hatte. „Ich bin am Anfang nicht gut reingekommen. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, immer direkt anzugreifen. Aber sie hat mich kurz gehalten und ihre Aufschläge ziemlich gut variiert, mal mit, mal ohne Schnitt", erklärte Silbereisen. "Ich habe mich erst im dritten Satz so richtig darauf einstellen können. Doch sie ist eine kluge Spielerin und hat sich danach direkt umgestellt."

Nach dem Viertelfinal-Aus Amelie Soljas (Saarlouis-Fraulautern) im Doppel am Morgen an der Seite der Weißrussin Tatyana Kostromina, steht nun keine DTTB-Dame mehr im Turnier. "Die Fakten sind", zählt Bundestrainer Jörg Bitzigeio auf: "Unsere beste Spielerin, die hier mindestens unter die besten 16 gehört, hat es nicht so weit geschafft. Die drei anderen sind gegen bessere Gegnerinnen ausgeschieden. Wir hätten uns sicherlich eine positive Überraschung gewünscht." Die Ziele der Damen vor dieser EM waren hoch, mussten hoch sein. "Wenn ich meiner Mannschaft vor dem Turnier sagen würde, wir treten dort an, um Siebter zu werden, wäre ich fehl am Platz", führte der Coach aus. "Sicher muss man hohe Erwartungen haben. Aber wenn es mal nicht klappt, ist es nicht gleich eine Katastrophe. Gut ist das Ergebnis natürlich nicht. Wir müssen stärkere Spielerinnen nachschieben, um Wu als unsere Nummer eins zu unterstützen. Denn zurzeit ist es noch so: Verliert sie ein Spiel, verliert die Mannschaft. Diesen Druck spürt sie natürlich auch. Im Einzelwettbewerb war sie etwas müde und strotzte nach Olympia natürlich auch nicht gerade vor Selbstvertrauen."