Boll/Süß haben zweite EM-Medaille in St. Petersburg sicher

St. Petersburg. Timo Boll und Christian Süß haben bei den 27. LIEBHERR Europameisterschaften ihre zweite Medaille sicher. Die Titelverteidiger im Doppel hatten am Dienstag Mannschaftsgold gewonnen und sind als Duo heute ins Halbfinale eingezogen. In der Runde der letzten Acht besiegten sie die schwedische Kombination Jens Lundquist/Pär Gerell in sieben Sätzen. Nächste Gegner sind morgen um 14 Uhr deutscher Zeit ihr Düsseldorfer Teamkollege Marcos Freitas und der Ochsenhausener DTTL-Spieler Tiago Apolonia. Die Portugiesen setzten sich gegen Österreichs Chen Weixing/Robert Gardos mit 4:1 durch. Im anderen Semifinale stehen sich die niederländisch-österreichische Titelhoffnung, Trinko Keen/Werner Schlager, und die Schweden Robert Svensson/Jon Persson gegenüber.

Das Viertelfinale wurde für die Olympia-Zweiten von Peking mit der Mannschaft zu einem harten Stück Arbeit. „Die beiden haben losgelegt, wie die Feuerwehr. Bei uns war es eher ein Kaltstart“, sagte Timo Boll. „Aus ihrer Führung heraus haben sie dann auch sehr gut gespielt.“ Ein enges Match hatten die Deutschen erwartet. Mit dem schwedischen Nationalteam hatten sie bei der gemeinsamen Olympiavorbereitung intensiv gemeinsam trainiert. Es gab allerdings weitere Gründe: „Christian hat noch Umstellungsschwierigkeiten auf das neue Material. Und ich kämpfe jedes Mal neu gegen den inneren Schweinehund und bin jetzt auch noch ein bisschen erkältet“, so Boll. „Da hilft nur, auf die Zähne zu beißen und sich zu konzentrieren, vor allem dann, wenn die Gegner so gut gegenhalten, wie die beiden heute.“

Vier Matchbälle abgewehrt

Mit der Konzentration klappte es bei Christian Süß rechtzeitig in der entscheidenden Phase. Im siebten Satz musste das deutsche Duo insgesamt vier Matchbälle abwehren, drei davon hintereinander beim Stand von 7:10. Dies gelang vor allem dank mutiger Rückschläge und Angriffsbälle des 23-Jährigen. Allerdings unterlief ihm zum 10:11 für die Schweden auch ein Fehlaufschlag. Nach 48 Minuten verwandelten die WM-Zweiten von 2005 im Doppel ihren ersten Matchball zum 13:11.

„Man hat gesehen, dass ich hier nicht mein bestes Tischtennis spiele. Natürlich bin ich erleichtert, dass wir noch gewonnen haben, aber unser Anspruch als Titelverteidiger muss es sein, besser zu spielen“, sagte Süß selbstkritisch. „Ich darf aber nicht wegen der schlecht gespielten Bälle mit mir hadern, sondern muss das Positive aus den guten ziehen. Wenn man mal Sportler war, weiß man, wie schwer so etwas ist, wenn man ein Tief hat. Aber ich habe in diesem Turnier noch Chancen, es besser zu machen.“

Boll/Süß erreichen das Halbfinale - die Details zum Spiel

Freude über gutes Abschneiden überwiegt bei Solja

Eine Medaille verpasst hat Amelie Solja bei ihrem EM-Debüt bei den Damen. Im Viertelfinale unterlag sie an der Seite ihrer weißrussischen Doppelpartnerin Tatyana Kostromina den Italienerinnen Wenling Tan-Monfardini und Nikoleta Stefanova mit 0:4. „Der dritte Satz war der Knackpunkt", analysierte die 18-jährige Fraulauterin. "Hätten wir bei unserer 9:4-Führung den Sack zumachen können, wären die beiden etwas nervöser geworden. So haben sie aus den Satzführungen heraus sehr sicher gegen uns gespielt. Sie haben es geschafft, uns so anzuspielen, dass wir selten gut zum Ball stehen konnten, taktisch sehr klug." Zwar war Solja nach der verpassten Medaille ein wenig traurig, aber die Freude über das Erreichen der Runde der letzten Acht überwog: "Natürlich bin ich jetzt ein bisschen enttäuscht, denn man denkt ja immer, dass man gewinnen kann. Aber wenn uns vorher jemand gesagt hätte, wir würden ins Viertelfinale einziehen, hätten wir das sofort genommen."

"Für uns war es die erwartet schwere Partie", wusste Bundestrainer Jörg Bitzigeio. "Denn die Italienerinnen sind eine der wenigen Kombinationen, die mit unserem Material nicht viele Probleme haben." Einzige Chance gegen das eingespielte Duo: zwei, drei Sätze zu gewinnen, um die Partie offen zu gestalten. "Genau das haben wir leider nicht geschafft. Mit einer Führung im Rücken spielt es sich für sie einfacher. Nichtsdestotrotz ist es für ’Amy’ ein toller Erfolg, bei ihrem EM-Debüt bei den Damen gleich ins Viertelfinale einzuziehen", so der Coach. Am Nachmittag haben sechs Deutsche die Chance, ins Achtelfinale des Einzelwettbewerbs einzuziehen.