EM: Boll schlägt Maze. Morgen Halbfinale

St.Petersburg. Timo Boll (Foto) ist auf dem besten Wege, historisch Einmaliges zu erreichen. Noch nie ist es einem Spieler in der 50-jährigen EM-Geschichte gelungen, drei Titel erfolgreich zu verteidigen. Nach dem Triumph mit der Mannschaft und dem Einzug ins morgige Doppel-Finale nahm er auch die Hürde Michael Maze im Einzel-Viertelfinale souverän.

Am Sonntag trifft er im Halbfinale auf Werner Schlager, der den Schweden Jens Lundquist aus dem Turnier warf. An den Österreicher hat Boll in jüngster Zeit allerdings keine allzu guten Erinnerungen. Vor fünf Tagen, im Halbfinale des Mannschafts-Wettbewerbes, verlor die deutsche Nummer eins noch mit 1:3.

Boll mit Startschwierigkeiten

Im Viertelfinale gegen Michael Maze fand Boll einen guten Einstieg. Maze wirkte noch etwas hüftsteif und Boll nutzte dies zu einer schnellen 6:3 Führung. Doch der Däne wurde langsam warm und suchte jetzt mehr und mehr den Weg nach vorne. Aus einen 4:0 Lauf zum 7:6 machte er ein 11:7 zum Satzgewinn. Der Däne taute immer mehr auf und entschied im zweiten Durchgang vor allem die längeren Ballwechsel für sich. Bei 10:7 nutzte er seinen dritten Satzball.

„Zum Glück bin ich da ruhig geblieben und habe den Spieß umgedreht“, sagte Timo Boll später erleichtert. „Gegen ihn ist es wichtig, ruhig zu bleiben, denn er hat immer Phasen, in denen er Bälle auslässt. Er macht sich dann selbst verrückt. Zum Glück habe ich bis dahin Geduld gehabt.“

Maze ging vor allem mit der Vorhand hohes Risiko und suchte früh mit harten Topspins die Entscheidung. In der entscheidenden Phasen des dritten Durchganges verfehlten diese häufiger ihr Ziel, so dass Boll seinen ersten Satzball zum 11:8 nutzen konnte. Auch im vierten ein ähnliches Bild. Maze entschied meist die spektakulären Bälle für sich, während der Deutsche mehr die „kleinen“ Punkte machte. Durchgang vier ging mit 11:9 an Boll. Satzausgleich.

Boll auch im Doppel gegen Schlager

Der Europameister wurde zunehmend sicherer, während sich beim Dänen mehr Fehler einschlichen. Zwar punktete dieser immer wieder spektakulär, meist mit seinen harten Vorhand-Topspins, doch längst nicht mehr so oft wie in den Sätzen zuvor. Der Gewinn des fünften Durchganges bedeutete die erste Satzführung Bolls in diesem Viertelfinale. Im sechsten Satz bot der Deutsche den Zuschauern dann Tischtennis für Feinschmecker. Mit 11:5 bezwang er den Dänen, der sichtlich entnervt war. Rund 2500 Fans sahen hochklassige Ballwechsel und teilweise beeindruckende Rallyes auf höchstem Niveau im Sport- und Konzertkomplex St. Petersburg eingefunden. Dies war die höchste Zuschauerzahl der bisher acht EM-Tage.

Timo Boll erreicht durch einen 4:2-Erfolg gegen den Dänen Michael Maze das Halbfinale der LIEBHERR Europameisterschaften von St. Petersburg. Dort trifft er morgen um 11.30 Uhr deutscher Zeit auf den Österreicher Werner Schlager. „Ich hoffe, dass er diese Niveau morgen nicht mehr erreicht und ich noch eine Schippe drauflegen kann. Dann wird’s ein spannendes Spiel.“ In der zweiten Vorschlussrunde trifft der topgesetzte Weißrusse Vladimir Samsonov auf den Österreicher Robert Gardos.


Herren-Einzel, Viertelfinale um 19 Uhr (17 Uhr deutscher Zeit)
Vladimir Samsonov BLR - Chen Weixing AUT 4:0 (6, 6, 6, 5)
Robert Gardos AUT - Joao Monteiro POR 4:0 (10, 10, 11, 7)

20 Uhr (18 Uhr deutscher Zeit)
Timo Boll - Michael Maze DEN 4:2 (-7, -7, 8, 9, 8, 5)
Werner Schlager AUT - Jens Lundquist SWE 4:0 (9, 5, 7, 7)