Spielt der Spitzenreiter TTSV Saarlouis-Fraulautern weiter souverän?

Frankfurt/Main. Am fünften Spieltag der Saison richten sich die Blicke aber nicht nur auf den TTSV Saarlouis-Fraulautern, sondern auch auf 3B Berlin Tischtennis. Die Truppe um die frischgebackene Europameisterin im Doppel, Georgina Pota, hat sich nach zwei unerwarteten Niederlagen schon einigen Ballast aufgeladen, so dass die Vorstellung von einem Spitzenplatz ins Wackeln geraten ist. Da die 3B-Damen auch an diesem Wochenende einer Doppelbelastung durch das Champeans-League-Spiel bei Sterilgarda TT Castel Goffredo in Italien ausgesetzt sind, bleibt abzuwarten, wie das Match gegen den MTV Tostedt verläuft. Eine weitere Niederlage würde die Bundeshauptstädterinnen im Meisterschaftsrennen wohl schon entscheidend zurückwerfen. Einen weiteren Misserfolg möchte auch der TV Busenbach vermeiden, der sich in Sachen Ambitionen mit den Berlinerinnen auf eine Stufe stellt. Doch das neue Spielsystem brachte schon zahlreiche Überraschungen, und da ist der SV Böblingen als durchaus sehr gefährlich einzustufen.

Sonnabend, 14.10 Uhr: MTV Tostedt – TTSV Saarlouis-Fraulautern

Gastgeber tritt ohne Irene Ivancan an

Beim MTV Tostedt, der nach Aussagen von Manager Friedel Laudon auf einem erfreulichen vierten Tabellenplatz rangiert, reißt die Pechsträhne nicht ab. Fehlte in Bad Driburg zuletzt Nadine Bollmeier (Foto) wegen Problemen an der Hüfte, muss nun Irene Ivancan gegen den derzeit Erstplatzierten TTSV Saarlouis-Fraulautern pausieren. „Irene fällt für mindestens sechs Wochen aus. Sie musste sich nach einem akuten Nabeldurchbruch einer Operation unterziehen. Dafür kommt entweder Tatsiana Kostromina oder Svenja Obst zum Einsatz“, erklärt der Manager. Svenja Obst bestätigte ihre Bundesligatauglichkeit am vergangenen Wochenende mit dem Erreichen der Bundesendrangliste.
Für Tatsiana Kostromina könnte sich ein schnelles Wiedersehen mit Amelie Solja, offizielle Nummer zwei der Gäste ergeben, allerdings diesmal nicht auf einer Seite des Tisches. Bei den Europameisterschaften in St. Petersburg hatte sich das Duo kurzfristig zusammen gefunden und schaffte auf Anhieb die Viertelfinalteilnahme.
„Glücklicherweise hat sich der Gesundheitszustand von Nadine so stabilisiert, dass sie spielen kann. In wie weit sich diese Zwangspause allerdings negativ auf ihre Ballsicherheit ausgewirkt hat, bleibt abzuwarten“, sagt Laudon.
Dennoch gab sich der Manager zuversichtlich: „Wir haben eine reelle Gewinnchance, und nach Lage der Dinge stehen unsere Möglichkeiten zumindest bei 50:50. Wir glauben, dass der TTSV keine Experimente in der Aufstellung wagt und deshalb sind sie recht gut kalkulierbar. Ich bin schon gespannt wie sich Petrissa Solja gegen Abwehrspielerinnen schlägt“, meint der Manager.

„Wir möchten natürlich so lange wie möglich oben dran bleiben und deshalb würden wir die Punkte in Tostedt gern mitnehmen“, erklärt Heinz Falk, Manager des Spitzenreiters. Beide Teams hält er für gleichstark, und bei den Chancen schließt sich Falk der Bewertung von Laudon an. „Ich rechne mit einem knappen Ausgang, aber letztendlich sind die Tagesform und die Aufstellung wichtige Faktoren für den Verlauf. Ich sehe unsere Mannschaft nicht zwangsläufig als Favorit, nur weil wir 6:0 Punkte haben“, sagt Falk.
Ein wenig Sorge bereitete dem Management Petrissa Solja in den vergangenen Tagen, da sie das Bundesranglistenturnier in Landsberg absagen musste. „Petrissa hatte sich einen Infekt eingefangen und musste Antibiotika nehmen. Inzwischen trainiert sie aber wieder“, berichtet der Manager.

Auf die Frage, ob denn auch Neuzugang Olga Nemes einmal zum Einsatz kommt, antwortete Falk: „Olga ist sehr weitsichtig und beurteilt richtig, was für den Verein gut ist. Zusammen mit Vater Pawel Solja, beide besitzen die Trainer A Lizenz, sind sie ein starkes Betreuerteam, und der Sachverstand von Olga ist uns sehr wichtig“, sagt Falk.
Mit breiter Brust, aber ohne arrogant zu wirken, reist der TTSV nun nach Tostedt. Die Mannschaft möchte sich aber nicht zu sehr unter Druck setzen und die Partie locker angehen. „Uns freut derzeit ganz Besonders, dass das Medieninteresse groß ist. Sollten wir es schaffen, bis zu unserem Heimspiel gegen Kroppach ungeschlagen zu bleiben, dann machen wir einen riesigen Event daraus. Dann geht im Saarland die Post ab“, ist Falk überzeugt.

Foto: Dr. Stephan Roscher


Sonntag, 14 Uhr: 3B Berlin Tischtennis – MTV Tostedt

Gastgeber glaubt weiter an zweiten Tabellenplatz

„Eigentlich ist der MTV Tostedt unser Lieblingsgegner. Doch inzwischen haben wir vor jedem Angst, am meisten allerdings vor dem Spielsystem“, verrät Christian Nohl, Manager von 3B Berlin Tischtennis. Gebranntes Kind scheut bekanntlich das Feuer, denn nach zwei Niederlagen zählen für den Gastgeber nur noch Siege, wenn der Meisterschaftstraum nicht schon frühzeitig platzen soll. „Wir haben uns den Rucksack selbst schwer gemacht und sind die Deppen der Liga, weil wir gezeigt haben, wie gut das System ist. Allerdings nur für unsere Konkurrenz“, sagt Nohl. Zusätzlich hat 3B die Bürde der Doppelbelastung zu tragen, denn erst am Sonnabendnachmittag kehrt die Mannschaft vom Champions-League-Spiel aus Italien zurück. Doch egal wie dort die Partie ausgeht, die Motivation bei den Bundeshauptstädterinnen ist groß. „Sollte es in der Champions-League nicht klappen, dann ergibt sich eine Trotzreaktion, gewinnen wir, dann können wir die Euphorie auch in die Bundesliga transportieren“, blickt der Manager voraus.
Einen Grund zum Feiern hat 3B aber auf jeden Fall, denn dass Georgina Pota für ihren Sieg bei den Europameisterschaften im Doppel geehrt wird, versteht sich von selbst. „Dieser Titelgewinn ist einfach fantastisch und natürlich auch für uns als Verein klasse. Gina hat in St. Petersburg erneut unter Beweis gestellt, warum sie für uns so wichtig ist. Sie ist eine ausgezeichnete Doppelspielerin“, ist Nohl begeistert. Gefreut habe er sich auch über den Sieg im Einzel von Ruta Paskauskiene aus Litauen. „Ruta, besser bekannt unter dem Namen Budiene, hat schon für uns in der 1. Liga gespielt. Im April hat sie sich noch auf die Olympiaqualifikation bei uns vorbereitet. Das eine ehemalige Berlinerin Europameisterin geworden ist, ist schon schön“, sagt der Manager.

Die Niederlagen des MTV Tostedt in Berlin gab es zu Zeiten der Vierermannschaften. „Genau, und die noch junge Saison hat gezeigt, dass durch das jetzige System die Karten vor jedem Spiel neu gemischt werden und wir diesmal noch nicht verloren haben“, meint Friedel Laudon, Manager des MTV. Völlig unvoreingenommen und entspannt stellt sich der MTV in dieser Saison der Aufgabe. „Wir können mit jedem Ergebnis leben, und wenn wir nicht gewinnen, dann können wir es getrost der Tradition zuschreiben“, sagt Laudon. Die Mannschaft sei schon engagiert den Gegner zu knacken, aber eigentlich wolle man in Ruhe nach Berlin fahren und einfach nur spielen. „Ich freue mich immer wie unbekümmert unsere Nummer eins, Han Ying, agiert. Sie spielt so frei und distanziert sich von jeglichem Druck“, berichtet der Manager.

Sonntag, 14.10 Uhr: TuS Bad Driburg – TTSV Saarlouis-Fraulautern

„Wir geben uns nicht auf“

Wenig verheißungsvoll stellt sich die Tabellensituation für den TuS Bad Driburg bei 0:6 Punkten und Rang neun dar. Doch Franz-Josef Lingens, Manager der Kurstädterinnen bleibt zuversichtlich: „ Wir geben nicht auf, und auch gegen den TTSV Saarlouis-Fraulautern sind wir nicht chancenlos.“ Das Kontingent an Spielerinnen hat sich beim TuS durch die Schwangerschaft von Elena Waggermayer zwar reduziert, doch der Rest der Mannschaft hat gezeigt, dass in ihr durchaus Potential steckt. „Ying-ni Zhan, die wegen ihrer Leistung schon in die Kritik geraten war, hat beim Bundesranglistenturnier sehr gut gespielt und sich für die Endrangliste qualifiziert. Sie bilanzierte sieben Siege, unter anderem gegen Kathrin Mühlbach (DJK TuS Holsterhausen) und hat nur einmal verloren“, berichtet Lingens voll des Lobes. Li Bin hat sich als Nummer vier der ungarischen Nationalmannschaft bei den Euros ebenfalls gut verkauft. „Shi Qi (Foto) hat die Pause genutzt, um sich im Leistungszentrum in Düsseldorf, weiter zu verbessern“, erläutert der Manager.
Aus diesen Gründen freut sich der Gastgeber, der sich nicht kampflos geschlagen geben will, darauf, den derzeitigen Tabellenführer zu begrüßen. „Wir kalkulieren damit, dass Olga Nemes bei den Saarländerinnen erstmalig zum Einsatz kommt. Wir sind gespannt“, sagt Lingens.

„Beide Vereine sind nicht miteinander zu vergleichen, nur weil wir 6:0 Punkte und Bad Driburg 0:6 Zähler aufweist. Das bedeutet nämlich noch lange nicht, dass die Partie ein Selbstläufer wird. Wir werden entsprechend vorsichtig agieren, und wenn wir die Tabellenführung noch innehaben, werden wir sie auch nicht leichtfertig aufs Spiel setzten“, erklärt TTSV-Manager Heinz Falk.

Aufnahme: Dieter Gömann

Sonntag, 16.30 Uhr: TV Busenbach – TV Böblingen

Beide Teams haben etwas gut zu machen

In dieser hoch interessanten Partie treffen zwei arg gebeutelte Teams aufeinander, die ihr jeweils letztes Ergebnis gern streichen würden. Der TV Busenbach kassierte ein zumindest in der Höhe nicht erwartete 0:3 gegen den TTSV Saarlouis-Fraulautern, und der TV Böblingen verspielte eine scheinbar sichere 2:0-Führung gegen den DJK TuS Holsterhausen zum 2:3. Wer nun in diesem Vergleich die besseren Siegchancen besitzt lässt sich nicht zweifelsfrei ermitteln. „Elke Schall wurde vergangene Woche am Fuß operiert. Es war ein kleinerer Eingriff nötig, der sich durch eine Überbelastung ergeben hatte. Es handelt sich nicht um eine gravierende Verletzung. Ob Elke allerdings gegen Böblingen schon wieder fit ist, wird sich erst kurzfristig ergeben, denn wir können nur eine hundertprozentig genesene Elke einsetzen“, sagt TV-Manager Jörg Peter.

Mit der Leistung von Nationalspielerin Kristin Silbereisen war die Vereinsführung bei den Euros zufrieden. „Ich finde, dass Kristin nicht enttäuscht hat. Dass sie manchmal einen Einbruch erleidet, obwohl sie nach fenomenalem Spiel 2:0 in Sätzen führt, wie zuletzt gegen Petrissa Solja, daran arbeiten wir weiter. Das passiert aber zum Glück nicht oft“, erklärt der Manager.

Spitzenspielerin Shan Xiao Na und Laura Stumper haben sich eine Luftveränderung gegönnt und an einem Trainingslager in Großbritannien teilgenommen. So scheint der Gastgeber letztendlich gut gerüstet für die kommende durchaus nicht leichte Aufgabe.
„Das Schlüsselspiel wird sicher das Spitzenduell zwischen Shan und Qianhong Gotsch werden. Schafft Gotsch zwei Punkte gegen uns, dann gehen wir davon aus, dass wir das erste Mal in dieser Saison ins Doppel kommen. Doch auch die anderen Spiele müssen erst einmal gewonnen werden. Yang-Xu Yanhua hat gegen uns immer hervorragend gespielt. Ihr jetziges Niveau müssen wir allerdings abwarten, und Mie Skov wird nach ihren starken Ergebnissen vor Selbstbewusstsein strotzen. Eine 2:1-Führung wäre schon sehr wichtig für uns“, analysiert Peter.

„Die Niederlage gegen Holsterhausen war schon ärgerlich, aber wir sind gefestigt genug. Wir werden in Busenbach nicht mit geknicktem Haupt auftreten“, meint Frank Tartsch, Manager des SV Böblingen. Im Gegenteil das Team hat sich vorgenommen an die guten Leistungen anzuknüpfen. „Wir haben keinesfalls vor, die Punkte in Waldbronn einfach so abzuliefern. Wir fahren dort nicht hin, um zu verlieren, denn auch wir benötigen jeden Punkt“, sagt Tartsch. Er gehe von einer spannenden Begegnung aus. „Auch von unserer Dänin Mie Skov, die bei den Europameisterschaften erneut gut gespielt hat und das Achtelfinale erreichte, habe ich über den Trainer des DTTL-Klubs TTF Liebherr Ochsenhausen, Anders Johansson, erfahren, dass sie alles bestens überstanden hat“, erklärt Tartsch.