MTV Tostedt triumphiert gegen den Tabellenführer

MTV Tostedt – TTSV Saarlouis-Fraulautern

Sieg ist Balsam für die MTV-Seele

Tostedt. Der MTV Tostedt wählte für die verletzte Irene Ivancan die 21-jährige Svenja Obst als Ersatzspielerin gegen den Spitzenreiter TTSV Saarlouis-Fraulautern. Für viele Experten sicherlich eine unerwartete Maßnahme, denn der routinierten Abwehrspielerin Tatsiana Kostromina, die zur Betreuung vor Ort war, wurden größere Chancen auf einen Punktgewinn eingeräumt. Der Verein bestätigte mit der Nominierung allerdings seinen Weg, jungen Talenten mit Einsätzen in der Eliteklasse eine Möglichkeit zu geben, sich zu profilieren.

Für Obst hieß es nun aber erstmalig in dieser Saison sich mit dem neuen Spielsystem anzufreunden. Alle Augen waren ausschließlich auf sie gerichtet, eine Anfangsnervosität gegen die Spitzenspielerin des TTSV, Li Fen war aber nicht zu spüren. Für die 1:0-Führung des Gastgebers hatte zuvor die Nummer eins des MTV, Han Ying, mit einem sicheren 3:0 gegen Amelie Solja gesorgt. Obst spielte für ihre Verhältnisse sehr gut und unterlag im ersten Satz nur hauchdünn mit 10:12. Danach gehörte aber immer mehr die Initiative Li Fen, die letztendlich noch deutlich 11:5, 11:5 gewann und den 1:1-Pausenstand markierte.

Im dritten Einzel standen sich Nadine Bollmeier und die Senkrechtstarterin der Liga, Petrissa Solja, gegenüber. Doch wie schon in ihren Begegnungen zuvor gegen Tanja Hain-Hofmann (3B Berlin Tischtennis) und Kristin Silbereisen (Busenbach) musste die 14-jährige Saarländerin einem 0:2-Satzrückstand hinterher laufen. Bollmeier trumpfte mit einem 11:7, 11:8 auf. Im dritten Satz konterte Solja die über 4:1, 9:7 zu einem 11:7 kam. Kurios entwickelte sich der vierte Durchgang, denn Bollmeier legte ein 3:0 und 5:1 vor, ehe Solja durch ein Time-Out zurück ins Match fand, während bei der Tostedterin der Faden völlig riss. Mit einem 11:6 holte sich die Deutsche Meisterin der Schülerinnen und Mädchen den Satzausgleich. Im Entscheidungssatz erzielte eine Auszeit, diesmal für die Gastgeberin beim 2:4, nicht mehr die erhoffte Wirkung, denn Solja schaffte erneut ein unglaubliches 11:6 und das viel umjubelte 2:1für den Tabellenführer. „Nadine hat völlig ihre Linie verloren, und für Petrissa spricht, dass sie sich zu keiner Zeit aufgibt“, sagte MTV-Manager Friedel Laudon.
Damit rutschte dem MTV eine dicke Möglichkeit, den TTSV an den Rand einer Niederlage zu bringen, scheinbar durch die Hände. Doch diese Chance sollte sich später erneut ergeben.

Im Gipfeltreffen zwischen Han Ying und Li Fen dominierte jeweils eine der beiden Spielerinnen zu Beginn deutlich, so dass sich ein 11:5, 4:11 ergab. Erst der dritte Durchgang gestaltete sich ausgeglichener, denn nach einem 7:3 schlich sich Li Fen auf 7:9 aus ihrer Sicht heran. Beim 9:10 wurde es noch einmal ganz eng, doch Han Ying nutzte ihren Satzball zum 12:10. Ähnlich verlief der vierte Satz, in dem sich die Abwehrspielerin auf Seiten des MTV einen deutlichen Vorsprung erarbeitete, Li Fen nach einem Time-Out aber noch einmal Zug um Zug näher rückte. Beim Stande von 10:8 und der anschließenden Auszeit von Han Ying, glückte ihr schließlich mit dem 11:8 der 2:2-Ausgleich. „Ohne Han Ying wäre uns der Sieg nicht gelungen. Gegen Li Fen ist sie konsequent ihrem Abwehrspiel treu geblieben“, erklärte Laudon.

Die Niedersachen bevorzugten im abschließenden Doppel die Variante mit Bollmeier/Obst, während die Saarländerinnen Petrissa Solja und zum ersten Mal Neuzugang Olga Nemes das Vertrauen schenkten. Heiß umkämpft entwickelte sich der erste Satz, den die Gäste mit dem dritten Satzball zum 15:13 vereinnahmten. Bollmeier/Obst starteten danach besser, bauten sich ein 7:2 auf und überstanden die schwierige Phase beim 9:8 zu einem 11:8. Dieser gute Durchgang brachte dem MTV-Duo nicht viel, denn schon im dritten Satz lautete der Zwischenstand 1:7, 3:9 und schließlich 3:11. Danach war der Widerstand der Tostedterinnen nur vorübergehend zum 1:5 am Boden, doch die Spannung stieg noch einmal beim 7:5 und 11:7. Der fünfte Satz musste nun endgültig die Entscheidung bringen in einer Partie, die wieder einmal keinen Verlierer verdient hätte. Saarlouis-Fraulautern befand sich beim 7:6 schon auf der Siegerstraße, doch Petrissa Solja/Nemes ließen sich die Partie zum 7:11 noch aus der Hand nehmen. „Wenn eine Mannschaft so knapp verliert, dann ist man immer enttäuscht, vor allem weil es unsere erste Saisonniederlage darstellt“, sagte Heinz Falk, Manager des TTSV. Anfangs sei das Spiel wenig attraktiv gewesen, aber das Spiel von Petrissa habe dann für Entschädigung gesorgt. „Dass Petrissa diese schon scheinbar verlorenen Partien noch herumreißt ist auch in der Schwäche der Gegnerinnen begründet“, erklärte Falk. Dafür habe heute Li Fen gegen Han Ying ihre Vorhandbälle nicht so wie gewohnt setzen können, außerdem sei ihre Gegnerin selbst auch sehr aktiv gewesen. Im Doppel habe sich das Management taktisch mehr davon versprochen, dass Olga Nemes und nicht Amelie Solja spielte. „Dann haben wir unsere Chance nicht nutzen können, das ist schade, denn wir haben immer vorn gelegen. Außerdem hätten wir nach einer 2:1-Führung eigentlich nicht mehr verlieren dürfen“, meinte Falk.
„Nadine und Svenja haben in der vergangenen Saison schon gut zusammen harmoniert. Wir waren überrascht, als Olga Nemes mit Petrissa antrat. Da haben wir unsere Chance noch einmal kommen sehen. Und wie hätte es für uns schöner enden können, als das die beiden Verliererinnen im Einzel das Doppel gewinnen. Eine tolle Teamleistung“, freute sich Laudon.

Durch diese Niederlage des Tabellenführers ist die Liga wieder enger zusammengerückt.