Das Kribbeln steigt...

Mit an Bord sind neben dem 41-köpfigen 96-Tross auch zahlreiche Fans und Journalisten. Freitagmorgen kehrt man dann – hoffentlich mit dem Ticket für die Gruppenphase im Gepäck – zurück nach Hannover.

"Mindestens einen Treffer erzielen"
Die Chancen auf das Erreichen der Gruppenphase, und damit sechs sichere weitere internationale Auftritte, sind nach dem 2:1-Erfolg der Roten am vergangenen Donnerstag in der heimischen AWD-Arena keinesfalls schlecht. Zum Zeitpunkt des Anpfiffs im Stadion Ramón Sánchez Pizjuán (ab 21.05 Uhr im LIVETICKER) wäre die Slomka-Elf angesichts des Heimsieges qualifiziert – auch psychologisch sicher kein Nachteil. Der Favorit FC Sevilla muss also mindestens einen Treffer erzielen, Außenseiter Hannover hofft auf den entscheidenden Nadelstich. "Mit Verlaufe des Spiels werden sich Gelegenheiten ergeben", ist sich 96-Coach Mirko Slomka sicher. Seine Erkenntnisse aus dem Hinspiel geben dabei keinen Anlass, den Optimismus zu zügeln. "Wir waren hier in Hannover absolut gleichwertig und zwischenzeitlich dem 2:0 nahe", weiß Slomka. Sich mit Mann und Maus hinten reinzustellen und auf ein 0:0 zu gehen, ist ohnehin nicht geplant. "Das ist nicht unsere Spielweise. Wir wollen mindestens einen Treffer erzielen." Nichtsdestotrotz kann der Weg zum Erfolg nur über eine hochkonzentrierte und aufmerksame Defensivarbeit gehen. "Wir brauchen zunächst mal Ballgewinne", benennt der 96-Cheftrainer jene Basistugend, mit der er im Hinspiel allerdings nur in den ersten 45 Minuten rundum zufrieden war. "Wir müssen sehr gut attackieren, um Zuspiele auf Negredo und Kanouté zu verhindern."



"96 - alte Liebe. Aus Hannover in die Welt" - Mit diesem Schriftzug startet die gebrandete 96-Maschine Boeing 737-800 nach Sevilla

"Das ist eine Auszeichnung"
Auf einen besonderen Faktor werden sich die Roten in Andalusien einstellen müssen: die hohen Temperaturen. Probleme mit der Hitze befürchtet Mirko Slomka jedoch nicht. In der Halbzeit stehen in der Kabine eisgekühlte Handtücher für Rumpf und Extremitäten bereit, um die Körpertemperatur abkühlen zu lassen. Zudem sind seine Spieler angehalten, so viel wie möglich zu trinken. Kleine Hilfestellung: besonders salzhaltiges Essen! "So können nicht nur die entscheidenden Mineralien gebunden werden, zudem erzeugt das auch wieder mehr Durst", verrät der 43-Jährige den gewünschten Effekt. Ob der aktuelle Streik in der "Primera Division" Vor- oder Nachteil für die Spanier sein wird, muss abgewartet werden. Zwar geht die Marcelino-Elf dadurch wesentlich ausgeruhter in die Partie als die 96-Spieler, andererseits fehlt den "Sevilleros" wichtige Spielpraxis. Und an einem Schuss Sonder-Motivation dürfte es den 96ern ohnehin nicht fehlen. "Wir haben uns sieben Wochen genau auf diese Situation vorbereitet", so Slomka, der in der Saison 05/06 mit Schalke bis ins Halbfinale des UEFA-Cups eingezogen war und dort ausgerechnet in Sevilla ausschied. "Und es treibt jeden Fußballer an, das zu erleben. Das ist eine Auszeichnung: Es geht um etwas!"

Optimismus herrscht vor
Das haben auch seine Schützlinge verinnerlicht. Man weiß um die historische Chance, nach 19 langen Jahren sich wieder in einem internationalen Wettbewerb beweisen zu können. "Wir haben natürlich Respekt vor dem Gegner, aber fliegen ohne Angst nach Sevilla", sagt Manuel Schmiedebach. "Unsere Mannschaft hat gezeigt, dass wir gegen große Gegner mithalten können. Die Siege gegen den FC Bayern und auch im Hinspiel gegen Sevilla sind das beste Beispiel. Mit über 2000 Fans aus Hannover im Rücken glaube ich an unser Weiterkommen." Auch Christian Schulz ist optimistisch: "Ich habe selbst schon zwei Mal in Spanien gespielt und kenne daher die Atmosphäre in den Stadien. Sie werden ihr Team leidenschaftlich und sehr laut unterstützen. Aber darauf sind wir eingestellt. Sevilla muss mindestens ein Tor gegen uns machen, um weiterkommen zu können. Wir sind als Mannschaft optimistisch, dass wir dagegen halten können. Ein Tor für uns würde im Spiel sehr viel verändern. Dass uns so viele Anhänger unterstützen werden, ist für uns klasse."

Alternativen in Startlöchern
Und in der Tat: Über 2.000 erwartete 96-Fans in Sevilla sind eine mehr als stolze Zahl. Ob mit den "Gold" und "Silber"-Fanreisen der TUI oder eigen organisiert angereist, mit Bus und Bahn oder dem eigenen Auto – für Stimmung aus dem 96-Block wird gesorgt sein. Coach Mirko Slomka freut`s: "Klasse, wie unsere Fans das leben! Das ist eine fantastische Euphorie!" Welche elf Männer aber schlussendlich ab 21.05 Uhr vor dem 12. Mann aufspielen werden, wollte er noch nicht verraten. Leichte Sorgen gibt es um Captain Steven Cherundolo, der am Dienstag aufgrund von Schmerzen im Sprunggelenk kürzer treten musste. Es wird aber nicht damit gerechnet, dass der Einsatz des erfahrenen US-Amerikaners gefährdet ist. Ohnehin freut sich der Trainerstab, personell quasi aus dem Vollen schöpfen zu können. "Wir haben gute Möglichkeiten zu variieren", sagt Slomka. Mit Chahed, Pander, Hauger und Ya Konan stehen einige vielversprechende Alternativen in den Startlöchern.

Für Mirko Slomka und seine Schützlinge soll der weitere europäische Weg über die Etappe Sevilla führen: "Wir wollen unbedingt in die Gruppenphase und haben uns diese Chance erarbeitet." Auf ein mögliches Elfmeterschießen bereitet sich das Team nicht explizit vor, lediglich die Schützen wurden festgelegt. Wenn es nach Mirko Slomka geht, soll es aber bereits vor 23 Uhr gejubelt werden: "Wir machen zwei Tore – und gut ist!"
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So könnten sie spielen:

FC Sevilla: Palop - Coke, Spahic, Escudé, Navarro - Medel, Fazio - Navas, Trochowski - Negredo, Kanouté

Hannover 96: Zieler - Cherundolo, Haggui, Pogatetz, C. Schulz - Schmiedebach, Pinto - Stindl, Rausch - Schlaudraff, Abdellaoue