2:3 - 96 verschenkt Heimserie

Nach 22 Spielen ohne Heimniederlage hat es die Roten wieder erwischt. Die Slomka-Elf unterliegt 2:3 (0:0) gegen Gladbach, ausgerechnet jenes Team, das zuvor zuletzt in der AWD-Arena siegreich gewesen war.

Besonders ärgerlich: 96 führte durch Jan Schlaudraff (48.) und Mame Diouf (53.) bereits mit 2:0, ehe die Gäste die Partie innerhalb von neun Minuten komplett drehen konnten. Dominguez (70.), Brouwers (77.) und Arango (79.) trafen für die Fohlen.

Sakai für Cherundolo
Erstmals in der Liga durfte der japanische Neuzugang Hiroki Sakai von Beginn an Bundesligaluft schnuppern. Die Kapitänsbinde von Cherundolo übernahm Schlaudraff, der Abdellaoue ersetzte. 96-Cheftrainer Mirko Slomka konnte gegenüber dem 2:1 in Helsingborg zudem wieder auf den dort gesperrten Innenverteidiger Haggui zurückgreifen, der Schulz verdrängte. Bei den Gästen musste Coach Lucien Favre auf die verletzten Jantschke (Gehirnerschütterung) und de Jong (Knie-OP) verzichten. Brouwers und de Camargo rutschten so in die Startelf.

Mauer Start mit Großchance Dioufs
Beide zuletzt siegreichen Europa League-Teilnehmer warteten zunächst einmal ab, das Geschehen spielte sich vor allem im Mittelfeld ab. Die Abwehrreihen standen souverän, vor allem die Gäste bauten zwei Viererketten auf, durch die das Durchkommen eminent schwer war. Ein erstes Raunen ging durch die AWD-Arena, als Huszti nach zehn Minuten plötzlich alleine vorm Gladbacher Tor auftauchte, jedoch überrascht schien, keinen Abseitspfiff zu hören und die Chance verstreichen ließ. Noch größer war dann die Gelegenheit für Diouf, als dieser, toll von Stindl in Szene gesetzt, aus kurzer Distanz am starken Reflex ter Stegens scheiterte (19.). allerdings sollte diese Szene auch die einzig gefährliche der Gastgeber in Durchgang eins bleiben. In einer bis dahin mauen Partie sollten die auffälligsten Offensivszenen in der Folge von den Fohlen kommen: Stranzls Flugkopfball im Anschlus an eine Ecke strich links vorbei (33.), Arangos direkter Freistoß aus 25 Metern rechts (41.).

Verrückte 45 Minuten ohne Happy End
Die Qualität der Partie sollte nach dem Aufwärmen in der Kabine plötzlich anziehen – und zwar deutlich. Plötzlich kamen die Roten zu schnellen Chancen – und prompt zu gleich zwei Treffern! In der 48. Minute erlangte 96 bei einem Konter plötzlich eine Überzahlsituation und Jan Schlaudraff trieb das Leder nach vorne. Nicht angegriffen versuchte es die Offensivkraft auf eigene Faust und zog von der Strafraumgrenze ab. Zwar konnte Gladbachs Schlussmann ter Stegen das Spielgerät noch ablenken, doch die Murmel schlug im linken Winkel ein. Mit dem Rückenwind des 1:0 legten die Hausherren sofort nach. Im Anschluss an eine gut vorgetragene Freistoßkombination versenkte Mame Diouf die flache Rausch-Hereingabe von links technisch perfekt mit der Hacke zum viel umjubelten 2:0 (53.). Dieser Doppelschlag musste doch den Knockout für die „Mönche“ bedeuten – so glaubten es wahrscheinlich die meisten Zuschauer in der ausverkauften AWD-Arena.


Wieder erfolgreich: Mame Diouf erzielte ein Zaubertor. Reichen sollte das aber nicht

Doch bereits im direkten Gegenzug, als de Camargo in einer Eins-gegen-Eins Situation gegen 96-Keeper Zieler den Kürzeren zog, deutete sich an, dass sich die Gäste keinesfalls aufgegeben hatten (55.). Auch drei Minuten später hieß der Sieger dieses Duells Zieler – de Camargo hatte das Leder am Fünfer auf das 96-Gehäuse gespitzelt. Das, was dann ab zwischen der 70. und 80. Minute passieren sollte, werden die Roten in den kommenden Tagen intensiv aufarbeiten (müssen). Innerhalb von neun verrückten Minuten gelang es den Rheinländern, die Partie komplett zu drehen. Den Auftakt der Aufholjagd machte Neuzugang Alvaro Dominguez, der erfolgreich abstaubte, nachdem Arango mit einem satten Schuss vom linken Strafraumeck abgezogen hatte und Zieler nur abklatschen konnte (70.). Die unfreiwillige Vorarbeit für den Schuss des Venezolaners lieferte Sakai mit einer zu kurzen Kopfballabwehr. Nun rochen die Borussen, die inzwischen mit Mlapa und Hanke neue Offensivpower auf dem Platz hatten, doch noch ihre Chance, etwas mitzunehmen. Und tatsächlich, in der 77. Minute gelang ihnen der Ausgleich. Bei einem Arango-Freistoß ließ die 96-Defensive Roul Brouwers in dessen 100. Bundesligaspiel vollkommen alleine hochsteigen. Der kopfballstarke Gladbacher Innenverteidiger ließ Zieler aus sechs Metern keine Abwehrchance (77.). Und plötzlich zeigten sich die 96er vollkommen verunsichert – und kassierten keine 120 Sekunden später sogar noch den dritten Gegentreffer. Nach einem Foulspiel Eggimanns legte sich der überragende Juan Arango die Kunststoffkugel in der Nähe des linken Strafraumecks zurecht. Eigentlich eine perfekte Position für eine Hereingabe. Doch der Venezolaner versuchte es ganz abgezockt direkt und überraschte Zieler, der den Schuss nicht mehr aus der kurzen Ecke fischen konnte (79.). Nun war Hannover geschlagen und hatte am Ende noch Glück, dass Hanke in der Nachspielzeit nicht sogar noch für die Gäste nachlegte.


Gefährlicher Freistoßschütze: Juan Arango war Dreh- und Angelpunkt der "Fohlen" - und "Matchwinner"

Abgerutscht auf Rang 10
Nach 22 Heimspielen ohne Niederlage bedeutet das 2:3 gegen die Gladbacher das Ende einer beeindruckenden Serie. Im April 2011 (!) hatten die Roten letztmalig zuhause verloren – ausgerechnet gegen die „Fohlen“. Abgerutscht auf Platz zehn muss die Slomka-Elf am kommenden Wochenende gegen Augsburg gewinnen, um nicht plötzlich in die Näher der Abstiegszone zu geraten – so eng ist die Tabellensituation. Zuvor allerdings wartet die Aufgabe im DFB-Pokal gegen Dynamo Dresden (Mittwoch, 20.30 Uhr), wo die Slomka-Elf mit der Einzug in die dritte Pokalrunde neues Selbstvertrauen tanken kann.
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Hannover 96: Zieler - Sakai (84. Pander), Eggimann, Haggui, Rausch - Stindl, da Silva Pinto (81. Abdellaoue), Ya Konan - Schlaudraff, Diouf (66. Sobiech)

Borussia Mönchengladbach: ter Stegen - Brouwers, Stranzl, Dominguez, Daems - Nordtveit (75. Xhaka), Marx, Rupp, Arango, Herrmann (68. Mlapa) - de Camargo (68. Hanke)

Tore: 1:0 Schlaudraff (48.), 2:0 Diouf (53.), 2:1 Dominguez (70.), 2:2 Brouwers (77.), 2:3 Arango (79.)

Gelbe Karte: Sakai, Haggui / Stranzl

Schiedsrichter: Thorsten Kienhöfer (Herne)

Zuschauer: 49 000 (ausverkauft)

Fotos: deisterpics

hannover96.de