Die Roten siegen in der Ukraine mit 2:1

Das war ein hartes Stück Arbeit! Hannover 96 hat sein zweites Gruppenspiel in der Europa League mit 2:1 (2:0) gegen den FC Vorskla Poltava gewonnen.

"Und wenn sie nicht verloren haben, dann siegen sie auch heute." Rund 2000 Kilometer von Hannover entfernt fügen die 96er ihrem Europa League Märchen 2011 ein weiteres Kapitel hinzu. Titelhelden an diesem Abend in den Tiefen der Ukraine: Die Torschützen Mohammed Abdellaoue (32.) und Christian Pander (44.). Der Ukrainer Kurilov (50.) markierte den Gegentreffer. Nach 90 Minuten plus vier hieß es dann: Ende gut, alles gut!

"Moa" Abdellaoue wieder fit
Zunächst folgten beide Trainer dem Motto: "Bäumchen wechsel´ Dich!" Der Gastgeber aus der Ukraine setzte auf zwei Änderungen im Vergleich zum 0:1 gegen den FC Kopenhagen. Tkachuk und Sachko durften von Beginn an ran, dafür blieb Matviyiv und Januzi nur der Platz auf der Reservebank, auf der zum Leidwesen des Vorskla-Übungsleiters Mykola Pavlov auch sein serbischer Spielmacher Markoski angeschlagen schmorte. Zakarlyuka fehlte gänzlich. 96-Coach Mirko Slomka ersetzte gleich vier Akteure. Er ließ seine Routiniers Christian Schulz und Steven Cherundolo in der Defensive ran. Urgestein Altin Lala stand für Manuel Schmiedebach auf dem Grün, der wieder einsatzbereite Mohammed Abdellaoue sollte im Sturm für Torgefahr sorgen. Konstantin Rausch blieb ebenfalls draußen, für ihn schnürte Christian Pander seine Schuhe. Der verletzte Didier Ya Konan (Adduktorenprobleme) war gar nicht erst mitgereist.

96er angriffslustig
Sollten die 96er am heutigen Abend eine weiße Weste behalten, sprich keine Niederlage im Gepäck haben? Zumindest trikottechnisch sah die Umsetzung gut aus: Hannover 96 in weiß anstatt im Europapokal-Grün, dafür die Gastgeber in Rasenfarbe. In den ersten Minuten zeigten die Ukrainer, wo es lang geht – und zwar in Richtung Ron-Robert Zielers Kasten. Doch die Rechnung hatten sie ohne die Roten gemacht. Panders Freistoss (7.) sowie die anschließende Ecke Stindls sorgten für Gefahr. Erneut war es der Ex-Schalker Pander, dessen Freistoss-Knaller der ukrainische Keeper Dolganskiy nur wegfausten konnte (9.). Nur eine Minute später schlug ein Distanzschuss Pintos knapp rechts am Kasten vorbei. Und die Angriffsserie der 96er sollte so schnell nicht enden. Nach 15 Minuten hatten sich die Gäste aus Deutschland so richtig warm geschossen und übernahmen die Partie. Immer wieder tauchte der hannoversche Sturm gefährlich vorm Tor der Gastgeber auf. Die Angriffsmaschinerie der 96er sollte dann in der 32. Minute belohnt werden: Lala schlug von der Mittellinie einen Pass auf Abdellaoue, der den Ball gekonnt annahm, anschließend Tkachuk austanzte und aus 25 Metern den Ball unhaltbar für Dolganskiy im rechten unteren Eck versenkte – 1:0 für 96!


Passt, wackelt und hat Luft: "Moa" Abdellaoue erzielt den 1:0-Führungstreffer.

Abdellaoues missratenes Kunststück und Panders Tor
Auch in der Folgezeit ließen die Leinestädter nicht locker, sondern setzten die ukrainische Defensive das ein ums andere Mal unter Druck. Einen Doppelpass-Walzer im gegnerischen Strafraum des Paares Abdellaoue/Schlaudraff wehrte der Sechste der Premjher Liha gerade noch ab. Zwei Mal kam die Pavlov-Truppe noch vor das Tor Zielers, der ansonsten relativ ungestört den Blick in den klaren Himmel über dem Stadion Poltavas genießen konnte (35./42.). Sein Teamkollege Schlaudraff zog anschließend lieber die Bewegung vor – seine Entscheidung sollte sich auszahlen. Bei "Schlaufis" unnachahmlichem Turbo-Antritt bei Meter 20 sah sein Gegenspieler nur noch die Hacken des hannoverschen Dribbelkönigs, der blitzschnell in den Sechzehner eindrang und den Ball scharf von rechts vors Tor brachte. Dort wartete Sturmpartner Abdellaoue, der die Kugel gekonnt mit der Hacke im Netz versenken wollte, sich dabei aber fast einen Knoten in die Beine spielte und die Kugel dabei verpasste. Mitspieler Pander fand indes eine bessere Lösung: Er stand goldrichtig und drosch den Ball in die Maschen - 2:0 für Hannover 96 (44.). Wer dachte, der Dreier sei bereits in trockenen Tüchern, sollte sich in Halbzeit zwei gewaltig getäuscht sehen.


Komm´in meine Arme: Die beide Torschützen Abdellaoue und Pander

Zieler mit Vollzeitbeschäftigung
Die zweite Hälfte begann ohne Wechsel seitens der Roten. Es waren gerade einmal fünf Minuten gespielt, als die Partie eine unverhoffte Wendung nahm. Vorskla Poltava erzielte durch Kurilov aus dem Nichts den 1:2-Anschlusstreffer (50.). Nach einem Kopfballduell landete der Ball vor seinen Füßen, der Ukrainer zog einfach volley ab und versenkte den Ball unhaltbar für Zieler. Mit diesem Treffer wendeten die Gastgeber die Begegnung. Fortan sollte der 96-Keeper von Teilzeitbeschäftigung auf Vollzeitarbeit umsteigen müssen. Zieler gewann den Sprint gegen den ukrainischen Sturm, Zieler klatscht einen Freistoss der Weissrussen aus 30 Metern ab, konnte den Ball aber noch klären, bevor es in seinem Kasten klingelte, Zieler mit den Fingerspitzen an der Kugel (63.), und so weiter. Auch das Aluminium half an diesem Abend tatkräftig mit. Rebenok erwischte den Ball noch im Fallen und knallte die Kunststoffkugel an den rechten Pfosten (67.) Das Spiel war inzwischen nichts für schwache Nerven – sofern das Fanherz für die 96er schlug. Der ukrainische Dampfzug schnaubte unaufhaltsam in Richtung des Gästekastens. Die komplette rote Elf musste all ihr kämpferisches Können aufbieten, um die bereits sicher geglaubten drei Punkte nicht herzuschenken. Teils hektisch landeten die Fehlpässen beim Gegner, der immer noch auf seine Chance zum Ausgleich lauerte. Es hieß dann für die rund 400 mitgereisten 96-Fans: Zittern bis zum Schluss - nicht nur wegen der Kälte, sondern auch wegen der mäßigen Leistung im zweiten Spielabschnitt.

Drei Punkte im Gepäck
Das Fazit kann restlos durch ein ukrainisches Sprichwort ersetzt werden. "Erfolg ist wie ein Koffer: ohne Griff - schwer zu tragen, aber zu schade, um ihn stehen zu lassen." Die Roten haben am zweiten Spieltag der Europa League wertvolles Gepäck in Richtung Hannover mitgenommen. Mit vier Punkten rangieren sie hinter Standart Lüttich nun auf Platz zwei der Gruppe B. "Do pobachennya, Poltava" – Auf Wiedersehen, Poltava!


FC Vorskla Poltava: Dolganskiy - Tkachuk, Dallku, Kurilov, Selin - Krasnoperov -Chesnakov (Markoski/75.), Rebenok, Sachko (Januzi/46.) - Bezus, Kryvosheyenko (Hromov)/85.)

Hannover 96: Zieler - Cherundolo, Haggui, Pogatetz, Schulz (Rausch/85.) - Lala (Schmiedebach/65.), Stindl, Schlaudraff, Pinto, Pander - Abdellaoue (Sobiech/77.)

Schiedsrichter: Kristinn Jakobsson (ISL)

Tore: 0:1 Abdellaoue (32.), 0:2 Pander(44.), 1:2 Kurilov (50.)

Gelbe Karten: Kanoperov, Bezus / Pinto, Schlaudraff, Cherundolo, Lala

Zuschauer: 15 000

Fotos. deisterpics

hannover96.de