Torloser Auftakt in Gruppenphase

Die Roten aus Hannover trennen sich im ersten Gruppenspiel der Europa League vom belgischen Vertreter Standard Lüttich mit 0:0. Die Slomka-Elf verpasste den möglichen Heimdreier trotz besserer Möglichkeiten.



Auf nach Europa
Manchmal sind es nur drei magische Worte, die das Blut in Wallung bringen. Für alle 96-Fans lautet die emotionalste Buchstabenkombination zurzeit: Auf nach Europa! Schon vor dem Anpfiff zeigen die Anhänger der Roten, an wem ihr Herz am heutigen Abend hängt – stimmungstechnisch und choreografisch. Den 96-Herzschlag brachte das erste Spiel der Europa League-Gruppenphase nach Anpfiff allerdings nicht so recht in Wallung.

Ausgeglichene Partie in den ersten 45 Minuten
Trainer Mirko Slomka musste in der ersten Begegnung der Gruppe B gleich auf beide Linksverteidiger verzichten. Sowohl Christian Schulz (Rückenprobleme) als auch sein Ersatz Christian Pander (grippaler Infekt) mussten passen. Stattdessen fand sich Steven Cherundolo auf der linken Defensivposition wieder, Sofian Chahed übernahm seinen Part auf rechts. Im Sturm entschied sich 96-Coach Slomka für das Duo Abdellaoue/Schlaudraff, Didier Ya Konan blieb auf der Bank.


Europa-Stimmung in der AWD-Arena: Die Nordkurve brillierte mit dieser Choreo

In den ersten 45 Minuten sollten die 42.350 Zuschauer eine ausgeglichene Begegnung zu sehen bekommen. Konstantin Rausch hämmerte einen Freistoß aus 23 Metern in die Gästemauer (3.), anschließend bekam 96-Keeper Ron-Robert Zieler Arbeit. Nach einer Ecke von Lüttichs Franck Berrier faustete Zieler den Ball raus (6.), nur eine Minute später zeigte der 96-Schlussmann Sprinterqualitäten und gewann das Duell gegen den im Laufe der Zeit immer wieder auffallend spielenden Lütticher Gohi Bi Cyriac. Einsatz zeigte Stürmer Jan Schlaudraff, der an der Grundlinie den Ball in den Sechzehner zurücklupfte, wo sein Teamkollege Emanuel Pogatetz das Leder allerdings per Kopf übers Tor beförderte (9.). Es war dann wieder einmal Cyriac, der sich an der linken Außenkante des Strafraums durchwuselte, jedoch am erfahrenen Haggui hängenblieb (13.). In den kommenden 20 Minuten sollte nicht all zu viel Spannendes aus Fansicht passieren. Die Gäste aus Lüttich trugen ab und an schnelle Angriffen vor, zeigten sich doch eher schwach im Abschluss. Eine durchaus gute Chance ergab sich für das Team von Trainer José Riga, nachdem Cherundolo auf links nicht schnell genug zur Stelle war und Mujani völlig unbedrängt die Flanke vor Zielers Tor brachte, "Mr. Zuverlässig" Karim Haggui aber wie gewohnt souverän klärte. Gelegentlich blitzten die Qualitäten des derzeitigen Bundesliga-Neunten auf – doch die Überfalltaktik, mit der das Slomka-Team sonst so effektiv agiert, geriet all zu oft ins Stocken. Das exakte Ineinandergreifen der Mannschaftsteile hakte des Öfteren.

Schlaudraffs Chance landet an der Querlatte
Eine der wenigen Chancen der Roten in dieser Begegnung dann nach 20 Minuten: Der Schiedsrichterassistent entschied auf Abseits, Referee Aleksandar Stavrev überstimmte ihn und ließ den Angriff weiterlaufen. Lars Stindl nutzte die Gelegenheit und setzte sich über rechts durch, legte auf Mohammed Abdellaoue ab und der scheiterte an Torwart Sinan Bolat. In der nächsten Viertelstunde passierte auf dem Grün nichts Weltbewegendes. Zieler rauschte noch einmal aus seinem Kasten und faustete den Ball nach Rechtsflanke von Berrier mit aller Wucht aus dem Spielergemenge heraus (33.). Der Wille war den 96ern durchaus anzumerken, lediglich die Umsetzung ließ zu Wünschen übrig. So auch in der 40. Minute, als die Roten ihre dickste Chance vergaben. Schlaudraff hatte sich zunächst auf links durchgesetzt und blitzschnell gesehen, dass Bolat zu weit vor seinem Tor stand. Der Lupfer über Lüttichs Torwart landete jedoch am Gebälk, von wo der Ball zurück ins Feld klatschte, jedoch vom heraneilenden "Moa“ Abdellaoue nicht mehr optimal verwertet werden konnte. Mit einem leistungsgerechten 0:0 gingen beide Mannschaften in die Pause.


Auffälligster 96er: Jan Schlaudraff hatte mit seinem Lattentreffer viel Pech

Stoppelkamp schlenzt vorbei
Von Beginn der zweiten Hälfte an brachte Slomka Didier Ya Konan für den angeschlagenen Abdellaoue, auch um der Partie noch einmal frischen Wind einzuhauchen. Nach Mujangis Flachschuss, der rechts an Zielers Pfosten vorbeiging (51.) folgte ein "Schlaufi"-Solo, der van Damme zunächst schwindelig spielte, die Kugel jedoch unnötigerweise ins Toraus vertändelte. Die Roten legten in der Folgezeit noch einmal eine Schippe zu, während sich die Gäste immer mehr in die eigene Hälfte zurückzogen und tief standen. Die wenigen Flanken der Gastgeber fanden keine Abnehmer. Hundertprozentige Möglichkeiten sollte es heute so wenig geben wie Sterne am wolkenverhangenen Himmel über der AWD-Arena. Flanken ja, Tore nein! Und wenn die 96er in Richtung gegnerischer Kasten marschierten, fehlte der direkte Zug zum Tor. Pinto überholte noch einmal rechts an der Seitenaußenlinie und zog die Kugel in den Strafraum, wo Ya Konan lauerte, jedoch an Bolat scheiterte (66.). Die letzte Möglichkeit zum 1:0-Heimsieg hatte der eingewechselte Moritz Stoppelkamp, der zunächst den Ball auf den langen Pfosten auf Rausch zog, im Anschluss aber die Vorlage des U21-Nationalspielers links am Pfosten vorbeischlenzte (83.). Ya Konan versuchte es noch einmal gegen Lüttich-Keeper Bolat – doch vergebens.

Nun nach Poltava
Für den ersten Dreier in der Gruppenphase der Europa League reichte es am heutigen Abend nicht. Jetzt heißt es: Kopf hoch und auf das bevorstehende Bundesligaspiel gegen Borussia Dortmund am Sonntag konzentrieren. Die nächste Chance auf einen europäischen Sieg gibt es am 29. September, wenn die Roten auswärts bei Vorskla Poltava antreten.
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Hannover 96: Zieler – Chahed, Haggui, Pogatetz, Cherundolo – Schmiedebach (82. Stoppelkamp), Pinto (75. Hauger), Stindl, Rausch – Schlaudraff, Abdellaoue (46. Ya Konan)

Standard Lüttich: Bolat – Opare, Kanu, Felipe, Pocognoli – Vainqueur, Buyens, Berrier (84. Gonzales), van Damme - Mujangi (74. Buzaglo), Cyriac (67. Tchité)

Schiedsrichter: Aleksandar Stavrev (MKD)

Tore: Fehlanzeige

Gelbe Karten: Stindl / Vainqueur, van Damme, Felipe

Zuschauer: 42 350

hannover96.de