Hannover 96 nur 0:0 gegen Standard Lüttich

Hannover 96 ist mit einem mageren 0:0 gegen Standard Lüttich in die Gruppenspiele der Europa League gestartet. Der defensivstarke belgische Pokalsieger ließ am Donnerstag nur wenige Chancen der zumeist ideenlos angreifenden Niedersachsen zu. Statt begeisternden Fußball sahen die 42.450 Zuschauern über weite Strecken nur biederes Handwerk.
Hannover 96 ist mit einem mageren 0:0 gegen Standard Lüttich in die Gruppenspiele der Europa League gestartet.


Hannover. In den Schlussminuten hatte man sich noch einen Knalleffekt gewünscht, irgendeine überraschende Aktion, wenigstens eine große Torchance. Doch Hannover 96 bemühte sich im ersten Gruppenspiel der Fußball-Europa-League gegen Standard Lüttich zwar darum, doch am Ende ging der erste „richtige“ internationale Auftritt relativ schmucklos zu Ende mit einem Ergebnis, das bestenfalls die Gäste zufriedenstellte: 0:0. Ein Resultat, das untypisch ist für 96, an diesem Abend aber zu einer an Höhepunkten armen Partie passte.

42.540 Zuschauer in der AWD-Arena machten die Erfahrung, dass Europacupabende nicht immer Festtage sind wie in den Play-off-Spielen gegen den FC Sevilla. Europa League kann eine zähe Angelegenheit sein, gerade gegen Teams wie Standard Lüttich, die nicht die große internationale Klasse besitzen, aber einen ordentlichen und vor allem sehr disziplinierten Fußball spielen.

96 tat sich lange sehr schwer – und machte es sich schwer. 35 Minuten kam die Mannschaft nicht richtig in Schwung, Lüttichs Torwart Sinan Bolat bekam kaum etwas zu tun. Den „Roten“ fehlte das Tempo, und zu oft schlichen sich Fehlpässe ein. So dauerte es bis zum ersten Aufreger der Partie 41 Minuten. Nach dem besten hannoverschen Spielzug in der 1. Halbzeit und einem schönen Pass von Manuel Schmiedebach war plötzlich Jan Schlaudraff frei im Strafraum und hatte eine seiner manchmal genialen Ideen. Weil Schlussmann Bolat etwas weit vor seinem Tor stand, entschied er sich für einen Heber, bei dem die hannoverschen Fans für einen Augenblick die Luft anhielten. Schlaudraffs Ausführung war gut, doch ihm fehlten ein paar Millimeter zum Führungstreffer – der Ball landete an der Latte.

So hätte man sich 96 öfter gewünscht: schnell in die Spitze, und dann mit etwas Überraschendem. Doch Schlaudraff und sein Sturmpartner Mohammed Abdellaoue (er machte – noch nicht ganz fit – nach der Pause Platz für Didier Ya Konan) bekamen aus dem Mittelfeld wenig vielversprechende Bälle. Sergio Pinto, sonst ein zuverlässiger Taktgeber, blieb unter seinen Möglichkeiten, auch über beide Außenpositionen (Konstantin Rausch und Lars Stindl) kam zu wenig.
Das Gute war, dass 96 nicht befürchten musste, von den Belgiern in Schwierigkeiten gebracht zu werden. Lüttichs Standardprogramm bestand aus einer sehr ordentlichen Defensivarbeit und mit zunehmender Spieldauer auf den weitgehenden Verzicht von Angriffsbemühungen.

In solchen Begegnungen muss irgendwer das Kommando übernehmen, einen überraschenden Schuss riskieren oder ein mutiges Dribbling, etwas, das ein standhaftes Team wie Lüttich erschüttert wie einen Boxer ein Wirkungstreffer. Doch diesen Spieler hatte 96 diesmal nicht.

Im Stadion, das gegen Sevilla noch gebrodelt hatte wie eine südländische Arena, wurde es in der 2. Halbzeit immer ruhiger. Einmal noch hörte man ein kurzes Aufstöhnen auf den Tribünen nach einem Schuss von Moritz Stoppelkamp
(83. Minute), der knapp vorbei ging – das war’s.

Heiko Rehberg

haz.de