"Abenteuer Europa" geht weiter

Ein "Dreier" wäre nicht nur eine erfreuliche Entschädigung für die Reisestrapazen, sondern würde den Roten gleichzeitig eine tolle Ausgangsposition in der Gruppe B verschaffen.

Abenteuerfahrt nach Poltava
Eine lange Reise müssen die Roten vor ihrem ersten Auswärtsspiel in der Europa League gegen den FC Vorskla Poltava auf sich nehmen - rund 2000 Kilometer liegen zwischen Poltava und der Leinestadt. Am Mittwochmorgen um 10 Uhr ging die Abenteuerreise für die Mannschaft von Hannover 96 los - am Flughafen Langenhagen wurde eingecheckt. Dann ging es in zweieinhalb Stunden nach Charkow, wo ein Fluglotse zusteigen musste. Die Landebahn in Poltava ist unbeleuchtet, so dass der Pilot ortskundige Hilfe braucht, um den Flieger sicher auf der holprigen Bahn zu landen - eine beschwerliche Reise für den 39-köpfigen Tross der Roten. Dennoch blicken die 96-Spieler mit Vorfreude auf die Reise in die Ukraine. "Wir durften schon viele schöne Momente erleben und dieser gehört absolut dazu. Ich glaube nicht, dass viele Leute die Gelegenheit haben einmal im Leben dorthin zufahren", freut sich 96-Stürmer Jan Schlaudraff auf die neuen Herausforderungen.
Das Team um Mirko Slomka ist optimal vorbereitet, denn wenn es für die Roten "Auf nach Europa" heißt, wird nichts dem Zufall überlassen - sogar ein eigener Koch reist mit: Christoph Rau, Küchenchef der Gourmet-Kochschule La Cocina auf der Königstraße, wird dafür sorgen, dass sich die Spieler kulinarisch nicht umstellen müssen. "Das ist eine reine Vorsichtsmaßnahme", so Jan Schlaudraff. "Wir wollen nicht riskieren unter möglichen Magenproblemen zu leiden." Für fast alle Mitreisenden ist die Ukraine Neuland. "Ich freue mich schon auf das Abenteuer", zeigt 96-Mittelfeldspieler Sergio Pinto Pioniergeist.


Sergio Pinto freut sich auf das "Abenteuer Poltava" und hofft auf den Dreier im Gepäck

Der große Unbekannte
Nicht nur die Ukraine, sondern auch das Team vom FC Vorskla Poltava war für die meisten 96-Spieler zum Zeitpunkt der Auslosung eine große Unbekannte. Bei dem Premjher Liha-Teilnehmer finden sich keine großen Namen. Zudem ist es das erstmalige Aufeinandertreffen der beiden Teams überhaupt. Zur Einstellung auf den Gegner hat jeder Spieler eine DVD ausgehändigt bekommen. "Dort sind alle wichtigen Informationen enthalten. Es werden uns die verschiedenen Spielertypen gezeigt. Wir schauen uns ihre Stärken an und versuchen so unsere Gegenspieler vorab kennenzulernen", erklärt "Pinte". "Und in der Mannschaftsbesprechung wird uns der Trainer noch ein paar Sachen mit auf den Weg geben, die wir dann am Donnerstagabend hoffentlich umsetzten werden."
Aber wer ist denn nun der zweite Gegner der Roten? In der Saison 2009/2010 konnte sich die Mannschaft durch den Gewinn des nationalen Pokals bereits für die Europa League qualifizieren. Die Ukrainer scheiterten dann jedoch in der Play-Off-Runde an Benfica Lissabon mit 0:4 und 2:1. In dieser Saison hat sich das Team von Trainer Mykola Pawlow für den gleichen Wettbewerb qualifiziert, in dem es in den Qualifikationsrunden sowohl Glentoran FC (Nordirland), als auch Sligo Rovers (Irland) bezwang. Den Einzug in die Gruppenphase sicherte sich Vorskla dann mit gleich zwei überraschenden Siegen über Dinamo Bukarest.
"Poltava ist natürlich der unbekannteste Gegner in der Gruppe, von dem wir auch am wenigsten wissen", räumt Jan Schlaudraff ein. "Ich glaube aber, dass wir genauso wenig Spieler von denen kennen, wie die von uns." Somit dürfte die Ausgangssituation für beide Mannschaften ähnlich sein. Es treffen aber auch alte Bekannte in der Zentralukraine aufeinander: Vorsklas Verteidiger Armend Dallku sowie Stürmer Ahmed Januzi kennen Hannovers Altin Lala aus ihrer gemeinsamen Zeit in der albanischen Nationalmannschaft.

Poltava mit starker Heimbilanz
Im ersten Gruppenspiel der Europa League erreichten die Roten vor heimischem Publikum ein 0:0 gegen Standard Lüttich. Der FC Vorskla Poltava verlor sein Auftaktspiel beim FC Kopenhagen mit 0:1. Die Dänen konnten die Gäste jedoch nur durch ein Elfmetertor in die Knie zwingen. Vorsicht ist also angesagt, zudem Poltava eine Serie von zehn Jahren ohne Heimniederlage im europäischen Wettbewerb vorzeigen kann und insgesamt in elf Heimauftritten lediglich zweimal unterlag, die sie nun gegen Hannover 96 in der Gruppe B der UEFA Europa League ausbauen wollen. Ihre Heimstärke präsentieren die Ukrainer auch in der heimischen Liga, so sind sie seit vier Spielen vor eigenem Publikum ungeschlagen. Die Roten möchten jedoch ein Wörtchen mitreden und beide Serien gerne beenden. Entsprechend selbstbewusst zeigen sie sich vor dem Match. "Wir wollen das Spiel gewinnen, egal wie! Hauptsache ist, dass wir am Ende die Punkte mitnehmen, die wir gegen Lüttich liegen gelassen haben", zeigt sich "Pinte" kämpferisch. "Das Spiel wird pure Freude. Wir wissen, was wir abrufen müssen. Um zu gewinnen, müssen wir hinten sicher stehen und vorne effektiv spielen. So wie es die Bayern zurzeit vormachen."


Hoffnung auf seine Tore: Kann "Moa" Abdellaoue von Beginn an für Wirbel sorgen?

"Moa" wieder fit - Ya Konan fällt aus
"Hinten sicher stehen" – das dürfte dieses Mal das kleinere Problem für 96-Coach Mirko Slomka sein. Auf den Cheftrainer kommen jedoch erneute Probleme in der Offensive zu: Neben Moritz Stoppelkamp fällt nun auch Didier Ya Konan kurzfristig aus. Der Ivorer musste das Dienstagtraining mit Beschwerden im Adduktorenbereich des linken Oberschenkels vorzeitig abbrechen und reiste nicht mit in die Ukraine. Immerhin dürfte Mohammed Abdellaoue wieder voll einsatzbereit sein.
Das Augsburgspiel hatte "Moa" Abdellaoue noch vor dem Fernseher verbringen und zusehen müssen, wie seine Kollegen hundertprozentige Torchancen ausließen. Nach seiner Muskelverhärtung zeigte der 96-Torjäger im Training unter der Woche aber, dass er wieder mitmischen will. Seine Hilfe kann seine zuletzt torlose Mannschaft gut gebrauchen – mit sechs Pflichtspieltreffern ist der Norweger bester Torschütze der Roten. Ganz sichergestellt ist sein Einsatz dennoch nicht, denn "Moa muss einhundert Prozent fit sein, sonst spielt er nicht", machte Coach Mirko Slomka deutlich. Wer also an der Seite von Jan Schlaudraff stürmen wird, ist noch ungewiss. Ein möglicher Kandidat für die Sturmposition neben Jan Schlaudraff könnte der in der der Liga rotgesperrte Artur Sobiech sein. Der Pole ist wieder fit und kam im Bundesligaspiel gegen Borussia Dortmund schon zu einem Kurzeinsatz. Zumindest für die Bank ist auch Jung-Profi Deniz Aycicek mit ins "Abenteuerland Europa" gereist. Der österreichische Neuzugang Daniel Royer ist für die Roten in der Europa League nicht spielberechtigt, da er in den Play-Offs schon für den SV Ried aufgelaufen ist. Mehrere Optionen hält sich Mirko Slomka auch in der Defensive offen. Hier hat der 96-Coach die Qual der Wahl. Auf den Innenverteidigerpositionen gesetzt sind Karim Haggui und Emanuel Pogatetz. Wer aber daneben in der Viererkette auflaufen wird ist noch ungewiss - Sofian Chahed und Christian Pander? Oder doch wieder Steven Cherundolo und der, wieder spielbereite, Christian Schulz. Die heutige Trainingseinheit (19 Uhr Ortszeit im Worskla-Stadion) dürfe wohl ausschlaggebend sein, wer gegen die Ukrainer aufläuft.
ms

So könnten sie spielen:

FC Vorskla Poltava: Dolganskyy - Dallku, Kurylov, Matveev, Selin - Chesnakov, Krasnoperov, Kryvosheyenko, Rebenok - Bezus, Yanuzi

Hannover 96: Zieler – Chahed (Cherundolo), Haggui, Pogatetz, Pander (Schulz) - Schmiedebach, Pinto - Stindl, Rausch - Schlaudraff, Abdellaoue (Sobiech)

Schiedsrichter: Kristinn Jakobsson (ISL)