Torloses Remis gegen Bayer

Ein 0:0 der besseren Art: Hannover 96 trennt sich von Bayer 04 Leverkusen trotz einiger Chancen auf beiden Seiten torlos.


Aufgrund der Spielanteile hätten die Roten auch gewinnen können, es fehlte letztlich aber die Effizienz im Abschluss. Durch das Unentschieden bleibt 96 zu Hause ungeschlagen, wartet nun aber auch seit sechs Spielen auf einen Sieg.

Slomka mit drei Änderungen
Im Vergleich zum Freiburg-Spiel stellte 96-Coach Mirko Slomka auf drei Positionen um. Für den unter Woche von einem grippalen Infekt heimgesuchten Christian Pander begann Konstantin Rausch auf der linken Außenbahn, hinten rechts spielte Sofian Chahed . Zudem kehrte Lars Stindl, der im Breisgau verletzt aussetzen musste, wieder auf seine angestammte Position auf der rechten Seite zurück. Bei den Gästen setzte Trainer Robin Dutt auf ein 4-2-3-1-System mit Eren Derdiyok als Stürmer, Stefan Kießling sollte als hängende Spitze Akzente setzen. Etwas überraschend saß der zuletzt starke Michael Ballack nur auf der Bank, für ihn begann Simon Rolfes im defensiven Mittelfeld.

Zu Beginn erwarteter Verlauf
Die Begegnung vor 44.800 Zuschauern in der AWD-Arena begann in den erwarteten Bahnen. Leverkusen erarbeitete sich mehr Ballbesitz, Hannover setzte auf schnelle Konter. Torchancen blieben in den ersten zehn Minuten allerdings Mangelware. Erst Rausch sorgte mit zwei Schüssen für Gefahr: Nach einer kurz ausgeführten Ecke platzierte „Kocka“ den Ball aus 15 Metern neben das Gehäuse, dann verfehlte Versuch aus der Ferne das Ziel um zwei Meter. Auf der Gegenseite wurde ein Freistoß von Michael Kadlec aus 20 Metern von der gut postierten 96-Mauer über den Kasten gelenkt.

Zwei Großchancen, ein Handspiel
Nach einer Viertelstunde hatten die Fans den Torschrei schon auf den Lippen. Chahed leitete auf der rechten Seite einen Konter über Mohammed Abdellaoue ein. „Moa“ passte Jan Schlaudraff perfekt in den Lauf. "Schlaufi" nahm den Ball an der Strafraumkante direkt, scheiterte aber am hervorragend reagierenden Bernd Leno im Bayer-Tor. Knapp wurde es im Gegenzug auch vor dem Tor von Ron-Robert Zieler. Nach einem Castro-Eckball stieg Stefan Kießling hoch und setzte den Kopfball nur um Zentimeter am Kreuzeck vorbei. Deutlicher verfehlte da schon Leverkusens Stürmer Eren Derdiyok das Tor, der nach einem Querschläger von Rausch aus 25 Metern abzog (20.). Aufregung gab es nur eine Minute später im Leverkusener Strafraum: Stindl hatte geflankt, Abdellaoue geköpft, Gonzalo Castro wehrte, allerdings mit dem Rücken zu „Moa“ stehend, den Ball mit der Hand über dem Kopf ab. Eine eher unnatürliche Haltung der Hand, da hätte es auch Elfmeter geben können.

Pogatetz muss genäht werden
Mit fortlaufender Dauer erkämpften sich die Roten ein deutlicheres Übergewicht. Spritzig in den Zweikämpfen wurde den Gästen der Schneid abgekauft. Einziges Manko: Gefahr vor dem Leverkusener Strafraum wollte nicht wirklich entstehen. So hatte bis zur Pause sogar die Werkself die beste Möglichkeit zur Führung, Kießling geriet bei seinem Schuss aus zwölf Metern jedoch zu weit in Rücklage. Für Aufsehen sorgte in der Schlussphase der ersten Hälfte Emanuel Pogatetz. Der 96-Innenverteidiger und Simon Rolfes knallten im Anschluss an einen Eckball der Roten mit den Köpfen zusammen, mit Folgen für beide. Der Österreicher erlitt eine Platzwunde, die mit vier Stichen genäht werden musste. Doch Pogatetz zeigte, was für ein harter Hund er ist: Der "Mad Dog" kehrte noch vor dem Pausenpfiff auf den Platz zurück und hielt bis zum Schluss durch, ab der 70. Minute gar mit einem Kopfverband ausgestattet. Anders Rolfes, der mit einer dicken Beule und Kopfschmerzen zur Halbzeit in der Kabine blieb und durch Ballack ersetzt wurde.

Chancen im Minutentakt
Nach dem Seitenwechsel prüfte Kießling zunächst Zieler (47.), dann aber waren fast ausschließlich die Roten am Zug. So brachte Abdellaoue einen Kopfball nach Flanke von Christian Schulz nicht aufs Tor (48.), dann klärte Daniel Schwaab nach einem schönen Flankenwechsel von Schlaudraff auf Rausch und dessen scharfer Hereingabe gerade noch vor dem einschussbereiten Stindl (52.). Auch Leverkusens Torhüter Leno bekam zunehmend Arbeit. Nach einem 20 Meter-Schuss von Schmiedebach fasste er sicher zu (53.), ein Abdellaoue-Kopfball aufs kurze Eck war ebenfalls kein Problem. Zuvor hatte "Schlaufi" 04-Verteidiger Manuel Friedrich ganz alt aussehen lassen und in die Mitte geflankt (57.). Zwei Minuten später drohte dem Bayer-Tor schon wieder Ungemach, nach einem schnellen Konter über Rausch und Schlaudraff ging Stindls Schuss über das Tor. Zu ungenau war kurz darauf auch ein Rausch-Schuss aus 16 Metern, den Leno problemlos parierte.


Bayer mit schnellen Vorstößen – Moa wird gestoßen
Doch auch Zieler erhielt mehrere Möglichkeiten, sich auszuzeichnen. Nach einem Konter über Kießling kam Sidney Sam aus halbrechter Position im Strafraum zum Abschluss, der 96-Torwart war auf dem Posten (64.). Auch als Kießling aus ähnlicher Position im 16er der Roten nach einem Pass von Ballack abzog, zeigte Zieler eine starke Parade (72.). Eine Minute zuvor stand Schiedsrichter Peter Gagelmann im Blickpunkt. Chahed hatte geflankt, Abdellaoue stieg zum Kopfball hoch, erreichte das Leder auch, wurde von Castro aber deutlich in den Rücken gestoßen und konnte daher den Ball nicht platzieren. Wie schon in der ersten Halbzeit hätte man Elfmeter pfeifen können – aber nicht unbedingt müssen. Bis in die Schlussminuten bemühten sich die Hausherren weiter um einen Treffer, waren in ihren Angriffen jedoch letztlich zu ungenau. So ergaben sich für Leverkusen sogar noch die besseren Gelegenheiten. André Schürrle setzte einen Freistoß aus halblinker Position über den Kasten (90.), in der Nachspielzeit lenkte Zieler einen leicht abgefälschten Freistoß von Ballack über das Tor. Vorausgegangen war eine Schwalbe Kießlings rund 18 Meter vor dem Gehäuse. Die folgende Ecke nutzte Hannover zu einem letzten Konter, über Didier Ya Konan gelangte der Ball zum ebenfalls eingewechselten Moritz Stoppelkamp, der mit links neben das Gehäuse schoss.

Serien beider Vereine halten
So blieb es bei dem torlosen Unentschieden, mit dem die Werkself letztlich besser leben kann als Hannover. Die Leverkusener verteidigten ihren sechsten Tabellenplatz, 96 bleibt auf Rang acht. Beide Mannschaften blieben durch das 0:0 auch ihren Serien treu. Die Roten blieben auch im neunten Heimspiel der Saison ungeschlagen, warten nun allerdings auch schon seit sechs Spielen auf einen Dreier. Leverkusen ist seinerseits seit sechs Spielen ungeschlagen und hat die internationalen Plätze weiter fest im Blick.
rk



STATISTIK

Hannover 96: Zieler – Chahed, Haggui, Pogatetz, Schulz (83. Pander) – Stindl (89. Stoppelkamp), Schmiedebach, Pinto, Rausch – Schlaudraff (80. Ya Konan), Abdellaoue

Bayer 04 Leverkusen: Leno – Castro, Schwaab, Friedrich, Kadlec – Sam, Bender, Rolfes (46. Ballack), Schürrle – Kießling, Derdiyok

Tore: Fehlanzeige

Gelbe Karten: - / Schürrle, Leno

Schiedsrichter: Peter Gagelmann (Bremen)

Zuschauer: 44.800