1:1-Unentschieden reicht 96 für Europa

Hannover 96 zieht mit einem 1:1-Unentschieden in die Gruppenphase der Europa League ein. Abdellaoue (22.) brachte die Roten in Führung, der Ausgleich (37./ET Pogatetz) konnte die Slomka-Elf nicht mehr vom Erfolg abhalten.

Zieler, die "Fangmaschine" und in Sevillas Hitze...
Bienvenido al infierno de Sevilla - willkommen in der Hölle Sevillas! 42 000 FC-Fans gegen rund 3000 hannoversche Anhänger. Ein ungleiches Duell auf den Rängen, aber keineswegs auf dem Rasen des Ramón Sánchez Pizjuán-Stadions. Doch der Reihe nach. Wie erwartet setzten die Gastgeber von Beginn an auf Angriff. Desöfteren entwischte der FC-Stürmer Kanouté, der zahlreiche Kopfballduelle gegen die beiden Innenverteidiger Emanuel Pogatetz und Karim Haggui gewann. Daraus resultierte auch eine dicke Chance der Sevilleros, als eben dieser nur knapp über Zielers Kasten köpfte (5.). Auf der Gegenseite senste Alexis im Anschluss Jan Schlaudraff um - den anschließenden Freistoss semmelte Sergio Pinto allerdings in die Mauer (7.). Dann hieß es wieder: Harte Arbeit in der Defensive. Konstantin Rausch erlöste seine Mitspieler mit einem Befreiungsschlag (11.). Ron-Robert Zielers himmelblau-weiße Handschuhe mit dem bezeichnenden Titel"Fangmaschine" sollten an diesem Abend ihrem Namen noch alle Ehre machen, denn: Es wurde noch heißer. Nicht nur die Außentemperatur von 30 Grad machte den Akteuren zu schaffen, auch die spanische Angriffe entzündeten hier und da ein Feuerchen in der 96-Abwehr. Licherloh brannte es dann, als Negredo aus spitzem Winkel aus wenigen Metern abzog und Zieler die Kugel an die Querlatte lenkte - es sollte die erste, aber nicht die letzte Glanzparade des Abends werden (15.). Temperamentvoll ging es weiter. "Moa" verpasste Navarro einen Cut (20.) - caliente, caliente (heiß - heiß).


Noch verzweifelt, aber nicht mehr lange: Torschütze "Moa" Abdellaoue

...fällt die 1:0-Führung - und der Ausgleich per Eigentor...
Und dann kam der Moment, auf den alle 96-Fans seit 19 Jahren gewartet hatten: Nach toller Vorarbeit von Konstantin Rausch, der sich auf links einmal mehr als flinker Flitzer erwies, sahnte "Moa" ab und netzte die Kugel per Direktabnahme ins spanische Tor ein (22.). Abdellaoue apagar el fuego espanol - Abdellaoue löschte das spanische Feuer! Zumindest für einige Zeit. Zieler lenkte noch einmal die Kunststoffkugel nach einem 25-Meter-Knaller von Negredo über die Latte, bevor Kanouté völlig frei im Sechzehner zum Schuss kam (30.) - doch der 96-Schlussmann hielt, was an in diesen ersten 45 Minuten zu halten war. Nur beim Pogatetz-Abpraller nach Flanke von Perotti war der hannoversche Keeper machtlos. Es war das Schienbein des Österreichers, das den Spaniern den 1:1-Ausgleich bescherte (37.). Ein kleiner Trost: Beide Tore erzielten die Gäste...Mit diesem Spielstand gingen die Roten in die Halbzeit.


Jaaaaaa -da ist die 1:0-Führung - nach Super-"Kocka"-Hereingabe

Kein Elfmeter für die Roten- stattdessen viele, viele, bunte Karten
Ohne Wechsel, aber heiß her ging es auch in der zweiten Hälfte. Den Kartenreigen von Schiedsrichter Serge Gumienny eröffnete Steven Cherundolo (49.) - es sollten noch einige, farbige Kartons folgen. Zum Beispiel einen Minute später. Da fuhr Kanouté die " Hand Gottes " vorm 96-Kasten aus und erntete dafür ebenfalls eine Verwarnung. Doch auch das Fußballspielen geriet nicht in Vergessenheit. Ein Schlaudraff-Lupfer aus 22 Metern sauste anschließend übers Tor. Nach Foul von Christian Schulz an Negredo brachte Piotr Trochowski den Freistoss scharf in den 96-Sechzehner herein, zum Glück war kein Spanier in aussichtsreicher Position (55.). Durchatmen dann in der 57. Minute: Escudé kam im Strafraum der Roten völlig frei zum Kopfball - Abdellaoue, der hinten aushalf, stand einige Meter zu weit weg. Stindl und Pinto hatten in der Folgezeit noch Gelegenheiten, den FC-Torwart in Arbeit zu bringen - jedoch erfolglos. Aufregung dann in der 74. Minute: Palop holte "Schlaufi" elfmeterwürdig von den Beinen - der Strafstoß-Pfiff blieb allerdings aus. Die letzte erwähnenswerte Aktion der Begegnung folgte dann kurz vor Abpfiff, denn der Referee brachte noch die rote Farbe ins Spiel - völlig zurecht. Gary Medel, auch "Pitbull" genannt, flog wegen einer Tätlichkeit an Pinto von Platz (90.). Es bedurfte dann noch quälende drei Minuten Nachspielzeit bevor die 96er den geschichtsträchtigsten Moment seit 19 Jahren feierten.

Fazit: Zwölf gelbe Karten, ein roter Karton, ein nicht gegebener Elfmeter - doch nichts und niemand konnte die Roten an diesem Abend vom Einzug in die Gruppenphase der Europa League abhalten - Buenos noches, Sevilla!
nr


FC Sevilla: Palop - Coke, Alexis (84./Fazio), Escudé, Navarro - Navas, Medel, Trochowski (81./Campana), Perotti - Negredo (63./del Moral), Kanouté

Hannover 96: Zieler - Cherundolo, Haggui, Pogatetz, Schulz - Schmiedebach, Pinto, Stindl, Rausch (89./ Pander)- Abdellaoue (90./Ya Konan), Schlaudraff

Zuschauer: 42 000

Tore: 1:0 Abdellaoue (23.), 1:1 Pogatetz (37./Eigentor)

Schiedsrichter: Serge Gumienny (Belgien)

Gelbe Karten: Alexis, Perotti, Kanouté, del Moral / Stindl, Cherundolo, Schulz, Schlaudraff, Schmiedebach, Kocka, Pinto

Rote Karte: Medel (Tätlichkeit)

hannover96.de