2:2 - Hannover 96 verpasst Big Point

Hannover 96 verpasst durch einen Last Minute-Gegentreffer vom eingewechselten Santin einen Big Point in der Europa League gegen den FC Kopenhagen.

Christian Pander (29.) und Sergio Pinto (82.) brachten die Roten zweimal in Front, N`Doye (67.) und eben "Joker" Santin (90.) glichen jeweils aus. Endstand: 2:2!

Sepp Herberger sollte einmal mehr Recht behalten. Seine Weisheit "Ein Spiel dauert 90 Minuten" und endet dann womöglich zusätzlich nicht nach den eigenen Wünschen, bewahrheitete sich zum Leidwesen der 96er. César Santin entführte per Last-Minute-Tor den Roten im Spiel gegen den dänischen Vertreter FC Kopenhagen in der Europa League Gruppe B die bereits sicher geglaubten drei Punkte aus der AWD-Arena.

Volle Kraft voraus im 4-3-3-System
Dabei begann die Partie mit einem Überraschungsgast auf dem Rasen. In der Aufstellung der Roten an diesem Abend tauchte Jan Schlaudraff auf. In der Woche noch um seinen Einsatz wegen Schmerzen an der Patellasehne gebangt, stand der hannoversche Stürmer am Abend auf dem Rasen der AWD-Arena. Und noch eines sollte 96-Trainer Mirko Slomka aus der Tüte zaubern. Die Gastgeber starteten in einer 4-3-3-Formation. In der Defensive nahm Kapitän Steven Cherundolo anstatt Sofian Chahed seine altbewährte Position ein, im linken Mittelfeld erhielt Christian Pander den Vorzug vor "Kocka" Rausch. Geballte Kraft sollte hingegen im Sturm auflaufen: Mit "Moa" Abdellaoue, Didier Ya Konan und dem wieder genesenen Jan Schlaudraff lautete das Motto des Abend: Volle Kraft voraus! Gäste-Trainer Roland Nilsson setzte auf der Gegenseite auf seinen Angreifer Pape Paté Diouf und ließ César Santin auf der Bank. Sollte der Griff in die Wundertüte den gewünschten Effekt bringen und den 96ern einen Sieg bescheren?

96 auf Angriffstour
Gegen tief stehende Dänen starteten die Roten ihre Angriffsbemühungen bereits in den ersten Minuten. Die Nilsson-Elf hingegen versuchte es mit längen Bällen in die Spitze. Erste Möglichkeiten auf den Führungstreffer hatten Ya Konan, der sich über rechts in den Sechzehner der Dänen wuselte (5.) sowie "Schlaufi", der aus guter Position nichts Erfolgreiches verbuchen konnte (7.) – ein dänisches Bein verhinderte einen Treffer. Den anschließenden Eckstoß "Schlaufis" setzte Pander ans Außennetz. Es war erneut die Nummer 24 namens Pander, der butterweich in den Gästestrafraum flankte, Keeper Wiland kam gerade noch zwischen das 96-Sturmduo "Moa" und "Didi", um den Ball rauszufausten (10.) Nach einer kurzen Ecke landete der Ball am langen Pfosten, wo der Norweger lauerte – vergebens (15.). Die erste Aktion der Gäste gab es dann durch N´Doye, der mit einem langem Pass Bolaños schickte, dessen Flanke Zieler mühelos aus der Luft pflückte. In der ersten Viertelstunde der Partie agierten die 96er agiler, tauchten immer wieder vor dem Gästetor auf, verpassten es aber, in Führung zu gehen. Ya Konan versuchte es mit einem Rückpass auf die Strafraumkante, wo sein Sturmpartner Schlaudraff lauerte, der die Kugel nicht richtig traf (19.). Das auffälligste am dänischen Spiel zu dieser Zeit: Der neongelb besohlte Dame N´Doye, der ab und an die Flucht nach vorn suchte, dabei aber allein auf weiter Flur blieb.


Mit viel Gefühl: Christian Pander erzielte die 1:0-Führung für die Niedersachsen.

Pander beweist Auge
Den ersten Pander-Hammer aus 18 Metern konnte Torwart Wiland (27.) noch parieren, beim zweiten Versuch blieb dem FC-Keeper nur noch ein verwunderter Blick. Es klingelte im Kasten des Schweden. Nach einem katastrophalen Fehlpass Claudemirs war es erneut Pander, der aus 20 Metern den Blick für das Wesentliche erkennen ließ und den Ball mit Auge trocken im linken Eck versenkte. Wiland blieb nur der Blick nach hinten, wo die Kugel im Netz zappelte (29.). "Moa" legte kurz darauf noch einen nach, verzog die Kunststoffkugel aber rechts am Pfosten vorbei. Die Gäste kamen nur mit Hilfe der 96er zu einer Chance. "Schulle" rutschte die Kugel über den Schlappen, der Assistent erkannte jedoch eine Abseitsstellung der Gäste und entschärfte somit die Situation. Einen feinen Angriff über Ya Konan, der Stindl auf rechts schickte und dessen Zuspiel Schlaudraff auf Ya Konan folgte, vergab der Ivorer nur knapp (40.). Der sprintstarke Schlaudraff tauchte anschließend halb links im Strafraum vor Wiland auf - die Zuschauer feierten innerlich bereits das 2:0, sein Lupfer und den damit verbundenen Treffer machte jedoch Torwächter Wiland zunichte. Ein zweites Tor wollte einfach nicht fallen! Die Roten waren nun einem weiteren Treffer näher als die Dänen dem Ausgleich. Schiedsrichter Dahumel hatte nach 45 plus eins ein Einsehen und lud per Abpfiff zum Pausentee. Es war zwar kalt auf den Rängen, das hannoversche Fanherz hatte sich aber durch Panders Führungstreffer zwischenzeitlich erwärmt, doch sollte es in der zweiten Halbzeit entflammt werden?

Pintos Hammer-Tor egalisiert Santin
Nach Anpfiff setzen die Gastgeber ihr Spiel munter fort und blieben am Drücker. "Moa“ zum Ersten per Brust (47.), beim zweiten Versuch prallte der Norweger unsanft mit dem dänischen Torhüter zusammen, konnte aber nach kurzer Verletzungspause das Spiel fortsetzen. Vor dem Tor Zielers herrschte derweilen Flaute. Auch N´Doye verpasste knapp nach Flanke von Bengtsson (52.). Es blieb dann bei zwei minimalen Chancen auf beiden Seiten, bevor das Spiel in eine trügerische Ruhe verfiel, aus der beide Mannschaften Knall auf Fall geweckt werden sollten. Nach diversen Fehlpässen beider Teams im Mittelfeld und einem verzweifelten Versuch N´Doyes von der Mittellinie (64.) nutzten die Kopenhagener nach einer Ecke Bolanos schamlos eine vermeintlich ungefährliche Situation im Fünfmeter-Raum aus: N´Doye sprang höher als Zieler und köpfte die Kugel zum 1:1-Ausgleich ein (67.). Aus dem Dornröschenschlaf erweckt, legte die Nilsson-Elf einen Zahn zu - Grindheim zog aus 16 Metern ab (69.). Ein Angriff über zwei Stationen – Wiland hatte per Abstoss Bolanos hinter der Mittellinie in Szene gesetzt – setzte sich der Selbige gegen Pinto durch, Zieler konnte den Schuss jedoch abwehren (77.). Doch in den zweiten 45 Minuten sollte für die Roten noch nicht aller Tage Abend sein. Nach einem Freistoss Panders nach Foul an Ya Konan blockte die dänische Defensive den Schuss zwar ab, doch der Mann für alle Fälle sollte wie so oft bei den 96ern Sergio Pinto sein. Der Mittelfeldspieler zog hammerhart aus 27 Metern ab – ein Schuss wie ein Strich schlug unhaltbar in Wilands Kasten ein (81.). Doch die bereits sicher geglaubten drei Punkte sollten den Gastgeber noch in der letzten Spielminute wie Sand durch die Hände rinnen. Nachdem Ya Konan von der Strafraumkante noch eine dicke Chance knapp am Kasten vorbeisetzte (87.) und Stoppelkamp in die Arme des dänischen Schlussmannes schlenzte (88.), entzauberte der eingewechselte Santin sowohl Slomkas Elf als auch die 43.100 Zuschauer auf den Rängen. Der Brasilianer setzte sich auf links gegen Cherundolo durch und versenkte den Ball durch die Beine des unglücklich aussehenden Zielers zum 2:2-Endstand (90.).



Unglücklich agierte beim Ausgleich Keeper Ron-Robert Zieler, der ausnahmsweise nicht den besten Tag erwischt hatte

Auf nach Kopenhagen!
Die Begegnung in der Europa League Gruppe B an diesem Abend glich ein wenig einer Achterbahnfahrt im dänischen Vergnügungspark Tivoli: Während der 90 Minuten gefühlsmäßig rauf und runter und von der Qualität her nicht so süß wie das Blätterteig-Gebäck "Kopenhagener". Am 3. November hat Hannover 96 dann auswärts die Möglichkeit, jenes doch noch zu vernaschen und den dänischen Fußballvertreter gleich mit – mit einem Sieg im Stadion PARKEN.
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Hannover 96: Zieler - Cherundolo, Haggui, Pogatetz, Schulz (72. Rausch) - Pinto, Stindl, Pander - Schlaudraff (78. Stoppelkamp), Ya Konan, Abdellaoue (84. Lala)

FC Kopenhagen: Wiland - Bengtsson, Ottesen, Sigurdsson, Thomsen - Bolanos, Delaney, Claudemir (54. Kristensen), Grindheim (84. Santin) - Diouf (70. Oviedo), N'Doye

Tore: 1:0 Pander (29.), 1:1 N`Doye (67.), 2:1 Pinto (81.), 2:2 Sanntin (90.)

Gelbe Karten: - / Grindheim, Delaney

Schiedsrichter: Laurent Duhamel (FRA)

Zuschauer: 43.100

Fotos. deisterpics