Ya Konan stellt das Spiel auf den Kopf

Hannover 96 hat seinen Angstgegner Borussia Dortmund nach zuvor sechs erfolglosen Anläufen bezwungen und sich vor eigenem Publikum gegen den deutschen Meister mit 2:1 durchgesetzt. In einem packenden und teilweise hochklassigen Spiel sah Borussia Dortmund lange Zeit wie der sichere Sieger aus, stand am Ende aber mit leeren Händen da.
Hannovers Schlussmann Zieler verhindert das 0:1 durch Blaszczykowski.

Hannovers Trainer Mirko Slomka musste nach der Nullnummer in der Europa League gegen Standard Lüttich auf den zuletzt so formstarken Abdellaoue (Oberschenkelverhärtung) verzichten. Für den Norweger stürmte Ya Konan. Außerdem fanden sich Pander, Hauger und Stoppelkamp in der Startelf wieder, Rausch, Pinto und Cherundolo erhielten eine Verschnaufpause.

BVB-Coach Jürgen Klopp musste indes auf drei Leistungsträger verzichten. Im Vergleich zum 1:1 in der Champions League gegen den FC Arsenal fielen Götze und Kehl gesperrt aus, während Bender (Muskelfaserriss im Hüftbeuger) verletzungsbedingt passen musste. Gündogan, da Silva und Blaszczykowski erhielten daher ihre Bewährungschance. Selbiges galt für Perisic, der auf der linken Außenbahn den Vorzug vor Großkreutz bekam.

Die taktische Grundausrichtung beider Mannschaften war sehr schnell klar: Hannover stand kompakt, wartete ab und lauerte auf schnelle Konter. Dortmund machte hingegen das Spiel, kam folglich zu mehr Ballbesitz und war in der temporeichen Partie auch das gefälligere Team. Sowohl die Niedersachsen als auch die Westfalen überbrückten das Mittelfeld schnell, nur verfügte der BVB über das bessere Passspiel und strahlte dadurch auch deutlich mehr Gefahr aus.

Während die Hannoveraner offensiv lange Zeit so gut wie gar nicht stattfanden, bestimmte der BVB das Spiel und kreierte sich einige nennenswerte Torchancen. Lewandowski (11., 13.) und Perisic (24.) hatten aber kein Abschlussglück. Wie gefährlich die 96er sind, zeigten sie nach 26 Minuten, als es nach einer BVB-Ecke blitzschnell ging: Stoppelkamp scheiterte aber in bester Position am grätschenden Subotic, der in letzter Sekunde den Rückstand verhinderte.

Es war die erste gute Möglichkeit für die Hausherren, allerdings war sie derart gut, dass sie offenbar Wirkung auf den BVB hatte. Dortmund blieb zwar in der Folge weiter tonangebend, agierte dabei aber nicht mehr mit derselben Intensität wie noch zuvor.

Die Westfalen zogen dennoch ein gepflegtes Kurzpassspiel auf, standen allerdings auch oft im Abseits. Nicht so in der 39. Minute, als Blaszczykowski aus der Drehung per Lupfer gegen Zieler den Kürzeren zog. Kurz darauf segelte auf der Gegenseite Panders direkter Freistoß ganz knapp rechts vorbei (41.), sodass es schlussendlich mit einem 0:0 der besseren Art in die Kabinen ging.

Zum Seitenwechsel gab es den ersten Wechsel: Dortmunds Schmelzer musste angeschlagen durch Löwe ersetzt werden. Die zweiten 45 Minuten begannen flott, auch weil die 96er jetzt mehr wagten und durch Pander (52.) und Ya Konan (54.) erste nennenswerte Aktionen hatten. Trotzdem machten die Westfalen weiter den gefälligeren Eindruck, nur kam der finale Pass zu selten an.

In der 62. Minute musste der BVB eine Schrecksekunde überstehen: Bei einem Konter zog Stoppelkamp aus 17 Metern ab, Hummels fälschte noch unglücklich ab, doch Weidenfeller war auf seinem Posten und parierte glänzend. Im Gegenzug fiel dann das Tor: Da Silva trieb die Kugel nach vorne, passte auf Lewandowski, der den Ball irgendwie zu Kagawa brachte. Der Japaner nahm zuerst Pogatetz auf engstem Raum Pogatetz aus dem Spiel, zog dann noch an Haggui vorbei und ließ Zieler mit einem tollen Lupfer aus elf Metern keine Chance (63.). Kagawa beendete damit seine Torflaute, zuletzt hatte er am 11. Dezember 2010 beim 2:0-Erfolg gegen Werder Bremen eingenetzt.
Hannover dreht mächtig auf und stellt das Spiel auf den Kopf

Es entwickelte sich ein packendes Match mit teils hochklassigen Chancen auf beiden Seiten. Nachdem Stoppelkamp Weidenfeller per Kopf geprüft hatte (69.), jagte Großkreutz auf der Gegenseite den Ball aus vier Metern unbedrängt drüber (72.). Danach waren aber fast nur noch die Hannoveraner, bei denen Sobiech inzwischen zu seinem Bundesligadebüt kam, im Vorwärtsgang, nutzten zunächst aber ihre Chancen nicht. Stindl scheiterte am auf der Linie stehenden Piszczek (76.), der eingewechselte Pinto schoss knapp drüber (79.), ehe Hagguis Kopfball an die Latte knallte (84.).

Erneutes Pech hatten die 96er, als Gagelmann ein Handspiel von da Silva an der Strafraumlinie übersah und nur auf Eckball entschied. Genau dieser Eckball führte allerdings zum ersehnten Ausgleich: Pander schlug die Kugel in die Mitte, wo sich Haggui durchsetzte und fulminant aus fünf Metern einköpfte (87.). Damit nicht genug, denn für den BVB kam es noch schlimmer: Nur zwei Minuten später rutschte Subotic aus, sodass Ya Konan etwas Platz bekam, den er mustergültig nutzte und aus 17 Metern sehenswert ins linke Eck vollendete. Bitter für den BVB, der über weite Strecken überlegen war, die Heimreise dennoch mit leeren Händen antreten musste. Für Hannover hätte es ein perfekter Nachmittag sein können, wäre da nicht ein unnötiger Platzverweis von Sobiech gewesen. In der Nachspielzeit flog der Pole nach Foul an da Silva zu Recht mit Rot vom Platz - ein unwürdiger Schlusspunkt der rasanten Partie (90.+1).

Beide Mannschaften sind in der Bundesliga wieder am kommenden Samstag gefordert: Hannover in Augsburg, Dortmund in Mainz.

kicker.de