Interview mit Lars !

Hallo und herzlich willkommen Lars Stindl!

DFB-Pokal, Bundesliga und Europa League - die Dreifachbelastung verlangt Euch zurzeit alles ab. Kommst Du zwischen den ganzen Spielen überhaupt noch dazu mal abzuschalten?

Lars Stindl: "Zugegebenermaßen ist das schon schwierig, es sind natürlich intensive Wochen. Wir hatten in letzter Zeit viele Spiele. Helsingborg, Gladbach, das Pokalspiel und Augsburg. Wir müssen unmittelbar nach den Spielen natürlich viel regenerieren, sofort den Kopf frei bekommen und uns aufs nächste Spiel konzentrieren. Ich denke, dass uns das ziemlich gut gelingt. Wir wissen jedes Spiel richtig einzuschätzen. So waren wir beispielsweise froh darüber, im Pokal die nächste Runde erreicht zu haben und haben dann aber auch direkt den Fokus wieder auf die Bundesliga und Augsburg gerichtet."

Wie sieht Euer Regenerationsprogramm konkret aus? Werdet Ihr schon nach dem Spiel direkt behandelt?

Lars Stindl: "Direkt nach dem Spiel ist es immer ein wenig schwierig. Meistens fahren wir dann noch etwas Fahrrad, um runterzukommen und nehmen Nahrung und Flüssigkeit zu uns, um den Körper wieder aufzutanken. Am nächsten Tag sieht es dann so aus, dass wir uns die einen oder anderen Wehwehchen von den Physiotherapeuten behandeln lassen, damit der Körper wieder schnell auf 100 Prozent kommt. Allgemein gilt es, sich gesund zu ernähren und viel Flüssigkeit zu sich zu nehmen, um schnell wieder fit zu sein."

Du hast jetzt ausschließlich körperliche Faktoren genannt. Wie schaffst Du es bei so vielen Spielen, auch den Kopf freizubekommen?

Lars Stindl: "Ich versuche zu Hause abzuschalten. Anstatt Fußball auch noch im Fernsehen zu verfolgen, schaue ich dann zum Beispiel lieber einen Film oder entspanne auf der Couch. Ich kann am besten in den eigenen vier Wänden und mit meiner Freundin ein wenig runterkommen. Für andere Freizeitaktivitäten in der Stadt haben wir wegen der aktuellen Belastung leider wenig Zeit."


Gewusst wie: Fitness und Regeneration gehören zum Erfolgsrezept von Lars Stindl und den 96ern

Nimmst Du diese Wochen denn auch als verstärkte Belastung wahr? Normalerweise wollen die Fußballer immer lieber spielen als trainieren, aber jetzt ist es vom Kopf her auch eine andere Belastung, oder?

Lars Stindl: "Also der Grundsatz stimmt schon: Ein Fußballer spielt natürlich lieber als zu trainieren. Ich glaube wir haben im letzten Jahr schon gezeigt, dass wir mit diesem Rhythmus gut zurechtkommen. In diesem Jahr ist das ähnlich, wir können immer über 90 Minuten oder wie gegen Dresden über 120 Minuten marschieren und das tut unserem Spiel keinen Abbruch. Es gibt immer mal wieder verschiedene Phasen im Spiel, wo wir nachlassen und nicht richtig in die Zweikämpfe gehen, aber das sind keine konditionellen Schwächen. Gegen Gladbach standen wir nach der 2:0-Führung beispielsweise viel zu tief und haben die Zweikämpfe nicht mehr richtig angenommen. Mit der Führung im Rücken hätten wir einfach viel ruhiger spielen müssen. Dann wären auch die vielen Ballverluste nicht so schnell zu Stande gekommen. Natürlich ist der Dreitage-Rhythmus schwierig, aber wir haben dafür in der Vorbereitung die Grundlagen gelegt."

Das klingt jetzt so, als sei das Spiel gegen Gladbach eine Art Lehre gewesen, wo man gesehen hat, an welchen Stellen es ab und zu noch hakt?

Lars Stindl: "Wir wissen natürlich, dass es viele Dinge gibt aus denen wir noch lernen können. Nach dem 2:0 dürfen wir das Spiel nicht wieder aus der Hand geben. Das war eigentlich genau unser Spiel nach der Führung: Tief stehen und dann schnell nach vorne. Das sind die Grundlagen für unsere erfolgreiche Zeit in Hannover und das haben wir in dem Spiel gegen Gladbach vernachlässigt. Daraus müssen wir einfach lernen, damit diese Fehler nicht noch einmal passieren."

Kommen wir nochmal auf das Elfmeterschießen gegen Dresden zurück. Du bist als erster Schütze angetreten. Wie wurde das festgelegt?

Lars Stindl: "Der Trainer hat festgelegt wer schießt und im Vorfeld gefragt, wer sich sicher fühlt und ich habe ihm gesagt, dass ich gerne schießen würde und wollte dann auch als Erster ran."

Wie fühlt man sich in diesem Moment? 120 Minuten gespielt, Du läufst als Erster auf die vollbesetze Nordkurve zu und es geht um alles.

Lars Stindl: "Ein Elfmeterschießen ist immer etwas Besonderes und sehr anspruchsvoll für den Kopf. Hinzu kommt natürlich, dass im Tor mit Flo ein alter Kollege von uns stand. Ich habe versucht, ihm nicht in die Augen zu schauen. Flo wiederum hat den Augenkontakt gesucht und wollte uns damit aus der Ruhe bringen, aber wir haben das nicht zugelassen. Das galt für uns alle, wir haben uns nicht aus der Ruhe bringen lassen und haben sicher verwandelt. Selbstverständlich hat ein Elfmeterschießen aber auch immer etwas mit Glück zu tun, sodass wir froh sind, alle getroffen zu haben."

Und Ron-Robert Zieler macht jetzt seinem Torwarttrainer Jörg Sievers Konkurrenz als Pokalheld?

Lars Stindl (lacht): "Die Torhüter schreiben hier in Hannover wohl ihre eigenen Pokalgeschichten. Natürlich haben wir uns für Ron gefreut. Gerade wegen der negativen Schlagzeilen der letzten Woche, die meiner Meinung nach unangebracht waren. Ron hat bisher wirklich eine sehr starke Hinrunde gespielt. Das weiß er auch und er ist sehr ehrgeizig. Da hat es uns besonders gefreut, dass Ron zum Matchwinner wurde."

Lars, vielen herzlichen Dank und weiter viel Erfolg für die drei ausstehenden Wettbewerbe.

Das Interview führte Christoph Heckmann. Den gesamten Beitrag könnt Ihr bei 96TV sehen.