„Deutschland ist herrlich fußballverrückt“: Der Österreicher Daniel Royer spricht im HAZ-Interview über seine Ziele mit Hannover 96. Das Vorbild des neuen „Roten“ ist Sebastian Prödl.
Herr Royer, herzlich willkommen in Hannover. Sie waren seit Ihrem Transfer zu Hannover 96 mit der österreichischen Nationalmannschaft unterwegs. War es da ein Thema, dass zu den vielen Österreichern in der Bundesliga mit Ihnen jetzt noch ein weiterer hinzugekommen ist? Es war ein kleines Thema. Natürlich habe ich auch mit Emanuel Pogatetz darüber gesprochen. Alles, was er mir gesagt hat, hat sich sehr gut angehört.
Was hat er denn gesagt? Dass das Umfeld hier schwer in Ordnung und der Charakter der Mannschaft sehr gut ist.
Drei Österreicher in einer Mannschaft, damit stellt 96 den Ligarekord. Was macht Hannover so anziehend für Fußballprofis aus Österreich? Es war schon immer ein Ziel von mir, ins Ausland zu wechseln, besonders die deutsche Bundesliga hat mich immer gereizt. Dass schon zwei Österreicher bei 96 sind, macht die Sache für mich vielleicht eine Spur einfacher. Ich hoffe, dass wir alle gute Leistungen bringen, damit ihr Deutschen mit uns zufrieden seid.
Sehr zufrieden waren wir Deutschen mit dem 6:2-Sieg im EM-Qualifikationsspiel gegen Österreich am vergangenen Freitag. Nach dem 0:0 gegen die Türkei ist klar, dass Sie bei der EM nicht dabei sind. Wie groß ist die Enttäuschung? Das 6:2 war natürlich sehr bitter. Deutschland hat eine absolute Weltklassemannschaft, da können wir zurzeit nicht mithalten. Gegen die Türkei hatten wir einige gute Chancen und hätten gewinnen müssen. So ist die „Quali“ leider geplatzt.
Der Vertrag von Trainer Dietmar Constantini läuft am Jahresende aus und wird nicht verlängert. Die richtige Entscheidung für einen Neustart? Ich habe keine Ahnung, wie das weitergeht, ob und wann ein neuer Trainer kommt.
Am Sonnabend spielt 96 in Stuttgart, Sie könnten auf Ihren Landsmann Martin Harnik treffen. Rechnen Sie damit, gegen den VfB auf der Bank zu sitzen? Ich habe Martin vor dem Flug nach Hannover zufällig am Flughafen getroffen, da haben wir uns kurz über das Spiel unterhalten. Ich muss schauen, wie die nächsten Tage verlaufen. Aber ich kann jetzt noch nicht davon ausgehen, dass ich für das Stuttgart-Spiel im Kader stehen werde.
In der Europa League können Sie nicht für 96 spielen, weil Sie mit Ried in diesem Wettbewerb schon Qualifikationsspiele gemacht haben. Ärgert Sie das sehr? Ich kann es ja nicht ändern. Als wir gegen Eindhoven gespielt haben, wusste ich ja noch nicht, dass es mit 96 klappt.
Mit einem Wechsel sind auch immer Erwartungen und Hoffnungen verbunden. Was sind Ihre? Bei mir ist die sportliche Entwicklung in den vergangenen Jahren sehr schnell gegangen. Vor 14 Monaten habe ich mein letztes Regionalligaspiel gemacht, jetzt bin ich vom kleinen SV Ried nach Hannover gekommen. Für mich geht es deshalb erst einmal darum, ein Teil der Mannschaft zu werden und mich im Training mit guten Leistungen zu empfehlen. Langfristig möchte ich mir bei 96 natürlich einen Stammplatz erarbeiten.
Ihr Aufstieg ist wirklich sehr rasant. Haben Sie das alles schon realisiert? Ich bin ein bodenständiger Typ und sehe das ganz gelassen. Jetzt habe ich den Sprung ins Ausland geschafft, was immer ein Ziel von mir war.
Vor einem Jahr haben Sie in einem Interview auch von diesem Ziel gesprochen und als Beispiel für einen Topklub im Ausland den Hamburger SV genannt. Jetzt sind Sie in Hannover gelandet. Enttäuscht oder Ziel erreicht? Ich bin überglücklich, dass ich da bin. Ich habe damals gesagt, dass mich viele Vereine in Deutschland reizen würden, weil mich die Liga schon immer fasziniert hat und es ein großer Unterschied zum österreichischen Fußball ist. Was mir immer am meisten gefallen hat, ist, dass Deutschland so herrlich fußballverrückt ist.
Dann werden Ihnen auch die beachtlichen Erfolge von 96 in der vergangenen Saison nicht entgangen sein. Ich hatte schon vor ungefähr einem halben Jahr Kontakt mit Hannover. Auch wenn das Ganze danach etwas abgeflacht ist, habe ich die sehr gute Saison von 96 mit Interesse verfolgt.
Wenn Sie schon als Kind von der Bundesliga geschwärmt haben, gibt es dann auch einen Spieler, der Ihnen besonders imponiert hat? Ich habe mir immer Sebastian Prödl (österreichischer Profi von Werder Bremen, d.Red.) als Vorbild genommen. Vor einigen Jahren habe ich mit ihm bei Sturm Graz zusammengespielt. Bei ihm hat man gesehen, wie weit man in kurzer Zeit kommen kann, wenn man an sich glaubt.
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