2:2 - Rote retten Punkt in Enschede

Hannover 96 erreicht im ersten Gruppenspiel der Europa League ein 2:2 (0:1)-Unentschieden beim FC Twente Enschede.

Nach einem frühen Rückstand durch Janssen (7.) und einem weiteren Treffer von Chadli (54.) verkürzte Sobiech zwischenzeitlich auf 1:2 (67.), bevor Wisgerhof per Eigentor den 2:2-Endstand besiegelte.

Mit Felipe und Abdellaoue
Mirko Slomka setzte beim ersten Europa League-Gruppenspiel in Enschede in der Innenverteidigung auf Mario Eggimann und den wieder genesenen Felipe (für Haggui). Zudem ersetzte "Moa" Abdellaoue den Polen Artur Sobiech in der vordersten Spitze. Ansonsten vertraute der 96-Coach auf die Erfolgself des 3:2-Bundesligasiegs gegen Bremen. Twente-Cheftrainer Steve McClaren musste mit Leroy Fer verletzungsbedingt auf einen wichtigen Leistungsträger verzichten.

Frühe Twente-Führung gibt Gastgeber Rückenwind
Bereits nach wenigen Sekunden wurde der Gastgeber erstmals gefährlich, aber Castaignos traf – von Tadic in die Gasse geschickt – nur das rechte Außennetz. Doch 96 versteckte sich keinesfalls. Vor allem Abdellaoue sorgte in den ersten Minuten immer wieder für Unruhe in der Twente-Abwehr. Doch nach sieben Minuten zeigten die Hausherren, dass sie im eigenen Rund nicht gewillt waren, Punkte zu lassen. Nach starker Kombination schickte Chadli Angreifer Willem Janssen steil, der das Leder im Fallen durch die Hosenträger von 96-Keeper Zieler zum frühen 1:0 in die Maschen spitzeln konnte. Der Enscheder Hexenkessel, in den etwa 2000 Fans der Roten gereist waren, tobte. Und Twente wollte nachlegen: Auf Rechtsflanke von Rosales köpfte der starke Tadic freistehend rechts am 96-Kasten vorbei (13.). Nur fünf Minuten später war es wieder Tadic, der sich am linken Flügel gegen Cherundolo durchsetzte, dann aber knapp über Zielers Gehäuse lupfte. Und weiter blieben die Holländer am Drücker: In der 21. Minute nutzte Castaignos einen Stellungsfehler Felipes, der Lupfer über Zieler landete aber knapp neben dem linken Pfosten. Die Führung Twentes war zu diesem Zeitpunkt klar verdient, 96 zeigte sich vom frühen Rückstand geschockt. Bereits nach einer halben Stunde reagierte Mirko Slomka und brachte mit Nikci eine weitere Offensivoption für da Silva Pinto. Prompt folgte ein Lebenszeichen der Gäste: Doch Husztis Freistoß aus aussichtsreicher Position stellte Twente-Keeper Mihaylov vor keine größeren Probleme (33.). Es blieben Standards, auf die 96 in der ersten Halbzeit hoffen musste. So sorgte Felipe per Kopf nach einer Linksecke Husztis zumindest für den Hauch von Gefahr (42.). Der Halbzeitpfiff gab Hannover dann die Gelegenheit, sich zu schütteln, um hoffentlich mit mehr Esprit aus der Kabine zu kommen.

96 kehrt zurück – Zieler rettet den Punktgewinn
Jeweils einen Wechsel nahmen beide Trainer in der Pause vor. Während beim Gastgeber Landzaat Schilder ersetzte, kam auf 96-Seite Sobiech für Abdellaoue. Nützen sollte das aber zunächst nichts. Das nächste Ausrufezeichen setzten wieder die Holländer. Nach einem Foulspiel Cherundolos an Chadli servierte dieser vom linken Strafraumeck den fälligen Freistoß. Der eigentlich als Hereingabe geplante Ball wurde vom Kopf Schlaudraffs so unglücklich abgefälscht, dass dieser den Weg zum 2:0 in die lange Ecke fand – Zieler war auf dem falschen Fuß stehend chancenlos (54.). Leider verpassten es die Roten, direkt zurückzuschlagen. Bei Schlaudraffs Gewaltschuss aus 25 Metern musste Gastgeber-Keeper Mihaylov allerdings beide Fäuste auspacken, um das Geschoss zu entschärfen (56.). Doch 96 gab nicht auf und kam nach 67 Minuten zum wichtigen Anschlusstreffer: Rausch hatte aus der Distanz abgezogen – und von einem Abwehrbein eines Holländers landete das Spielgerät direkt vor den Füßen Artur Sobiechs, der keine Mühe hatte, dieses am bereits liegenden und damit chancenlosen Mihaylov in die Maschen zu schieben. Und nun war der Knoten geplatzt, plötzlich kamen die Gäste – und sollten das notwendige Glück auf ihrer Seite haben. Wieder war Rausch der Ausgangspunkt, als dieser die Kunststoffkugel von links scharf ins Zentrum brachte. Twente-Verteidiger Wisgerhof fälschte das Leder so unglücklich ab, dass dieses im äußersten rechten Toreck einschlug – der glückliche Ausgleich (72.) – sowohl in der Entstehung als auch vom Spielverlauf. Nun war plötzlich sogar mehr drin und dieses Mal der Gegner deutlich angeschlagen. Doch Sobiechs Kopfball landete in Mihaylovs Armen (77.). Aber Twente fing sich schnell und kam in der 80. Minute zu einer Doppel-Großchance: Zunächst fehlten nur Zentimeter, als Castaignos eine flache Hereingabe Tadics von links behindert von Zieler nur haarscharf neben den linken Pfosten setzte und nur wenige Sekunden später Boyata alleine vorm 96-Keeper über das Leder schlug. Die letzten zehn Minuten mussten die Roten praktisch in Unterzahl agieren, da Schlaudraff nach einem Pferdekuss deutlich angeschlagen und das Auswechselkontingent ausgeschöpft war. Trotzdem blieb die Schlussphase ein offener Schlagabtausch, beide Teams spielten nun auf Sieg. Bei Husztis Gewaltschuss musste Mihaylov erneut seine Klasse zeigen, der Bulgare bekam gerade noch beide Fäuste hoch, um abzuwehren (84.). Viel Glück dann aber auch für 96, als Castaignos in der Schlussminute alleine vor Zieler stehend an dessen großartigem Beinreflex scheiterte. Und der Nationaltorwart sollte nun zum entscheidenden 96-Spieler avancieren. In der Nachspielzeit rettete er den Roten mit einer erneuten Wahnsinnstat den so wichtigen ersten Auswärtszähler in dieser Gruppenphase. Plötzlich standen gleich zwei Twente-Akteure alleine vor dem 96-Kasten, doch Zieler schaffte das fast Unmögliche und entschärfte den Abschluss - wieder war Castaignos der Absender - erneut mit seinem Bein.

Ein Punkt der Moral
So erkämpft sich Hannover 96 in einer dramatischen zweiten Hälfte nach einem Zweitore-Rückstand doch noch ein allerdings glückliches 2:2. Damit glückt den Niedersachsen auch in der Europa League-Gruppenphase ein Erfolgserlebnis – und ein eminent wichtiger Auswärtspunkt bei einem hochklassigen Kontrahenten. Twente verpasste es, den eigentlich schon sicher geglaubten Dreier zu schnüren und wurde so von niemals aufsteckenden 96ern am Ende bestraft. Auch wenn am heutigen Donnerstag nicht alles glückte, die Slomka-Elf zeigte, was mit großer Moral auch an spielerisch nicht so glänzenden Tagen möglich sein kann.
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FC Twente Enschede: Mihaylov - Rosales, Douglas, Wisgerhof, Braafheid (50. Boyata)- Janssen, Brama, Schilder (46. Landzaat) - Tadic, Castaignos, Chadli (77. Guetierrez)

Hannover 96: Zieler - Cherundolo, Eggimann, Felipe, Rausch- Stindl, Andreasen (75. Schmiedebach), da Silva Pinto (31. Nikci), Stindl, Schmiedebach- Schlaudraff, Abdellaoue (46. Sobiech)

Tore: 1:0 Janssen (7., Chadli), 2:0 Chadli (54.), 2:1 Sobiech (67.), 2:2 Wisgerhof (72./ET)

Gelbe Karten: Huszti, Rausch, Eggimann / Landzaat

Zuschauer: ca. 22.000

Schiedsrichter: Michael Leslie Dean (England)

Fotos: deisterpics
hannover96.de