Die große Ernüchterung

Hannover unterliegt Mainz 0:1 (0:1, 0:0) nach Verlängerung - Didier Ya Konan vergab in allerletzter Sekunde noch einen Strafstoß - damit war das Ausscheiden der Roten in der 2. Runde des DFB-Pokals besiegelt.


Aus der Traum! Nur drei Tage nach dem Triumph über Bayern München ist die Mannschaft von Hannover 96 wieder auf dem harten Boden der Tatsachen angekommen. In der zweiten Runde des DFB-Pokals unterlagen die Roten durch ein Tor von Andreas Ivanschitz (94.) vor 30.100 Zuschauern in der heimischen AWD-Arena dem 1. FSV Mainz 05 mit 0:1 (0:0, 0:0, 0:1) nach Verlängerung. Tragische Figur war Didier Ya Konan, der in letzter Sekunde mit einem Elfmeter am Mainzer Keeper Christian Wetklo scheiterte.

96 auf einer Position verändert - Mainz rotiert
96-Coach Mirko Slomka veränderte sein Team gegenüber dem 2:1-Erfolg über Bayern München nur auf einer Position. Im linken Mittelfeld begann Konstantin Rausch, Christian Pander besetzte die Linksverteidigerposition in der Viererkette, während Christian Schulz zunächst auf der Bank Platz nahm. Der Mainzer Trainer Thomas Tuchelt mischte seine Mannschaft im Vergleich zum 0:0 bei Hertha BSC dagegen kräftig durch. Im Tor stand Christian Wetklo, zudem rotierten Anthony Ujah, Eric-Maxim Choupo-Moting und Yunus Malli in die Mannschaft.

Besserer Start für Mainz
Dennoch erwischten die Gäste zunächst den besseren Start und erarbeiteten sich die größeren Spielanteile. Auch die erste nennenswerte Torchance ging auf das Konto der 05er. Choupo-Moting vernaschte an der rechten Strafraumkante Emanuel Pogatetz, passte präzise auf Malli, der es mit einem Schuss in die kurze Ecke versuchte. 96-Keeper Ron-Robert Zieler tauchte aber schnell genug ab und konnte die Situation bereinigen (8.). Die erste Gefahr für das Mainzer Gehäuse brachte ein Freistoß Christian Panders, der es nach Foul an "Moa" Abdellaoue aus rund 30 Metern direkt probierte, jedoch knapp über das Tor zielte (11.).


Kampf um den Ball: Emanuel Pogatetz (rechts) und Eric-Maxim Choupo-Moting lieferten sich etliche Zweikämpfe.

Viel Stückwerk in Halbzeit Eins
Chancen blieben in den kommenden Minuten Mangelware. Beide Teams verhedderten sich immer wieder im Spielaufbau, Gefahr vor den jeweiligen Toren entstand so keine. Erst als der Mainzer Angreifer Anthony Ujah an Cherundolo vorbei in den Strafraum eindrang und im Duell mit Zieler zu Fall kam, herrschte kurz Aufregung (22.). Schiedsrichter Dr. Felix Brych zeigte aber sofort "Weiterspielen" an. Im Gegenzug hätte Lars Stindl beinah für die Führung der Hausherren gesorgt, nach einer Ecke probierte er es per Volleyabnahme, Wetklo war genauso auf dem Posten wie Sekunden später, als der aufgerückte 96-Verteidiger Karim Haggui mit einem Kopfball scheiterte (23.). Einem Torerfolg am Nächsten kam nur eine Minute später der 05er Marco Caligiuri - von Pander viel zu einfach laufen gelassen - sein Schlenzer ging nur Zentimeter am langen Eck vorbei. Das sollte es dann allerdings mit brenzligen Situationen bis zum Pausenpfiff gewesen sein. Beide Teams ließen den letzten Willen und Zug zum Tor vermissen, auch die Genauigkeit in den Abspielen stimmte nicht. Etliche Fehlpässe prägten das Bild, folgerichtig ging es mit einem 0:0 in die Pause.

Gute Phase nach der Pause
Nach dem Wechsel nahm die Begegnung kurzfristig an Fahrt auf. Während Ujah auf Seiten der 05er zwar an Haggui, nicht aber an Zieler vorbei kam (47.), vergab für die Roten der zur Pause eingewechselte Moritz Stoppelkamp. Nach einer schönen Kombination über Jan Schlaudraff und Abdellaoue kam "Stoppel" 15 Meter vor dem Mainzer Tor frei an den Ball, seinem platzierten Schuss fehlte jedoch die Geschwindigkeit, so dass Wetklo rechtzeitig im bedrohten Eck zugreifen konnte (50.). Nicht eingreifen brauchte der Torwächter der Rheinland-Pfälzer fünf Minuten später, als sich eine Flanke von Cherundolo Richtung langes Eck verirrte und am Winkel vorbeistrich.

Bis zum Abpfiff torlos
In der 57. Minute war das Tor der Roten plötzlich in großer Gefahr. Ujah spielte an der Strafraumkante Choupo-Moting frei. Zieler stürzte aus seinem Kasten, bekam den Ball zwar nicht richtig zu fassen, es reichte allerdings, um den 05-Angreifer entscheidend zu irritieren. Mit vereinten Kräften wurde die Szene im Anschluss geklärt. Zweimal stand in der Folge wieder Gäste-Torwart Wetklo im Mittelpunkt. Erst klärte er gegen Abdellaoue (58.), dann war er gegen Stindl zur Stelle, der nach einer zu kurz abgewehrten Pander-Freistoßflanke zum Schuss kam. Das sollte es jedoch für lange Zeit mit Torraumszenen gewesen sein. Bis zum Schlusspfiff dominierten wieder Fehlpässe und technische Unzulänglichkeiten das Geschehen. Einzig Christian Pander sorgte mit einem Volley-Knaller aus 35 Metern auf die Lattenoberkante für Aufregung (70.). Herausgespielt war diese Chance nicht, sondern wie vieles in der Partie dem Zufall geschuldet. Das 0:0 entsprach dem Spielverlauf, auch ein Pinto-Freistoß in die Arme von Wetklo verhinderte die Verlängerung nicht (87.).

Ivanschitz bringt Mainz in Führung
Von den folgenden 30 Minuten Zugabe waren gerade einmal drei vergangen, als plötzlich die Gäste jubelten. Der Rechtsverteidiger Zdenek Pospech flankte, am langen Pfosten wartete der eingewechselte Andreas Ivanschitz mutterseelenallein und hatte keine Mühe, den Ball an Zieler vorbei im Tor unterzubringen. Waren die Angriffsbemühungen der 96er zuvor schon wenig zielstrebig, so verloren die Roten nach dem Rückstand völlig ihre Linie. Es war kaum ein Aufbäumen zu spüren, dem Spielaufbau fehlte jegliche Kreativität, immer wieder wurden die lang nach vorne geschlagenen Bälle von der Mainzer Verteidigung geklärt. Und doch sollte die Partie noch einen letzten Knalleffekt parat halten.


Die große Chance zum Ausgleich: Didier Ya Konan tritt in der 120. Minute zum Elfmeter an.

Die große Chance zum 1:1 - Elfmeter in der 120. Minute
Schon in der Nachspielzeit der Verlängerung, bei der letzten verzweifelten Flanke, verlängerte Stindl im Sechzehner per Kopf an den Fünfmeterraum. Nach dem Kopfball wurde er vom Rechtsverteidiger der Mainzer Malik Fathi hart umgerempelt. Dr. Brych entschied zu Recht auf Strafstoß. Sollten sich die Roten mit der letzten Aktion der Begegnung doch noch in das nicht mehr für möglich gehaltene Elfmeterschießen retten? Sollte es doch noch ein Happy End geben? Didier Ya Konan schnappte sich die Kugel, nahm Anlauf… und scheiterte mit einem halbhohen Schuss in die Mitte an Wetklo! Nur Sekunden später folgte der Abpfiff, und während die Mainzer den Karnevalsstart um ein paar Tage nach vorn verlegten, blieb auf Seiten der Roten nur Leere und Ernüchterung.

Wieder frühe Enttäuschung im Pokal
Letztlich setzte sich Mainz in einem Spiel zweier Mannschaften, die beide deutlich unter ihren Möglichkeiten blieben, glücklich, aber nicht unverdient durch. Die Roten ließen dagegen eine große Chance zum Weiterkommen fahrlässig liegen. Wie schon in den vergangenen Jahren ist damit der DFB-Pokal für Hannover 96 mit einer frühen Enttäuschung zu Ende gegangen.
rk

STATISTIK:

Hannover 96: Zieler – Cherundolo, Haggui, Pogatetz, Pander – Stindl, Pinto, Schmiedebach (46. Stoppelkamp), Rausch (100. Schulz) – Schlaudraff (69. Ya Konan), Abdellaoue

1. FSV Mainz 05: Wetklo – Pospech, Bungert, Noveski, Fathi – Caligiuri (72. Risse), Kirchhoff, Malli (104. Baumgartlinger), Soto – Choupo-Moting, Ujah (76. Ivanschitz)

Tore: 0:1 Ivanschitz (94.)

Gelbe Karten: Cherundolo, Pinto – Soto, Ivanschitz

Besondere Vorkommnisse: Wetklo hält Foulelfmeter von Ya Konan (120. + 3)

Schiedsrichter: Dr. Felix Brych

Zuschauer: 30.100