Bienvenue et au revoir, Europa?

Lüttich – Klappe, die Vierte: Wenn am morgigen Donnerstag, 15. März, um 19 Uhr, das Team von Trainer Mirko Slomka im Europa League-Rückspiel gegen Standard Lüttich aufläuft, fiebern nicht nur die Fans im ausverkauften Stadion mit. Die Herzen sämtlicher 96-Anhänger werden mindestens 90 Minuten schneller schlagen – auf jedem Fall dem Viertelfinale entgegen. Schafft die Mannschaft den Sprung in die Runde der letzten acht? Bienvenue et au revoir, Europa - Willkommen oder auf Wiedersehen, Europa (ab 19 Uhr im LIVETICKER)?


Schlaudraff und Schmiedebach fit, Diouf noch verletzt
Es naht der Tag der Entscheidung und dieser steht unter einem guten Stern – zieht man das 2:2-Unenschieden in Lüttich in Betracht. Mit dem Ergebnis hat sich die Slomka-Elf beste Voraussetzungen für den entscheidenden Schritt in Richtung Europa League-Viertelfinale geschaffen. Und noch eines kommt hinzu: Die im Hinspiel ausgefallenen Akteure Jan Schlaudraff (Blockade im Rücken) und Manuel Schmiedebach (Muskelfaserriss in der Hüfte) sind wieder fit und komplettieren den Kader. Ein trauriges Gesicht wird wohl an diesem Abend zu sehen sein. Hinspiel-Torschütze Mame Diouf, der sich in Lüttich einen Teilanriss des vorderen Außenbandes zugezogen hatte, ist noch nicht wiedergenesen. Dazu fehlt Christopher Avevor aufgrund einer Prellung des großen Zehs. Zu den Zuschauern gesellt sich auch Artur Sobiech, der beim Unentschieden im Maurice Dufrasne-Stadion seine dritte gelbe Karte kassierte und somit gesperrt ist. Gefährdet ist zudem Lars Stindl, der im Falle einer Verwarnung im Viertelfinale aussetzen müsste. Auf der gegnerischen Seite kann Trainer José Riga aus den Vollen schöpfen - lediglich Réginal Goreux ist morgen gelbgesperrt. Sein Team legte am vergangenen Wochenende in der belgischen Jupiler Pro League eine Pause ein – blieb spielfrei, die Roten hingegen kehrten mit einer 0:3-Niederlage aus Bremen zurück. Vorteil auf der einen, Nachteil auf der anderen Seite? "Aufgrund der vielen Spiele, die wir bislang absolviert haben, war es nicht verkehrt, um einmal körperlich und mental abzuschalten. Das hat der Mannschaft und auch dem Trainerstab gut getan", erklärte Lüttich-Trainer José Riga.


Der Torschütze aus dem Hinspiel, Mame Diouf, ist aufgrund seiner Verletzung morgen nur Zuschauer.

Beide Trainer setzten auf Effektivität
Für 96-Stürmer Schlaudraff hingegen ist diese Tatsache unerheblich. Der 28-Jährige weiß um den Stellenwert des morgigen Spiels. "Wir haben eine Riesenaufgabe vor der Brust", so Schlaudraff. Es gilt, "die Null zu halten und konzentriert zu sein." Und das die Belgier ihrem Namen alle Ehre machen, ist dem Filigrantechniker auch nicht neu: "Lüttich hat seine Qualitäten durchaus bei Standards." Allerdings ist sich die Offensivkraft sicher: "Wenn wir morgen die erste Torchance nutzen, dann sind wir einen großen Schritt weiter. Auf jeden Fall wollen wir es gegen Lüttich besser machen, als gegen Bremen", schärfte "Schlaufi" noch einmal den Blick auf das bevorstehende Spiel. Das Zauberwort dafür lautet Effektivität. Vor dem gegnerischen Kasten hatten sich die 96er zwar zuletzt gute Einschussmöglichkeiten erarbeitet, diese aber nicht immer in Tore umgemünzt. Der Schuss vor den Bug folgte dann im Ligaspiel gegen Bremen- gerade noch rechtzeitig vor dem Europa League-Heimspiel. Auch die Gäste setzten auf Effizienz – und auf Kaltschnäuzigkeit im eigenen Strafraum, aber auch im gegnerischen.

"Ich will nur das Beste fürs Team"
Die könnte Didier Ya Konan auch gut gebrauchen. Seine zuletzt vergebenen Chancen hat der 96-Stürmer aber bereits abgehakt. "Wir gucken nach vorn", gibt der Ivorer die Richtung vor. Der frischgebackene Vater fühlt sich jedenfalls zu 100 Prozent fit und hofft natürlich – ganz stürmerlike – auf einen Treffer. Allerdings mit dem wichtigen Zusatz: "Ein Tor ist für mich zweitrangig – wichtiger ist ein gutes Resultat für die Mannschaft." Dabei ist dem 27-Jährigen die Position, aus der er einnetzten will, ebenso sekundär: "Ich will nur das Beste fürs Team." Stimmungsmäßig werden die 44 000 im Rund zumindest für einen erneuten Höhepunkt sorgen. Slomka tippt auf eine ähnliche Atmosphäre wie im Play-Off-Spiel gegen den FC Sevilla, bei dem die Luft gefühltermaßen gebrannt hat. Mannschaftskollege Christian Pander stimmt mit ein: "Die ganze Mannschaft ist heiß auf das Spiel. Wir haben in Lüttich den Grundstein gelegt. Jetzt folgt der nächste Schritt." Sein Rezept: "Wir müssen es halt im Rückspiel einen Tick besser machen als im Hinspiel."


96-Kapitän Steven Cherundolo möchte sein Team am Donnerstag zum größten internationalen Erfolg der Vereinsgeschichte führen.

Die Roten gegen"Les Rouges"
Es wird so oder so ein interessantes Duelle werden – sowohl aus statistischer Sicht als auch mit Blick durch die Vereinsbrille. Die Roten gegen "Les Rouges" bedeutet nicht nur "Rot gegen Rot", sondern gleichzeitig: Die bislang in der laufenden Europa League-Runde ungeschlagene Heimmannschaft aus Hannover trifft auf die bisher auswärts unbesiegte Mannschaft aus Belgien. Ein 0:0 würde den 96ern fürs Weiterkommen reichen, aber wird es eine torlose Partie wie in der Gruppenphase? Für wenige Gegentreffer spricht das wallonische Defensivbollwerk - ließ die Riga-Elf seit Beginn der Gruppenphase nur vier Tore in neun Spielen zu. Allerdings erzielten zwei davon die Roten, fanden mit ihrer Spielweise den Knackpunkt in der Lütticher Abwehr. Doch Zahlen hin oder her – Coach Riga erklärte, "mein Team kann morgen die Statistik Lügen strafen."

Ist Lüttich tatsächlich die Fvoritenrolle los?
Das Ergebnis in Lüttich sei vielleicht ein kleiner Vorteil, bewertete Coach Mirko Slomka in der Pressekonferenz die zwei Treffer. Die Ausgangslage schätzte der 44-Jährige durchaus als "außerordentlich positiv" ein, mahnte jedoch zur Vorsicht. Die Begegnung in Lüttich habe gezeigt, wie schnell sich das Blatt wenden könne. "Standard kann aus dem Nichts zurückschlagen." Sein Pendant Riga merkte dazu an, mit diesem Resultat die Favoritenrolle los zu sein, wies aber im gleichen Atemzug darauf hin, dass das Unentschieden keine besonders gute Ausgangsposition sei. "Wir müssen eine ganz starke Partie hinlegen, um weiterzukommen – aber Hannover auch." Somit eine 50:50-Chance auf beiden Seiten... Könne man so stehen lassen, sagte Standard-Kapitän Jelle van Damme, um abschließend noch einmal darauf hinzuweisen: "Wir werden uns morgen teuer verkaufen." Ganz Hannover freut sich darauf!
nr

So könnten sie spielen:

Hannover 96: Zieler - Cherundolo, Haggui, Pogatetz, Pander - Stindl, Schmiedebach, Pinto, Rausch - Abdellaoue, Schlaudraff

Standard Lüttich: Bolat – Ciman, Kanu, Felipe, Pocognoli – Gakpé, Buyens, Vainqueur, van Damme – Tchité, Cyriac

hannover96.de