3:2 - 96 in der Zwischenrunde

Was für eine Dramatik! Hannover 96 hat sich durch einen 3:2 (1:0)-Heimerfolg gegen Helsingborgs IF vorzeitig für die Zwischenrunde der Europa League qualifiziert.

Nachdem die Schweden zunächst einen 0:2-Rückstand nachzwei Diouf-Kopfballtreffern (3., 49.) durch Djurdjic (59.) und Bedoya (67.) egalisiert hatten, sorgte Szabolcs Huszti in der Schlussminute per Foulelfmeter für das erlösende Siegtor. Die HIF-Spieler Atta und Larsson kassierten nach dem umstrittenen Elferpfiff jeweils Rot!

96 mit Augsburg-Startelf
Ohne Änderungen gegenüber dem letzten 2:0-Heimerfolg in der Liga gegen Augsburg ließ Coach Mirko Slomka seine 96er starten. Helsingborgs Coach Age Hareide schenkte exakt jener Elf das Vertrauen, die im Hinspiel mit 1:2 verloren hatte. Die Ausgangslage war klar: Sollte 96 in der AWD-Arena ein Dreier gelingen und die gleichzeitige Partie zwischen Enschede und Levante Remis enden, hätte sich die Slomka-Elf bereits nach dem vierten Spieltag der Gruppenphase für die Zwischenrunde der Europa League qualifiziert.

Huszti und Diouf wirbeln
Schon nach wenigen Sekunden tauchten die Roten erstmals in der Nähe des schwedischen Tores auf. Aber Stindl schlug nach Huszti-Vorarbeit an der Strafraumgrenze am Leder vorbei. Trotzdem stand es nach knapp drei Minuten bereits 1:0 für die Gastgeber! Huszti setzte zu einer seiner genialen Flanken von links an, wissend, dass er im Zentrum mit Goalgetter Mame Diouf einen dankbaren Abnehmer finden würde. Und wie grandios der Senegalese sich bedankte: Per Kopfballaufsetzer ließ er Helsingborgs Keeper Hansson ohne Abwehrchance. Schon früh hatten die Niedersachsen damit den Zeiger aufs vorzeitige Weiterkommen gestellt. Die nächste aufregende Szene bekamen die 33.200 Zuschauer in der AWD-Arena nach zwölf Minuten serviert: Zunächst wurde Husztis nächster Flankenversuch vom Arm eines Schweden im Strafraum abgeblockt, doch Schiedsrichter Fautrel aus Frankreich verweigerte den möglichen Elfer. Huszti flankte erneut und wieder war es Diouf im Zentrum, der zum Kopfball kam. Dieses Mal allerdings ließ sich Gästekeeper Hansson nicht bezwingen. Und Huszti/Diouf sollte das kongeniale Duo der Anfangsphase bleiben. Immer wieder sorgten die Flanken des Ungarn für Chaos in der skandinavischen Abwehr, der nächste Kopfball von Abnehmer Diouf war aber zu hoch angesetzt (19.). Aber es durften auch noch andere 96-Offensivkräfte Ihr Glück versuchen. So knallte Ya Konan das Spielgerät mutig volley aufs Tor, zielte aber zu hoch, wieder kam die Vorarbeit von… Huszti (24.)! Dann war aber wieder Diouf dran, der Husztis Ecke, dieses Mal von rechts, knapp am rechten Pfosten vorbeinickte (26.). Auch Ya Konans sehenswerter Kunstschuss vom linken Strafraumeck verfehlte das schwedische Gehäuse (34.), ebenso wie Husztis Rückraumversuch (36.) und Stindls Kopfball (37.). Wenn man den Roten in dieser ersten Halbzeit etwas vorwerfen konnte, dann allerhöchstens die mangelnde Chancenauswertung. Zu überlegen agierte die Slomka-Elf gegen biedere Schweden, um nach 45 Minuten "nur" mit einem Treffer Vorsprung zu führen.


Schönes Duell: "Kocka" Rausch traf des Öfteren auf den ehemaligen 96er Christoffer Andersson

Turbulenter Durchgang mit Happy End
Der zweite Durchgang begann vor allem deswegen überraschend, weil die bis dahin vollkommen harmlosen Gäste erstmals für so etwas wie Gefahr vor dem Kasten des beschäftigungslosen 96-Keepers Zieler sorgten. Doch Atta (46.) zeigt sich nach einem verlängerten Eckstoß zu überrascht, um seinem Kopfball noch den entscheidenden Dreh und Druck zu geben. Besser machte das postwendend auf der anderen Seite Mame Diouf – wer sonst? Schmiedebach tankte sich klasse rechts durch und legte auf Stindl ab. Der servierte dem Senegalesen das Spielgerät perfekt. Per Flugkopfball ließ unser Zauberstürmer Hansson keine Abwehrchance (49.). Wichtig für die Roten, früh im zweiten Durchgang den zweiten Treffer zu erzielen, um die Partie nun entspannter runterspielen zu können. Zwar wirkten die Schweden nun mutiger, allerdings beschworen die zaghaften Offensivbemühungen zunächst keine Gefahr herauf. So landete Lindströms Versuch doch deutlich neben dem Kasten (56.). Auf der anderen Seite blieb Diouf das Nonplusultra der Gefahr. Immer wieder schraubte er sich höher als seine Gegenspieler und kam zu gefährlichen Kopfbällen (57., 58.). Praktisch wie aus dem Nichts fiel dann plötzlich der 1:2-Anschluss: Ein gelungener Angriff der Gäste genügte, Lindström brachte die Kunststoffkugel von der rechten Toraußenlinie nach innen, wo am langen Pfosten HIF-Torjäger Nikola Djurdjic lauerte und keine Mühe hatte, per Hechtkopfball zu verkürzen (59.). Drohte die bis dahin mehr als einseitige Partie zu kippen? Die Gäste versuchten, am Drücker zu bleiben, doch Mahlangus Flachschuss aus der Distanz rauschte links vorbei (62.). In der 67. Minute sollte die Hareide-Elf dann tatsächlich für ihre tolle Moral belohnt werden, 96 hatte nicht zum ersten Mal in dieser Spielzeit einen Zweitore-Vorsprung fahrlässig verspielt. Im Anschluss an einen nur unzureichend geklärten Freistoß prallte das Leder Alejandro Bedoya vor die Füße, der tatsächlich zum überraschenden 2:2 in die Maschen traf. So mausetot die Skandinavier nach 50 Minuten schienen, so lebendig waren sie jetzt. 96 hatte viel Glück, nicht sogar noch das schnelle 2:3 zu kassieren – Zieler musste gegen Álvaros Schuss schon all sein Können aufbieten (70.). Nun blieben der Slomka-Truppe noch zwanzig Minuten, um sich den eigentlich schon sicher verbuchten Heimdreier zurückzuholen. Inzwischen trafen die Roten allerdings auf einen eigens stark gemachten Gegner, der vor Selbstbewusstsein sprühte und in Hannover eine Sensation roch. Von deutlicher Überlegenheit der Hannoveraner war nichts mehr zu spüren. Immer wieder setzte Helsingborg seinerseits zu gefährlichen Kontern an (76., 83.) – die Verunsicherung der 96-Defensive war nun deutlich zu spüren. In der 88. Minute sollte sich das Spiel dann aber noch einmal entscheidend wenden! Stindl hatte den eingewechselten Sobiech mit einem Pass in die Spitze in Szene gesetzt, der von Larsson zu Fall gebracht wurde – ob knapp vor oder hinter der Strafraumgrenze, war nur sehr schwer zu erkennen. Entsprechend groß war die Aufregung der schwedischen Gäste, als Schiri Fautrel auf den Elfmeterpunkt zeigte. Nachdem der Unparteiische nach massiven Beschwerden gleich zwei Helsingborg-Spieler (Atta und Larsson) vom Platz gestellt hatte, trat Szabolcz Huszti schließlich zum Strafstoß an. Und auch jetzt wäre das Happy End noch fast verhindert worden – Hansson lenkte den Schuss des Ungarn zunächst an die Unterkante der Latte, von wo das Leder dann aber doch noch den Weg in die Maschen fand- 3:2 in der 90. Minute!


Jetzt zählt es: "Szabi" Huszti übernahm die Verantwortung und trat zum Elfmeter in der Schlussminute an

Zwischenrunde perfekt
In einer unerwartet dramatischen Partie und turbulenten zweiten Halbzeit setzte sich Hannover 96 am Ende doch noch mit 3:2 (1:0) durch und steht damit vorzeitig in der Zwischenrunde der Europa League. Dafür entscheidend war neben dem Erfolg der Roten das gleichzeitige 0:0 zwischen Twente Enschede und UD Levante. Damit kann die Slomka-Elf den ausstehenden beiden Begegnungen gegen diese beiden Kontrahenten mit Gelassenheit entgegensehen.
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Hannover 96: Zieler – Cherundolo, Eggimann, Haggui, Rausch (73. Pander) – Schmiedebach, Schulz, Stindl, Huszti – Ya Konan (72. Schlaudraff), Diouf (87. Sobiech)

Helsingborgs IF: Hansson – C. Andersson, Atta, P. Larsson, Uronen (84. Hanstveit) – Mahlangu, Gashi, Lindström (90+4 Acaam), Bouaouzan (46. Álvaro) – Bedoya, Djurdjic

Tore: 1:0 Diouf (3., Huszti). 2:0 Diouf (49., Stindl), 2:1 Djurdjic (59. Lindström), 2:2 Bedoya (67.), 3:2 Huszti (90+1, Sobiech)

Gelbe Karten: Stindl / Lindström, Bedoya

Besondere Vorkommnisse: Rot für Atta (unsportliches Verhalten) und Larsson (Notbremse)

Schiedsrichter: Fredy Fautrel (Frankreich)

Zuschauer: 33.200

hannover96.de