0:2 mit fadem Beigeschmack

Köln bleibt für Hannover 96 keine Reise wert. Nach der 0:4-Niederlage in der Vorsaison mussten sich die Roten diesmal mit 0:2 (0:1) am Rhein geschlagen geben.



Zwei Geniestreiche von Lukas Podolski entschieden vor 46.000 Zuschauern die Partie im RheinEnergie-Stadion. Zudem haderten die Roten mit einigen Entscheidungen des Schiedsrichters.

Drei Umstellungen im 96-Team
96-Coach Mirko Slomka veränderte seine Mannschaft im Vergleich zum 3:2-Sieg über Bremen auf drei Positionen. Sofian Chahed verteidigte auf der rechten Seite, im linken Mittelfeld rückte Konstantin Rausch ins Team. Für den verletzten Jan Schlaudraff stürmte Didier Ya Konan. Beim FC Köln stand erstmals Ammar Jemal in der Innenverteidigung. Während Hannover im gewohnten 4-4-2-System spielte, schickte Kölns Trainer Stale Solbakken seine Mannschaft im 4-2-3-1-System auf den Platz. Da Milivoje Novakovic bei den Gastgebern verletzungsbedingt ausfiel, agierte Podolski als einzige Spitze vor dem offensiv ausgerichteten Dreier-Mittelfeld.

Poldi trifft per Freistoß
Beide Teams kamen nach der Länderspielpause jedoch nur schwer in Schwung. Viel Kampf und Krampf im Mittelfeld prägte das Bild, Torchancen blieben zunächst Mangelware. Ein Schuss von Kölns Linksverteidiger Christian Eichner war für 96-Torwart Ron-Robert Zieler genauso eine Pflichtaufgabe (13.) wie Karim Hagguis Kopfball für Kölns Keeper Michael Rensing (14.). Ansonsten fehlte den Angriffsbemühungen beider Teams die Zielstrebigkeit und Genauigkeit, der entscheidende Pass blieb immer wieder in den Abwehrreihen hängen. Die FC-Führung in der 24. Minute fiel so praktisch aus dem Nichts. Sergio Pinto beging in zentraler Position 25 Meter vor dem eigenen Tor ein fragwürdiges Foulspiel. Beim folgenden Freistoß ließ sich Podolski nicht lange bitten. Der Nationalspieler zirkelte den Ball mit links perfekt über die Mauer, der Schuss schlug in der linken unteren Ecke ein. Zieler machte sich zwar lang, hatte aber keine Möglichkeit, den Ball noch zu erreichen. Duplizität der Ereignisse: Wie schon beim letzten Spiel gegen 96 gingen die Gastgeber wieder durch einen Freistoß in Führung. Die Roten antworteten mit deutlich verstärkten Offensivbemühungen auf den Rückstand. Rensing blieb aber sehr aufmerksam und hatte seinen Fünfmeterraum bestens im Griff. Die größte Chance zum Ausgleich entschärfte der ehemalige Bayern-Torwart in der 32. Minute. Nach einer Ecke von Rausch stieg Emanuel Pogatetz am Fünfmetereck zum Kopfball hoch und drückte das Leder Richtung langen Winkel. Mit einer Glanzparade lenkte Rensing den Ball noch über das Tor.

Pinto trifft die Latte
Nach dem Seitenwechsel ließ Slomka seine Mannschaft zunächst unverändert. Die Roten gingen allerdings mit deutlich mehr Engagement als noch im ersten Durchgang zu Werke, erkämpften sich ein optisches Übergewicht und kamen zu Chancen. Pinto hatte mit einem satten Schuss aus der Entfernung Pech, das Leder senkte sich zwar tückisch, landete aber nur auf dem Querbalken (50.). Wenig später der nächste Aufreger, als Ya Konan im Mittelfeld Tempo aufnahm und von der Kölner Abwehr robust gestoppt wurde. In der 60. Minute wechselte Slomka doppelt. Christian Pander kam für den rotgefährdeten Rausch, Moritz Stoppelkamp ersetzte den ebenfalls mit Gelb vorbelasteten Manuel Schmiedebach. Pander sorgte über links gleich für Wirbel, seine scharfe Hereingabe verpasste Ya Konan nur um Zentimeter. Auf der Gegenseite aber auch Glück für die Roten: Adil Chihi setzte einen Kopfball auf die Latte (63.). Bis auf einen weiteren Konter, bei dem Podolski knapp verzog, hielt sich die Gefahr vor dem Tor von Ron-Robert Zieler allerdings im Rahmen. Vielmehr drückten die 96er nun die Gastgeber tief in die eigene Hälfte, der Ausgleich lag in der Luft.

Entsetzen bei 96: Ausgleich zählt nicht
In der 70. Minute wurden die Bemühungen belohnt, Pinto traf nach einem perfekten Angriff über die rechte Seite. Dem Jubel folgte bei den Roten nur Sekunden später Entsetzen: Schiedsrichter Dr. Jochen Drees verweigerte dem Treffer die Anerkennung, Ya Konan soll bei Pintos Schuss in Abseitsposition im Sichtfeld von FC-Keeper Rensing gestanden haben. Eine fragwürdige Entscheidung. Pech hatten die Roten auch in der 78. Minute. Zweimal setzte Pander einen Freistoß in die Mauer - zweimal wehrten die Kölner den Ball mit der Hand ab. Beim ersten Schuss, als die Mauer noch außerhalb des Strafraums stand, pfiff Dr. Drees, beim zweiten Mal blieb seine Pfeife jedoch stumm. So entschied schließlich ein weiterer Knaller von „Poldi“ die Partie. Nach einer Ecke kam der Angreifer in der 85. Minute auf der linken Strafraumseite an den Ball, tunnelte Pinto und zog sofort ab. Trotz spitzem Winkel gab es für Zieler nichts zu halten, der Ball schlug genau im Kreuzeck ein. Dass ähnlich wie bei Pintos nicht gegebenem Treffer diesmal ein Kölner im passiven Abseits stand, das Tor jedoch zählte, passte letztlich in das Bild.

"Prinz Poldi" macht den Unterschied
Durch die 0:2-Niederlage verpasste 96 den Sprung auf den zweiten Tabellenplatz und muss mit Rang sieben vorlieb nehmen. Nach einer schwachen ersten Halbzeit steigerten sich die Roten im zweiten Durchgang deutlich, hatten jedoch Pech bei den Schiedsrichterentscheidungen. Den Ausschlag für die Kölner gab die individuelle Klasse Podolskis, der mit seinen Treffern die Partie entschied.
rk



STATISTIK

1. FC Köln: Rensing - Brecko (46., Andrezinho, 57. Makino), Sereno, Jemal, Eichner - Lanig, Riether, Chihi (87. Roshi), Jajalo, Peszko - Podolski

Hannover 96: Zieler - Chahed, Haggui, Pogatetz, C. Schulz - Schmiedebach (60. Stoppelkamp), Pinto - Stindl, Rausch (60. Pander) - Abdellaoue, Ya Konan

Tore: 1:0 Podolski (24.), 2:0 Podolski (86.)

Gelbe Karten: Podolski, Chihi, Lanig / Rausch, Schmiedebach, Pogatetz, Pint

Schiedsrichter: Dr. Jochen Drees (Münster)

Zuschauer: 46.000