Hannover 96 zittert sich nach Europa


Hannovers Lars Stindl (l) und Didier Ya Konan drehen jubeln nach dem Tor zum Ausgleich ab. Foto: Jochen Lübke

Hannover (dpa) - Hannover 96 entwickelt sich zu einem Stammgast in Europas Fußball-Stadien. Die Mannschaft von Trainer Mirko Slomka qualifizierte sich durch einen 2:1 (1:1)-Zittersieg gegen Absteiger 1. FC Kaiserslautern zum zweiten Mal hintereinander für die Europa League.

«Das ist die Bestätigung einer Leistungsentwicklung. Der vierte Platz im Vorjahr war kein Zufall», bilanzierte Clubchef Martin Kind eine starke Saison, die mit dem siebten Platz in der Bundesliga und der dritten Teilnahme an einem UEFA-Wettbewerb nach 1992/93 und 2011/12 einen krönenden Abschluss fand.

Der zehnte Heimsieg, den Torjäger Didier Ya Konan (71. Minute) nach einem 0:1-Rückstand perfekt machte, löste großen Jubel aus. «Europapokal, Europapokal», sangen die 49 000 Fans. Ihre Nerven wurden in einer temporeichen Partie mit zahlreichen Chancen allerdings arg strapaziert. «Wir haben absoluten Charakter gezeigt», sagte Offensivspieler Jan Schlaudraff zu der erfolgreichen Aufholjagd im 50. Saisonspiel. «Wir sind mit dem letzten Tropfen Sprit über die Ziellinie gekommen», erklärte 96-Sportdirektor Jörg Schmadtke.

Die Lauterer versteckten sich nicht und gingen durch einen herrlichen 25-Meter-Schuss von Pierre de Wit (7.) früh in Führung. Die 96-Profis schüttelten sich nur kurz und starteten einen Sturmlauf auf das Tor von Gäste-Keeper Tobias Sippel. Das Offensiv-Trio Didier Ya Konan, Mohammed Abdellaoue und Jan Schlaudraff hatte Chancen im Minutentakt, doch erst ein Eigentor von Alexander Bugera (38.) belohnte die Angriffsbemühungen. Der Verteidiger bugsierte einen von Sippel abgewehrten Ball unglücklich mit der Brust über die Linie.

Im zweiten Durchgang markierte Ya Konan per Kopf das hoch verdiente Siegtor. «Die ersten 45 Minuten waren schwierig, weil wir viele Chancen ausgelassen hatten», erklärte der Ivorer. Die Rekordzahl von 25 Schüssen auf das Gäste-Tor dokumentierte den unbedingten Siegeswillen der Niedersachsen, die mit großer Moral ihre letzten Kräfte mobilisierten. «Jetzt sind wir alle müde», sagte Ya Konan.

Nur der angekündigte Weggang von Sportdirektor Jörg Schmadtke trübte die Freude. Das letzte Wort ist in der Angelegenheit aber noch nicht gesprochen. «Es wird weitere Gespräche geben. Ich halte sie zumindest für ergebnisoffen», sagte Clubchef Kind.

Riesenbeifall gab es für Kultspieler Altin Lala, der in der 84. Minute eingewechselt wurde und sichtlich gerührt die Ovationen genoss. Vor der Partie hatten sich die Fans in einer beeindruckenden Choreographie bei dem albanischen Mittelfeldspieler bedankt. Der frühere 96-Kapitän wechselt nach 14 Jahren in die Reserve von Bayern München. Nach dem Schlusspfiff zogen Slomka und die Mitspieler Lala-Trikots an und feierten 15 Minuten lang auf dem Rasen mit dem 36-Jährigen. Nur wenige Zuschauer verließen das Stadion. «Ich bin ein Hannoveraner», sagte Lala.

«Zeitweise hat das bei uns gut geklappt. Ich bin mit dem Spiel zufrieden», kommentierte Kaiserslautern Coach Krassimir Balakow das letzte Saisonspiel des Absteigers. «Insgesamt war es aber eine verkorkste Saison», gab Kapitän Mathias Abel zu. Vor allem die Schwächen im Angriff sind eine der Hauptursachen für den Abstieg. Die 24 Saisontore wurden nur von Mönchengladbach (23) im Abstiegsjahr 2007 und von Tasmania Berlin (15) vor 46 Jahren unterboten.

Spieldaten:

Ballbesitz in %: 62,6 - 37,4

Torschüsse: 25 - 11

gew. Zweikämpfe in %: 55,7 - 44,3

Fouls: 12 - 11

Ecken: 16 - 2

Quelle: optasports.com