Keine Angst vor großen Namen!


Spanische Nacht für 96? Im Viertelfinale der Europa League trifft Hannover 96 auf Atlético Madrid, das Hinspiel findet am Donnerstag im Estadio Vicente Calderón statt (ab 21:05 Uhr im LIVETICKER).

Vorfreude bei der Slomka-Elf
Wird Hannover 96 für spanische Mannschaften zu einem roten Tuch? Oder nehmen die Kastilier die Niedersachsen in bester Stierkampfmanier auf die Hörner? Vor dem Viertelfinale in der Europa League zwischen Atlético Madrid und Hannover 96 scheint alles möglich! Die Vorfreude bei der Slomka-Elf ist jedenfalls groß, wie Jan Schlaudraff bestätigt: "Das sind die Spiele, die wir uns immer gewünscht haben! Madrid ist ein Gegner mit internationaler Größe." Die Liste der Erfolge ist lang: Neunmal konnten die "Rojiblancos" bereits die nationale Meisterschaft gewinnen, ebenso häufig holten sie den spanischen Pokal. Auf europäischer Bühne ist der letzte große Triumph nur knapp zwei Jahre alt: In Hamburg gewannen die Spanier das Endspiel gegen Fulham mit 2:1 nach Verlängerung und holten den Europa League-Pokal. 1974 durften sich die Madrilenen gar als beste Mannschaft der Erde fühlen. Im Weltpokalfinale 1974 setzte sich Atlético gegen die Argentinier von CA Independente durch.

Slomka: Mutig und frech auftreten
In der bisherigen Europa League-Saison gab sich die Mannschaft des ehemaligen argentinischen Nationalspielers Diego Simeone, der erst während der laufenden Saison im Dezember das Traineramt übernahm, keine Blöße. Die Vorrundengruppe I gewannen die Spanier souverän, auch die nächsten K.O.-Rundengegner Lazio Rom und Besiktas Istanbul waren keine großen Hürden. "In Madrid wird Hannover 96 nicht gerade als Favorit gehandelt. Das überrascht mich nicht. Dennoch werden wir alles versuchen, um hier zu bestehen. Wir wollen morgen ein solches Ergebnis erzielen, dass wir in Hannover noch alles drehen können", sagt Hannovers Coach Mirko Slomka. Von seiner Mannschaft erhofft er sich ein forsches Spiel: "Wir dürfen nicht ängstlich auftreten, sondern müssen mutig und frech sein, sonst haben wir keine Chance. Wir müssen auf jeden Fall eine sehr gute Leistung abrufen, um weiterzukommen."


Schon einmal konnten die 96-Spieler beim Tor in Sevilla auf spanischem Boden jubeln. Gelingt in Madrid die Wiederholung?

Cherundolo: Haben Job zu erledigen
Gut stehen, wenig zulassen und erfolgreich Konter gut setzen, mit diesen Worten erklärt 96-Offensivmann Jan Schlaudraff die Marschroute für das Hinspiel und ergänzt: "Wir müssen alle gegen den Ball arbeiten und dann gut umschalten." Sein Mannschaftskapitän Steven Cherundolo erwartet zwei harte Begegnungen, fügt aber auch an: "Wir haben einen Job zu erledigen. Wir haben unseren Donnerstag-Sonntag-Rhythmus gefunden, den wollen wir weiter fortsetzen!" Ein Pluspunkt für die Roten: 96-Trainer Slomka kann aus dem Vollen schöpfen, es gibt derzeit keine Ausfälle zu beklagen! Auch deshalb verspricht Mittelfeldmotor Manuel Schmiedebach: "Wir werden alles zeigen, was wir drauf haben!"

Falcao, ein Tor-Monster
Ein Blick auf den Kader der Madrilenen zeigt aber auch, welche Hochkaräter der Gegner aufbieten kann. Star der Mannschaft ist der Kolumbianer Falcao, der in dieser Spielzeit in der Primera División schon 19 Tore erzielte, weitere sechs Treffer markierte er in der Europa League. In der vergangenen Saison köpfte Falcao den FC Porto im Finale gegen den SC Braga zum Titelgewinn, mit 17 Treffern war der Mittelstürmer zudem erfolgreichster Torjäger der Europa League. Ebenfalls brandgefährlich ist der 24-jährige Adrián, mit 7 Toren und 5 Vorlagen der beste Atlético-Scorer auf internationaler Ebene. Rechtzeitig zum Viertelfinalhinspiel wieder fit zurück meldete sich der aus der Bundesliga bestens bekannte Mittelfeldregisseur Diego. Nach einem Muskelfaserriss gab der ehemalige Bremer und vom VfL Wolfsburg an Madrid ausgeliehene Brasilianer am vergangenen Wochenende sein Comeback. Schmiedebach verspürt durchaus Respekt vor den Namen, gleichzeitig ist allerdings auch der Glaube an die eigene Stärke spürbar: "Wir haben uns gestern intensiv mit Atlético beschäftigt, da gibt es Spieler, da reibt man sich die Augen, die haben Extraklasse. Wir brauchen uns aber nicht zu verstecken."

Madrid mit viel Qualität
Der türkische Nationalspieler Arda Turan kann auf beiden offensiven Außenbahnen für Wirbel sorgen und versorgt Falcao im Sturmzentrum mit den nötigen Vorlagen. "Madrid hat viel Qualität in der Offensive, ist kombinationsstark und fußballerisch besser als Lüttich", schätzt Kapitän Steven Cherundolo den Gegner ein. Auch in der Defensive sind die "Rojiblancos" stark besetzt, Innenverteidiger Diego Godín ist beispielsweise Stammspieler in der uruguayischen Auswahl. Als großes Talent gilt der 19-jährige Torwart Thibaut Courtois, der im vergangenen Herbst sein A-Länderspieldebüt für Belgien gab. Seine beeindruckende Saisonstatistik: Zwölf Liga-Spiele ohne Gegentor, bei zehn internationalen Spielen blieb er sechsmal unbezwungen.


Respekt vor dem Gegner, aber auch der Glaube an die eigene Stärke: Jan Schlaudraff hofft in Madrid auf ein gutes Ergebnis.

Respekt, aber auch Selbstbewusstsein
In der spanischen Liga schwächelte Atlético zuletzt etwas. Beim Tabellenletzten Real Saragossa unterlag der Tabellenachte mit 0:1. "Sie haben große individuelle Klasse, mich wundert es, dass sie in der Liga nur diesen Rang stehen", hat Slomka Respekt vor dem Gegner. Auch für 96-Kreativdirektor Schlaudraff ist die Madrider Niederlage in Saragossa kein Zeichen von Schwäche: "Das Ligaergebnis hat keinen Einfluss. Wir haben die Spiele gegen Istanbul gesehen und sind gewarnt." Gegen Besiktas setzten sich die Spanier im Achtelfinale in beiden Begegnungen klar durch. Im Heimspiel legten sie mit einem Sturmlauf und drei Toren in der ersten Halbzeit bereits die Grundlage zum Erreichen des Viertelfinals. "Wir fahren mit großem Respekt, aber auch mit hohem Selbstbewusstsein nach Madrid", macht Schlaudraff deutlich. Die Roten wissen, was sie im Hexenkessel Estadio Vicente Caldrón erwartet. "Wir sind gerüstet für das Duell! Wir werden alles geben, um ein gutes Ergebnis für das Rückspiel zu. Darauf freut sich eine ganze Region", sagt "Schlaufi". Sein Mannschaftskapitän pflichtet ihm bei: "Der Club, die Fans, die Stadt – das ist eine Einheit! Wir freuen uns auf die Unterstützung, sowohl in Madrid als auch beim Rückspiel zu Hause." Spätestens dann soll es eine rauschende spanische Fiesta geben, gefeiert von den Anhängern der Roten!
rk

So könnten sie spielen:

Atlético Madrid: Courtois – Juanfran, Godín, Domínguez, Filipe – Turan, Gabi, Suárez, Koké (Diego) – Adrián, Falcao

Hannover 96: Zieler – Cherundolo, Eggimann, Pogatetz, Pander – Stindl (Schlaudraff), Schmiedebach (Stindl), Pinto, Rausch – Ya Konan (Abdellaoue), Diouf

Schiedsrichter: Stéphane Lannoy (Frankreich)

hannover96.de