Auftakt zu "Wochen der Wahrheit"

Die Europa League als Stimmungsretter. Sowohl Hannover 96 (2:1 in Helsingborg) als auch Borussia Mönchengladbach (2:0 gegen Marseille) ließen den Niederlagen in der Bundesliga Siege auf internationalem Parkett folgen.

Gerade für die Gladbacher, die am Sonntag ab 17.30 Uhr in der AWD-Arena gastieren (im LIVETICKER), fühlte sich der Erfolg wie ein echter Befreiungsschlag an.

Enttäuschender Saisonstart für die "Fohlen"
Denn nach der überraschend starken Vorsaison, die für Lucien Favres Mannschaft auf Platz vier endete, verliefen die ersten Wochen der neuen Serie enttäuschend. Nach den Abgängen von Marco Reus, Roman Neustädter und Dante ist die Borussia weit von dem Leistungsvermögen entfernt, das sie in den eineinhalb Jahren zuvor unter Trainer Lucien Favre abrief. Trotzdem dürften die Roten gewarnt sein: Der VfL ist die letzte Bundesliga-Mannschaft, die in Hannover gewinnen konnte. 1:0 hieß es durch Marco Reus’ Tor am 30. April 2011 für die Gäste, die sich damals noch in akuter Abstiegsgefahr befanden.

Auf der Suche nach Stabilität
Favres Erfolgsrezept des Aufschwungs, die stabile Defensive, funktionierte zuletzt nicht mehr. Selbst Torwart-Talent Marc-André ter Stegen, der als einziger Bundesliga-Stammkeeper in der vergangenen Saison nie mehr als zwei Gegentore pro Spiel hinnehmen musste, ließ sich zuletzt von den Unsicherheiten der Hintermannschaft anstecken. Bei hohen Bällen wirkte er unsicher. Unter anderem fiel dadurch vor Wochenfrist das 0:1 durch den Bremer Nils Petersen – der Anfang vom Ende, Werder gewann mit 4:0.

Damit haben die Borussen ihre Serie der schwachen Auswärtsspiele fortgesetzt. Zuvor hatte es noch ein 0:5 in Dortmund, ein sehr glückliches 1:1 in Leverkusen und ein tristes 0:0 in Düsseldorf gegeben.


Tony Jantschke wird sich am Sonntag nicht mit "Kocka" Rausch duellieren. Der Gladbacher fällt aus.

Große individuelle Klasse
Dennoch muss 96 aufpassen, darf den Gegner trotz dessen Negativtrend in der Liga nicht unterschätzen. Gladbach hat eine Menge individueller Qualität im Kader. Juan Arango zum Beispiel. Der Venezolaner hat einen richtigen Lauf, traf inklusive Europa- und DFB-Pokal viermal und bereitete zudem sieben Tore vor. Auch der zweite Flügelspieler, Patrick Herrmann, ist an einem guten Tag ein Mann für die entscheidenden Szenen. Wenn ter Stegen zur Normalform zurückfindet, ist er ein echter Rückhalt wie beim 1:1 in Leverkusen, als er alleine den Punkt festhielt. Und an Granit Xhaka, der gegen Marseille allerdings überraschend 90 Minuten auf der Bank saß, waren nicht umsonst eine ganze Reihe europäischer Spitzenvereine interessiert.

Ohne Jantschke und de Jong
Den Sieg gegen Olympique haben die Gladbacher teuer erkauft. Der zuverlässige Rechtsverteidiger Tony Jantschke erlitt nach einem Tritt von Lucas Mendes eine Gehirnerschütterung, Stürmer Luuk de Jong trug nach einem Zusammenprall mit Joey Barton drei Fleischwunden am Knie davon, die noch auf dem Platz getackert wurden. Beide Akteure werden in der AWD-Arena fehlen. Ob der Ausfall des holländischen Stürmers dem ehemaligen 96er Mike Hanke, der zuletzt auf der Bank schmorte, eine Chance eröffnet, bleibt abzuwarten. Viel spricht dafür, dass Lucien Favre auf Peniel Mlapa setzt, der zuletzt in der Europa League gegen Marseille traf.


Wieder in Form: Didier Ya Konan (hier gegen Filip Daems) zeigte sich zuletzt gewohnt treffsicher

Wer stürmt für 96?
Die Personalsituation der Roten sieht da schon besser aus. Neben Langzeitausfall Leon Andreasen kommt ein Einsatz der zuletzt angeschlagenen Felipe (Zerrung Hüftbeuger) und Nikci (Meningitis)wohl noch zu früh. Gegenüber dem Last-Second-Sieg in Helsingborg ist Innenverteidiger Karim Haggui dagegen wieder einsatzbereit und könnte Schulz verdrängen. Große Variationsmöglichkeiten hat Coach Mirko Slomka vor allem im Sturm. Es dürfte interessant werden, für welches Angriffsduo er sich diesmal entscheidet.

Vier Heimspiele in Folge
Wie die Personalauswahl Slomkas auch aussehen wird – angesichts der derzeitigen Dreifachbelastung und weiteren drei Spielen innerhalb von sieben Tagen könnte der ein oder andere „reinrotieren“ – die beeindruckende Heimserie soll unbedingt weiter Bestand haben. Die Chancen, die „Wochen der Wahrheit“, die 96-Präsident Martin Kind ausgerufen hat, erfolgreich zu bestreiten, stehen gut. Schließlich ist das Gladbach-Spiel nur der Auftakt von insgesamt vier Heimauftritten in drei Wettbewerben in Folge. Zu Hause kann die Fanunterstützung bekanntermaßen jenen entscheidenden Zusatzschub geben, der am Ende den Ausschlag gibt – gerade im Duell zweier "Teams auf Augenhöhe" (Mirko Slomka).
tg/or

So könnten sie spielen:

Hannover 96: Zieler – Pander (Rausch), Eggimann, Haggui (Schulz), Cherundolo – da Silva Pinto, Stindl, Ya Konan (Schlaudraff) , Huszti, – Diouf, Abdellaoue (Sobiech)

Borussia Mönchengladbach: ter Stegen – Daems, Dominguez, Brouwers, Stranzl – Nordtveit, Marx, Arango, Xhaka, Herrmann – Mlapa

Schiedsrichter: Thorsten Kinhöfer (Herne)

Fotos: deisterpics/Firo

hannover96.de