Bittere 1:3-Pille in Hoffenheim

Die zuletzt erfolgsverwöhnten Roten mussten am 4. Spieltag in Hoffenheim einen Rückschlag hinnehmen. Die Slomka-Elf unterlag am Ende verdient mit 1:3 (1:1).

Zwar gelang 96 durch ein Eigentor Delpierres die Führung (26.), doch Johnson glich postwendend aus (27.). In der Schlussphase dominierte der Gastgeber und sorgte durch den eingewechselten Salihovic (82.) und Williams (90+2) für die erste Pflichtspielniederlage der Roten seit zehn Spielen.

96 ohne Andreasen und Huszti, 1899 ohne Wiese
TSG-Trainer Markus Babbel musste verletzungsbedingt auf Chris, Tim Wiese und Sven Schipplock verzichten. Dafür gab es zwei Premieren in seinem Team: Koen Casteels stand für den angeschlagenen Stammkeeper im Tor, Joselu stürmte für Eren Derdiyok. Der Heimcoach setzte am vierten Spieltag zudem auf Boris Vukcevic und Andreas Beck, dafür nahmen Patrick Ochs und Kevin Volland auf der Bank Platz. Kleine Sorgenfalten gab es bei 96-Trainer Mirko Slomka. Leon Andreasen musste mit muskulären Problemen im linken Oberschenkel nach dem gestrigen Abschlusstrainings die Segel streichen. Für ihn kam Manuel Schmiedebach in die Partie, den Part des gesperrten Szabolcz Husti übernahm Adrian Nikci. Ansonsten beließ es Slomka bei der Startformation aus dem Europa League-Spiel gegen Twente Enschede.

Zwei Tore in zwei Minuten
Die erste Viertelstunde verstrich ohne nennenswerte Chancen auf beiden Seiten. Keine der beiden Abwehrreihen musste sich übermäßig anstrengen. Ein Freistoßversuch der Hoffenheimer sowie einige wenige Vorstöße der Roten an die gegnerische Strafraumgrenze prägten die ersten 20 Minuten – ansonsten herrschte eher spielerische Flaute auf dem Grün der WIRSOL Rhein-Neckar-Arena. Fünf Minuten später ging es dann allerdings innerhalb von zwei Minuten zur Sache. Alle 96-Fans, die am vergangenen Donnerstag die Europa League-Partie gegen Twente Enschede verfolgt hatten, sahen eine Kopie des 2:2-Ausgleichstreffers gegen die Holländer. Wieder war es Konstantin Rausch, der sich auf links durchsetze, wieder war es ein gegnerischer Spieler, der die Kugel im eigenen Netz unterbrachte: Am heutigen Tag in Gestalt von Delpierre, der dem U21-Nationalkeeper Casteels per Kopf keine Chance ließ und für die 1:0-Führung der Roten sorgte (26.). Es dauerte allerdings nur verhältnismäßig kurz, bis es auch im Zielers Kasten klingelte. Nur eine Minute später gewann Johnson den Zweikampf gegen Cherundolo, zog in den Sechzehner und zirkelte den Ball aus spitzem Winkel am 96-Schlussmann Zieler vorbei in die rechte Ecke – 1:1-Ausgleich. Die zwei Tore sollten allerdings auch die einzigen beiden Höhepunkte der ersten Hälfte bleiben. Spielerisch bewegte sich die Begegnung eher auf mäßigem Niveau, beide Mannschaften zeigten in der Offensive keine Offenbarungen. Bedingt durch Schwächen im Umschaltspiel der Slomka-Elf kamen die Gastgeber dem 96-Kasten näher, als diese es sich vorgestellt hatten, Zählbares kam für Babbels Team allerdings nicht dabei heraus. Auf der Gegenseite ließen Cherundolo und Co. die Kreativität im Spiel nach vorn vermissen, es blieb bis zum Ende der ersten Hälfte durch Schiedsrichter Marco Fritz bei einem Treffer auf dem Konto beider Mannschaften. Kurz vor dem Halbzeitpfiff hatte 96-Stürmer Artur Sobiech noch angeschlagen den Platz verlassen, für ihn kam Teamkollege Didier Ya Konan.


Konstantin Rausch und Artur Sobiech: Nach der 1:0-Führung war
die Freude noch groß...

Salihovic und Williams besiegeln 1:3-Niederlage der 96er
Die zweiten 45 Minuten begannen wie die ersten, jedoch in der Anfangsphase mit leichten Vorteilen für die Gastgeber, die nach dem Ausgleichstreffer in der ersten Halbzeit offenbar nachlegen wollten. Zieler lenkte einen Freistoss Rudys von der linken Strafraumkante über die Latte, die anschließende Ecke - die erste für Hoffenheim nach 54 Minuten - blieb folgenlos. Es waren die Kraichgauer, die fortan auf den Führungstreffer drängten. Usami verzog das Leder über die Querlatte (56.). Eine Minute später probierte es Ya Konan nach Zuspiel von Schmiedebach, drosch den Ball aber linken Pfosten vorbei. Eine dicke Chance hatte dann der 1899er Joselu auf dem Fuß, der allein vor Zieler auftauchte: Allerdings machten ihm sowohl seine Nerven als auch das 96-Teamwork mit Felipe und Eggimann einen Strich durch die Rechnung, bevor der junge Spanier gefährlich zum Schuss kam (62.). Ohne positiven Ausgang blieb dann auch ein Freistoß Stindls nach Foul an Schlaudraff, dessen Abpraller Rausch in den Sinsheimer Himmel drosch (64.). Die Aufforderung der mitgereisten 96-Fangesänge, ein Tor für ihren Verein zu erzielen, blieben auf dem Feld weiterhin ungehört. Vielmehr hatten die Roten damit zu tun, ihren Kasten sauber zu halten. Felipe klärte erst vor Compper, der mutterseelenallein von rechts in den Strafraum angerauscht kam (71.), im Anschluss daran hatte Zieler fortwährend alle Hände voll zu tun. Der 23-Jährige bewahrte nur vier Minuten später seine Mannschaft mit einer Glanzparade vor dem Rückstand. Zuvor hatte der eingewechselte Derdiyok unbedrängt vom Elfmeterpunkt abgezogen, allein der Reflex des Nationaltorhüters verhinderte Schlimmeres. Die Gastgeber ließen nicht nach, beackerten die gegnerische Hälfte und setzten Hannover 96 weiter unter Druck. Mit Erfolg. Salihovic köpfte nach Flanke vom gerade gekommenen Volland zur 2:1-Führung ein (82.). Zieler und Felipe hatten noch auf der Linie versucht zu klären, konnten den Treffer jedoch nicht verhindern. Den bitteren Schlusspunkt an diesem Tag setzte Daniel Williams in der Nachspielzeit. Der Amerikaner hatte nach erneuter Vorlage Vollands keine Mühe, den Ball zum 3:1-Endstand über die Linie zu schieben.


...am Ende blieben den 96ern nach der 1:3-Niederlage gegen Hoffenheim, hier in Person von Lars Stindl, nur noch dicke Backen.

Am kommenden Mittwoch zuhause gegen Nürnberg
Fazit: Die Auswärtsbilanz gegen die TSG lässt weiter zu wünschen übrig. Zwei Unentschieden und nach dem heutigen Spieltag drei Niederlagen gegen Hoffenheim bescheren den 96ern zwar einen Ausflug in den sonnigen Süden, aber keine Punkte. Jetzt heißt es, die Begegnung schnell abzuhaken, Kopf und Körper zu regenerieren, um am kommenden Mittwoch gegen den 1. FC Nürnberg aufs Neue erfolgreich um drei Zähler zu kämpfen.
nr

TSG 1899 Hoffenheim: Koen Casteels, Andreas Beck, Marvin Compper, Sebastian Rudy, Boris Vukcevic, Daniel Williams, Matthieu Delpierre, Fabian Johnson, Joselu (71. Derdiyok), Roberto Firmino (64. Salihovic), Takashi Usami (81. Volland)

Hannover 96: Zieler - Cherundolo, Eggimann, Felipe, Rausch – Schmiedebach (74. Sakai), da Silva Pinto, Nikci (84. Abdellaoue), Stindl - Schlaudraff, Sobiech (44. Ya Konan)

Tore: 0:1 Delpierre (26. /ET), 1:1 Johnson (27.), 2:1 Salihovic (82.), 3:1 Williams (90.)

Gelbe Karten: Beck, Williams / Felipe, Eggimann

Schiedsrichter: Marco Fritz (Korb)

Zuschauer: 23575

Fotos: firo/deisterpics
hannover96.de